Mit unbearbeitetem Stein wird das Fundament gelegt. Aus dem mittleren Teil des Baumstamms von Kiefern, die 10 Jahre lang im Meereswasser aufbewahrt und so gehärtet wurden, werden die Säulen errichtet. Zwischen den Säulen wird aus Lehm die Wand hochgezogen, der Fußboden wird mit einer Heizung versehen und mit Holz bedeckt. Das Dach wird mit schwarzen Ziegeln gedeckt. Mit dem Dach, das sich elegant nach oben wölbt, so dass es den Eindruck macht, als würde es gleich in den Himmel hinaufsteigen, wird ein traditionelles koreanisches Haus – ein Hanok – fertig gebaut.
Ein Hanok wurde häufig zwischen einem Fluss im Vordergrund und einem Berg im Hintergrund gebaut. Es ist ein Haus, das im Einklang mit der Natur steht und das Gemüt so wie die Gedanken der Koreaner in sich birgt. Die traditionellen Hanok - Häuser waren und sind die Lebensgrundlage der Koreaner.
Das Wort Hanok, das soviel wie koreanisches Haus bedeutet, gab es früher nicht. Man sagte einfach Haus. Erst als man begann Häuser westlichen Stils zu bauen, ist das Wort Hanok zur begrifflichen Unterscheidung von westlichen Häusern entstanden. Ein traditionelles Haus wird durch zwei Einrichtungen definiert, und zwar Fußbodenheizung und Holzfußboden. In keinem anderen Land wurde bei traditionellen Häusern die Heizung so oft unter dem Fußboden verlegt. Auch in Japan gibt es sogenannte Dadarni-Zimmer aber keine Fußbodenheizung und auch in China wurden keine Häuser mit Fußbodenheizung entdeckt. Die Fußbodenheizung ist eine für die koreanischen Häuser einzigartige Einrichtung. |
Es erzählte Herr Hong Eul-Sue, der Leiter der Vereinigung für die Restauration von Kulturgüter.
Wie er sagte, ist ein Hanok ein traditionelles koreanisches Haus, in dem sich der Holzfußboden und die Heizung auf einer Fläche befinden. Die wichtigste Funktion eines Hauses ist es, die Menschen vor den äußeren Umständen wie Kälte oder Hitze zu beschützen. Daher wurden die Häuser dem Klima eines Landes entsprechend gebaut.
Korea hat ausgeprägte 4 Jahreszeiten, also einen kalten Winter so wie einen heißen Sommer. Daher war es nicht leicht die Häuser dem Klima anzupassen. Aber die alten Koreaner haben diese Aufgabe auf raffinierte Weise gelöst.
Es erzählt Architekturprofessor Kim Bun-Jol der koreanischen Kunsthochschule:
Die Fußbodenanlage ist eine Anlage zum Beheizen des Hauses und der Holzfußboden ist sozusagen eine Vorrichtung zum Kühlen. Die alten Koreaner haben nach zahlreichen Versuchen herausgefunden wie man eine Fläche mit einer Heizung und zugleich mit einer Kühlung versehen kann. Die Fußbodenheizung und der Holzfußboden sind wahrlich eine der besten Erfindungen der koreanischen Architektur. Es ist schwer einen Fußboden aus Holz mit einer Heizung zu versehen, denn es wurde mit Feuer geheizt und Holz brennt. Der Fußboden musste also auf der einen Seite geheizt und auf der anderen Seite gekühlt werden. Zwei Extreme mussten kombiniert werden, was ohne wissenschaftliche Kenntnisse nicht möglich war. |
In einem Hanok stehen Wissenschaft, Natur und der Mensch in Harmonie.
Nach 10 Jahren Arbeit habe ich mir ein kleines Haus mit 3 Zimmern gebaut, ein Zimmer für mich, eins für den Mond und eins für den Wind. Für die Berge und Flüsse gibt es keinen Platz so gehe ich hinaus und schaue sie mir an.
Häuser sind Gebäude die das Leben und die geistige Welt der Menschen die darin leben unverfälscht zum Ausdruck bringen. Die runden Linien der Dächer von Hanok - Häusern die schon vom Eingang des Dorfes aus zu sehen sind, stellen das Gemüt der Koreaner dar, für die es zu den wichtigsten Werten gehörte, sich der Natur zu fügen und mit ihr zu verschmelzen. Je nach Material des Daches werden die traditionellen Hanok in Ziegel- und Strohhäuser eingeteilt. Aber beide Häuser haben Dächer mit leicht gerundeten Linien.
Zwei Männer klettern mit einem Seil auf das Ziegeldach. Mit dem Seil in der Hand stellen sie sich an beide Enden des Daches. Nach der Form des leicht herunterhängenden Seils, das einer Wäscheleine ähnelt, wird der Dachfirst befestigt. So bekommt das Dach natürlichwirkende runde Linien. Es gibt eine Gruppe namens Hansamo, was soviel wie das Treffen der Leute, die Hanok- Häuser lieben, bedeutet. Wie der Name schon sagt, besteht sie aus Leuten, die von der Schönheit der traditionellen Häuser fasziniert sind.
Das Mitglied Chon Si-Uk beschreibt die Schönheit der Dächer folgendermaßen:
Wenn man die Ziegel auf den Dächern betrachtet kann man den Wechsel der Jahreszeiten wahrnehmen. Wenn sich Moos ansetzt dann merkt man, dass der Sommer kommt und wenn das Moos trocken wird dann kommt bald der Herbst. Der Schnee auf dem Dach kündigt den Winter an und wenn in den warmen Sonnenstrahlen der Schnee schmilzt, dann ist der Frühling nicht mehr weit entfernt. Wenn man die Dächer traditioneller Häuser betrachtet, spürt man die verschiedenen Jahreszeiten. |
An einem regnerischen Tag saßen die Koreaner im Zimmer und betrachteten die von der Dachtraufe herunterfallenden Regentropfen. Im Winter hoben sich die Kinder gegenseitig hoch um nach dem vom Dach herabhängenden Eiszapfen zu greifen. Die Dächer koreanischer Häuser sind häufig mit schönen Erinnerungen verbunden. Die Hanok - Häuser sind auf den ersten Blick eine Nachahmung der Natur, aber sie wurden auch nach wissenschaftlichen Kenntnissen gebaut.
Herr Hong Eul-Sue sagt, dass z.B. die vorspringende Dachtraufe eine wichtige Funktion hat.
Der Dachvorsprung ist eine besondere Vorrichtung eines Hanok. Wenn im Sommer die Sonne mittags hoch am Himmel steht, entsteht durch die Dachtraufe ein Schatten. Der Temperaturunterschied zwischen den beschattenden und nicht beschattenden Stellen ist sehr groß. Durch diesen Unterschied entsteht am Haus eine Konvektion, also eine Luftbewegung, und so ein leichter Wind. So spürt man in der Diele auch Tagen ohne Wind einen sanften Windhauch. Im Winter dagegen ist der Sonnenstand niedriger, so scheint die Sonne in das Haus hinein. Die von der Sonne aufgewärmte Luft fließt in das Haus hinein, so dass es warm wird. Der Dachvorsprung sorgt dafür, dass die Wärme nicht ausfließt, sondern im Haus bleibt. Früher spielten daher die Kinder immer an sonnigen Stellen unter der Dachtraufe. Da war es immer schön warm. Das sind die Funktionen des vorspringenden Daches eines traditionellen Hauses. |
In einem Hanok braucht man keine Uhr wenn die Blüten der Kürbisse auf den niedrigen Mauern aufblühten, fingen die koreanischen Müttern an das Abendessen zuzubereiten. Die Jungen vergnügten sich mit Murmeln und die Mädchen vertieften sich in ihr Spiel als Mutter. Die Mauer und der Hof eines Hanok - Hauses dienten als Uhr sowie als Spielsplatz für die Kinder. Die eigentliche Funktion einer Mauer ist es, die Grenze zwischen den Häusern zu markieren. Durch die Mauern wurden die koreanischen Häuser nach außen verstärkt und nach innen geöffnet.
Die Mauer verhüllt das Haus, wenn man das Tor öffnet begegnet man einer völlig anderen Welt. Das Haus eines Gelehrten wurde je nach der Lebensweise der Familienmitglieder nach Geschlecht und Gesellschaftsklassen in verschiedene Einheiten eingeteilt, die u.a. Chengnantse, Parantse, Antse und Hada genannt wurden.
Professor Kim Bun-Jol erzählt über die Raumaufteilung der koreanischen Häuser:
In einem koreanischen Haus wurde zwischen Mann und Frau, zwischen hohen und niedrigen Gesellschaftsklassen und zwischen den Toten und den Lebenden unterschieden. Höchstwahrscheinlich wegen des Einflusses des Konfuzianismus, der die Ideologie der Choson-Dynastie war. Besonders im späten Choson wurden die Ideen des Neokonfuzianismus, der die Ausführung von Zeremonien und die gesellschaftliche Ordnung bestimmte, auch auf Gebäude übertragen. Z.B. gab es ein Zimmer nur für die Frauen und Sarangzimmer nur für die Männer, weil im Konfuzianismus deutlich zwischen Mann und Frau unterschieden wurde. Es gab auch Zimmer nur für die Knechte, was zeigt, dass die Gesellschaftsordnung zwischen unterschiedlichen Klassen streng befolgt wurde. Das Haus eines Gelehrten hatte auch ein Mausoleum namens Hada, denn in der konfuzianischen Gesellschaft wurden die Vorfahren hoch geachtet und verehrt. Die traditionellen Häuser repräsentierten sozusagen die konfuzianischen Normen. |
In der Choson – Dynastie, die von der konfuzianischen Kultur bestimmt wurde, war eine patriarchalische Großfamilie die grundlegende Einheit der Gesellschaft. Der Vater stellte den Mittelpunkt der Familie dar, und das Sarangzimmer war ein Raum nur für ihn.
Der Koreanistikprofessor Pak Dun-Ju ist in einem traditionellen Hanok aufgewachsen. Er erinnert sich an das Sarangzimmer des Vaters folgendermaßen:
Das Sarangzimmer war ein Raum, in dem sich die Verwandten und Nachbarn versammelten und sich unterhielten. Auch familiäre Angelegenheiten wurden in diesem Zimmer besprochen. Im Sarangzimmer stand ein kleiner Tisch. Hier wohnte mein Großvater der uns immer Taschengeld gegeben hat. In diesem Zimmer hielten sich immer die Männer auf. Ich habe angenehme Erinnerungen an diesen Raum in dem auch die Gäste bewirtet wurden. Man trank Alkohol und trug dabei Gedichte vor, was man durch die mit Papier überzogenen Türen im Nebenzimmer hören konnte. Erwachsene verhalten sich sehr nobel, dachte ich mir immer. |
Im Sarangzimmer kam die Vornehmheit der Gelehrten der Choson – Dynastie zum Vorschein. Aber ironischer Weise war ich nicht der Mittelpunkt eines traditionellen Hauses. Das Ahnenzimmer im Innersten des Hauses, in dem die Frauen von der Außenwelt isoliert lebten, war das Zentrum eines Hanok.
Herr Han Eul-Sue erzählt:
Es klingt ironisch, aber das Dach des Ahnenzimmers der Frauen war immer höher als das des Sarangzimmers der Männer. Die meisten denken, dass das Zimmer der Männer ein höheres Dach haben müsste. Aber das ist nicht richtig. Denn das Ahnenzimmer befand sich an einer Stelle an der der Boden höher war. Aber wenn es auch nicht der Fall war, war das Ahnenzimmer immer höher. Und zwar weil sich im hinteren Teil des Hauses befand. Wenn man es daher nicht höher gebaut hätte, könnte die Sonne nicht hineinstrahlen. Die Männer hätten es aber auch verbieten können das Zimmer der Frauen höher zu bauen, weil in der Choson – Dynastie der Mann höher als die Frau gestellt war. Aber das haben sie offensichtlich nicht getan. |
Mäßigkeit und Ungezwungenheit waren die wichtigsten Punkte auf die man beim Bau eines Hanok achtete. In Korea bestehen 40% der Bodenfläche aus Bergen, weshalb es im Vergleich zu China oder Japan wesentlich weniger Grundstücke für Gebäude gibt. Daher hat ein Hanok ein relativ großen Hof aber kleinere Zimmer. In den kleinen Zimmern richtet man jedoch hier und dort Geheimfächer ein, in denen man verschiedene Gegenstände aufbewahren konnte. Durch die versteckten Fächer wurde das kleine Zimmer immer vergrößert.
Frau Chon Son-Na, Mitglied von Hansamo, der Gruppe der Leute die Hanok lieben, lebt in einem traditionellen Haus. Sie erzählt von diesen Geheimfächer:
Hier und dort gibt es viele Stellen zum Ablegen und Aufbewahren, was für jeden Haushalt sehr praktisch ist. Jedes Zimmer hat ein Dachgeschoss, so dass man keinen Extraschrank braucht. Viele sagen dass die Zimmer zu klein sind, aber statt dessen braucht man nicht viele Möbel da es über und unter den Zimmern viele Abstellräume gibt. Damit man sich in den kleinen Zimmern nicht bedrückt fühlt, lies man den Hof leer stehen. Wie Laotse sagte, muss es leer sein, um es zu füllen. Der Hof eines Hanok konnte für verschiedene Zwecke verwendet werden, da er immer leer stand. |
Die Kunstgewerblerin Yi Oo-Ko erzählt über ihre Erinnerungen an den Hof ihres Elternhauses:
Zuhause hatten wir einen Mörser mit dem Getreide zermahlen wurde. An traditionellen Festtagen oder bei den jahreszeitlichen Ahnengedenkfeiern im Oktober wurde in eine Ecke des Hofes Reiskuchen zubereitet und in der anderen Ecke bereitete man sich auf die Zeremonien vor. Damit fand die Hochzeit nicht in Hochzeitshallen wie heutzutage, sondern zu Hause im Hof statt. Der Bräutigam besuchte das Haus der Braut und zog sich im Sarangzimmer die Hochzeitskleidung an. Die Braut wartete in der Diele auf den Bräutigam. Im Herbst wurden auf einer Strohmatte im Hof rote Paprikaschoten, Kastanien und Datteln getrocknet. |
In einem Hanok gibt es viele Räume, die wie der Hof leer stehen aber doch voll sind. Da alle Räume mit einem Fußboden aus Holz und einer Fußbodenheizung ausgestattet waren, waren sie vielseitig verwendbar. Die Diele, die das Zentrum zwischen dem Ahnenzimmer der Frauen und dem Sarangzimmer der Männer war, verband die einzelnen Zimmer und gab so dem Haus gewissermaßen Spielraum. Professor Kim Bun-Jol sagt, dass die Diele aufgrund ihrer vermittelnden Funktion ein eleganter Raum war. Die Räume der traditionellen Häuser Koreas waren architektonisch geschickt angeordnet, sagt man. Die Diele wird als ein Vermittlungsraum bezeichnet. Man konnte nicht direkt von außen in den inneren Teil des Hauses gelangen, sondern musste eben durch diesen Vermittlungsraum laufen. Ein Hotel z.B. hat eine Lobby, durch den man in das Schlafzimmer gelangt. In Gasthäusern dagegen befinden sich die Zimmer unmittelbar hinter dem Eingang. Die traditionellen Hanok haben eine sehr noble Struktur, könnte man sagen. Nicht nur Häuser von Gelehrten oder Reichen, sondern auch kleine Bürgerhäuser mit nur 3 oder 4 Zimmern hatten immer eine Diele, einen Vermittlungsraum. Das koreanische Volk hatte sozusagen eine noble Wohnkultur entwickelt.
Vor der Diele befand sich der leere Hof und hinten stand ein dichtbewaldeter Berg. Im Sommer strömte die warme Luft im Hof den Berg im Hintergrund hinauf, die kühle Luft aus den Wäldern drang in die Zimmer ein. Die Diele war die Stelle, durch die die kühle Luft wehte. Daher war es in der Diele auch bei drückender Sommerhitze relativ kühl.
In der Nacht erklang aus der Diele immer die Geräusche der Hämmerchen mit denen die Frauen die Wäsche glätteten. Die Frauen mussten für ihren Ehemann, ihre Schwiegereltern und für die Kinder kochen und waschen, bei der Feldarbeit helfen, Geschirr spülen, Kleider weben und abends noch die Wäsche bügeln. Sie mussten bis tief in die Nacht arbeiten, während die anderen Familienmitglieder schon im Bett waren.
Professor Pak Dung-Ju sagt, dass die Geräusche der Hämmerchen jedoch noch eine besondere Bedeutung hatten:
Mit Hämmerchen aus Holz schlug man auf die Wäsche um sie zu glätten. Unter die Wäsche legte man einen flachen Stein und darüber die Tücher damit der Fußboden nicht schallte. Dieser Stein durfte auf keinen Fall als Kissen benutzt werden, da man sagte: man würde sich sonst im Gesicht verletzen. Beim Glätten sprühte man Wasser auf die Wäsche. Die Mutter und die Großmutter schlugen zusammen auf die Wäsche und unterhielten sich dabei. So konnte die menschliche Beziehung zwischen der Schwiegertochter und ihrer Schwiegermutter intensiviert werden. |
Nach dem Glätten der Wäsche ging die Mutter ins Wohnzimmer, sie mahlte dann Bohnen vermischte sie mit Öl und legte sie in einen Beutel aus Baumwolle. Damit fuhr sie mehrmals über den Boden bis er glänzte. Das Ahnenzimmer war ein Raum für die Frauen, wurde aber immer für verschiedene Zwecke freigegeben. Der größte Teil der Alltagstätigkeiten der Familie ging hier vor sich. Es wurde geschlafen, gegessen und gearbeitet.
Warum wurde das Ahnenzimmer für verschiedene Zwecke verwendet?
Wegen der Fußbodenheizung entwickelte sich in Korea eine Sitzkultur. Man setzte oder legte sich lieber auf den schön warmgeheizten Boden. Um zu schlafen breitete man ein gepolstertes Stoffstück und eine Decke aus, die nach dem Schlaf wieder zusammengefaltet und beiseite gelegt wurde. Auch der Esstisch wurde nur zum Essen ins Zimmer gestellt und danach wieder hinausgetragen. Ein und der selbe Raum diente aus Schlaf- sowie als Esszimmer. Aufgrund der Sitzkultur konnte ein Zimmer nicht ausschließlich für eine Zweck verwendet werden. In einem Zimmer wurde gearbeitet, gegessen und wenn man Gäste hatte, wurden sie dort bewirtet. Um ein Zimmer für verschiedene Zwecke zu benutzen, fertigte man die Möbel wie z.B. den Esstisch so an, so dass sie faltbar, bzw. leicht tragbar waren.
Die Koreaner entwickelten eine Lebenskultur in der die Zimmer viele Bedürfnisse befriedigten und die Möbel nicht fest an einer Stelle standen. So erfanden sie dann eine raffinierte Vorrichtung, eine sogenannte Punh´ab-Tür, die aus zwei Paaren, also aus insgesamt 4 Teilen bestand, die den inneren und den äußeren Teil der Diele teilten und je nach Bedarf herausgenommen werden konnten. Wenn man die Diele und die Zimmer als ein Raum benutzten wollte, oder wenn es zu warm war, nahm man diese Schiebetür heraus. Wenn man die Tür wieder einsetzte, diente sie als eine Wand die Zimmer und Dielte voneinander teilte. Durch die Fußbodenheizung entwickelte sich eine Sitzkultur, durch die sich wiederum eine flexible Denkweise entwickelte, die sich in den Häusern der Koreaner widerspiegelte. Die herausnehmbaren Schiebetüren sind ein gutes Beispiel das zeigt, wie die Menschen das Haus einander ähnelten.
Das erste, was man gemeinsam zu Beginn des Frühlings in einem Hanok machte, war, die verfärbten Türen mit neuem Papier zu überziehen. Die Tür eines Hanok hat einen Rahmen in Gitter, die mit traditionellem Papier überzogen wurden. Wenn das Papier schmutzig wurde, zog man es ab, wusch es und spannte es wieder auf den Türrahmen. Dabei sprühte man Wasser auf das Papier damit es straff wurde. Manchmal bohrte man ein Loch in das Papier, durch das man die Vögel draußen beobachtete. An windigen Tagen pfiff der Wind an den Türen vorbei und manchmal konnte man durch das Papier den hellen Mond wie im Nebel schimmern sehen. Die traditionellen Türen sorgten für eine gefühlvolle und reizvolle Atmosphäre.
Wie Professor Pak Dung-Ju sagte, schufen die mit Papier überzogenen Türen eine romantische und poetische Atmosphäre. Ein mancher soll den Schatten der Wolken mit seiner Liebe verwechselt und in Sorgen hinausgesprungen sein. Wenn man die Türen mit dem halbdurchsichtigen Papier überzog, verwandelte sich das Haus in einen gemütlichen Raum. Das traditionelle Papier wurde aus Maulbeerbäumen hergestellt und war daher sehr haltbar. Es mildert die Kälte, laute Geräusche und starkes Licht. Daher wirk ein Zimmer mit einer traditionellen Tür hell, warm und ruhig. Das Papier filterte alles was einem stören konnte. Daher ist das traditionelle Papier wie ein Material das auch heutzutage noch sehr nützlich ist. Ein anderes Element eines Hanok, das in die moderne Architektur aufgenommen werden könnte, ist die Fußbodenheizung, die so verlegt war, dass es sich an verschiedenen Stellen des Zimmers unterschiedlich warm war. So der Kulturgutrestaurator Han Eul-Sue.
Die Heizung einer Appartementwohnung könnte man so verlegen, dass die Temperatur des Bodens an beiden Enden des Zimmers unterschiedlich ist. Z.B. in dem man den Abstand zwischen den Rohren ein bisschen ändert. Durch den Temperaturunterschied zirkuliert die Luft im Zimmer. Wenn aber der Fußboden an allen Stellen gleich warm ist, bewegt sich die Luft nicht. In einer solchen Luft fühlt man sich nach einer Nacht nicht ganz wohl. Wenn die Luft zirkuliert wirkt sie frischer. Besonders abends merkt man das deutlich. Es ist bestimmt besser für die Gesundheit, wenn sich die Luft leicht dreht.
Frau Tong Un-Ha, die in einem traditionellen Hanok lebt kann bestätigen, dass die alte Fußbodenheizung durch die das Zimmer an verschiedenen Stellen unterschiedlich warm wird eine wohltuende Wirkung hat.
In einem Haus mit moderner Heizung, z.B. in einer Appartementwohnung bekommt man Atembeschwerden und Kopfschmerzen wenn man die Heizung hochdreht. Aber hier ist die Luft immer frisch auch wenn der Fußboden fast kocht. Die Feuchtigkeit wird auf natürlicher Weise geregelt, auch wenn man stark gefroren hat, fühlt man sich nach einer Nacht am nächsten Tag wieder fit. |
Fußbodenheizung und Lehmwand, Dachvorsprung und mit Papier überzogene Schiebetüren. In traditionellen Hanok - Häusern die in Harmonie mit der Natur stehen, sind die Weisheiten der alten Koreaner enthalten. Aber für den modernen Mensch kann ein Hanok auch unbequem sein, denn man muss auf dem Fußboden sitzen, sich viel bewegen um von einem zum anderen Zimmer zu gelangen und die Küche und die Toilette sind nicht bequem zu erreichen.
Aber Herr Chin Uin-Jun, der Leiter des Hanokkulturinstituts sagt, dass die relativ weite Entfernung zwischen den Räumen, die dem modernen Menschen Unbequemlichkeiten bereiten, eher ein Vorteil sind.
Ein Nachteil westlicher Häuser ist, dass man sich nicht viel bewegen muss. In einer Appartementwohnung z.B. steht der Esstisch in der Küche oder zumindest in unmittelbarer Nähe. Man hält sich also beim Kochen sowie beim Essen nur in der Küche auf. Es ist nicht gut für die Gesundheit, wenn man bei der Hausarbeit 2 Stunden an der selben Stelle steht. Denn man benutzt immer nur eine Seite der Muskeln. Bei traditionellen Häusern dagegen muss man sich viel bewegen um das Essen von der Küche ins Esszimmer zu tragen. So bleibt der Körper in Bewegung, man bewegt sich viel, atmet tief und fühlt sich dadurch nicht zu müde. Außerdem hat ein Hanok viele Plätze, an denen die Kinder spielen können.
Ein Haus in dem man sich an Regentagen überlegen muss, ob man mit oder ohne Schirm auf die Toilette geht ist ein gutes Haus. Ein Haus, das den Kindern viele Verstecke bietet, ist ein gutes Haus. Z.B. in der Dachkammer neben dem Herd in der Küche, hinter den Krügen im Hof oder unter dem Fußboden. Ein Haus, das man mit den Erinnerungen an Geräusche verknüpft, ist ein gutes Haus. Z.B. wenn Brennholz gehackt wird, Reiskuchen weichgehauen wird, oder Pfannkuchen gebraten werden. In einem Haus, in dem es Stellen zum Verstecken und Ecken zum Träumen gibt, existiert eine vornehme Kultur. Daher gilt ein Hanok als die Gefühle aller Mitglieder der Familie aufbewahrt als ein Symbol der Heimat und der Warmherzigkeit.
Professor Kim Bun-Jol der koreanischen Kunsthochschule sagt, dass auch die geistigen Werte der traditionellen Häusern übernommen werden sollten.
Das Zeitalter, die Architektur und Bautechnik, sowie die Baumaterialien haben sich geändert. Ein Hanok wurde auf einer großen Fläche gebaut und bestand aus mehreren Gebäuden die zusammen eine kollektive Schönheit ausstrahlten. Das ist heutzutage so gut wie unmöglich. Es gibt nicht genug Bodenflächen die bebaut werden können und auch sehr teuer sind. Aber zumindest die geistigen Werte der traditionellen Häuser sollten wir übernehmen und weitergeben. Z.B. Werte wie Mäßigkeit und Ungezwungenheit oder Lässigkeit. Bei traditionellen Häusern wurde der Hof groß angelegt und statt dessen die Zimmern kleiner gebaut. Man wusste zu verzichten auf der anderen Seite auch zu genießen. Eine solche Einstellung macht das Leben üppig. Beim Bau eines Hauses sollte man alle modernen Bautechniken anwenden. Aber das Haus sollte das Gemüt der Koreaner in sich tragen. So ein Haus könnte man ein wahres Hanok nennen.
( aus der RKI - Sondersendereihe "Die Koreaner auf der Suche nach der Urform ihres Lebens, Teil 8 vom 26.09.2000 )
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