Von Ende Juli bis zum 7. September 2005 war ich mit meiner Freundin wieder in Albanien und im Kosovo. Diese Reise unternahmen wir weil ich von meinem Albanisch-Lehrer in Prag ein tolles Angebot bekommen habe. Ich durfte an der Sommerschule der albanischen Sprache an der Universität in Prishtina teilzunehmen. In den nun folgenden Zeilen möchte ich meine Eindrücke von dieser Reise nach Albanien und in das Kosovo mitteilen:
Während unserer Reise nach Albanien und ins Kosovo haben wir kein negatives Ereignis erlebt, überall haben wir nur gute Menschen mit einer großen Gastfreundlichkeit getroffen. Wir sind nur per Anhalter gereist und vielleicht hatten wir Glück, dass wir nicht länger als 15 Minuten auf der Strasse warten mussten. In Albanien war der Autostop noch besser, oftmals wurden wir schon vom ersten Wagen, der vorbei fuhr, mitgenommen. In Albanien sind wir aus Montenegro angekommen und unser erstes Ziel war das Adriatische Meer. Wir wollten in diesem Jahr eine andere Gegend als im Jahr 2004 besuchen, so haben wir dieses Mal das kleine Dorf Tale zwischen Shëngjin und Durrës besucht, wo es einen schönen Sandstrand mit wenigen Menschen gibt. Hier war es möglich völlig ungestört zu rasten und die Schönheit der albanischen Küste zu genießen. Überall waren wir im Kontakt mit Menschen, die sich für unsere Reise aufrichtig interessiert haben. Mir hat natürlich sehr geholfen, dass ich Albanisch sprechen konnte, so habe ich von den Menschen viele interessante Sachen über die albanischen Traditionen und über die Probleme des heutigen Albaniens erfahren. Die Albaner wollten wissen, wie man in der Tschechischen Republik lebt und oft wurde ich von Kenntnissen der Albaner über unser Land überrascht. Ich habe festgestellt, dass Tschechien und die ehemalige Tschechoslowakei in Albanien Synonyme für den guten Fußball und für gute LKWs sind. Als wir das Meer verlassen haben, sind wir durch Lezhë ins Gebiet Mirditë gefahren, dort besichtigten wir die Stadt Rreshën. Rreshën ist eine kleine und angenehme Stadt mit einer großen und neu aufgebauten katholischen Kirche, in deren Umgebung die schöne hügelige Natur zu bewundern ist. Wir wollten auch die Lura-Seen besuchen, so dass wir in das albanische Binnenland weiterfahren mussten.
Kurz hinter Rreshën endet die Asphaltstrasse und bis Peshkopi in Ostalbanien führen nur schmale Steinwege, auf denen man nicht schneller als 30 km/h fahren kann. Das war aber natürlich kein Problem für uns, schließlich hatten wir Ferien. Die Landschaft zwischen Rreshën und Peshkopi ist wunderschön. Der Weg bringt den Menschen in ein schönes Tal mit grünen Wiesen, auf denen Schafe weiden. Rundherum gibt es hohe Berge und tiefe Klüfte, auf deren Gründen die wilden Bäche mit Eiswasser fließen. Das Leben in dieser isolierten Landschaft ist sicher nicht leicht und wir haben erfahren, dass im Winter alle Wege von Schnee oft länger als 3 Monate total gesperrt sind. Dieses Gebiet ist sehr reich an Mineralien und wenn man durch dieses Gebiet durchfährt, kann man viele Bergwerke sehen. Alle Bergwerke, die ich gesehen habe, waren aber geschlossen und oft ganz kaputt. Das bedeutet, dass fast alle Menschen arbeitslos sind und das hat die traurige Folge, dass dort viele leere Häuser stehen, ja sogar Dörfer sind verlassen. Viele Menschen sind in Städte umgezogen, wo sie vielleicht eine bessere Chance haben, Arbeit zu finden. Wir haben versucht die Lura-Seen zu besuchen, konnten sie aber leider nicht finden. Wir haben einen Ausflug aus dem Dorf Fushë-Lurë gemacht, um den größten See zu besuchen, aber leider haben wir kein richtigen Weg zu diesem See gefunden. Unsere Bemühungen die Seen zu finden, wurde aber dennoch belohnt, weil wir von den Bergen bei Fushë-Lurë aus wunderschöne Ausblicke ins Tal und in die breite Umgebung hatten, außerdem waren die Wälder reich an Himbeer- und Blaubeersträuchern, die Früchte waren außerordentlich süß.
Von der schönen Stadt Peshkopi unter dem höchsten albanischen Gebirge Korab sind wir nach Nordalbanien gefahren. Kukës in der Nähe der Grenze zum Kosovo ist von Peshkopi nur 80 Km entfernt, aber für diese Strecke haben wir etwa 10 Stunden gebraucht. Sehr lange mussten wir zu Fuß gehen, weil es dort fast keine Autos gab, und erst nach einigen Stunden hat uns ein LKW mitgenommen. Kukës ist auch eine schöne Stadt, die sich unter dem majestätischen Gebirge Gjalica und am Zusammenfluss des Schwarzen Drins und des Weißen Drins befindet. Hier haben wir auch den typischen balkanischen Korso erlebt. Abends sind die Strassen voll von Menschen und alle Geschäfte sind geöffnet. Von Kukës aus sind wir in ein sehr entferntes Gebiet Albaniens, ins Gebiet Tropoja mit dem Zentrum in Bajram Curri, gefahren. Es handelt sich um das Grenzgebiet des Kosovo, wohin nur eine schlechte Asphaltstrasse durch hohe Berge führt. Wenn man in diese Strasse abbiegt, fährt man auf Serpentinen wechselnd bergauf und bergab und die Strasse windet sich langsam zuerst zu einem großen Wasserkraftwerk bei der Stadt Fierzë. Wenn man den Stausee überquert, sind es nur ein paar Kilometer zur Stadt Bajram Curri. Von vielen Albanern haben wir gehört, dass diese Region Albaniens nicht gerade gefahrlos ist. Als wir in Bajram Curri ankamen, haben wir festgestellt, dass wir in dieser Gegend sicher sind. Hier machten wir auch wieder Bekanntschaft mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Von Bajram Curri aus führte unser Ziel zum Fluss Valbona und zum Valbona-Tal. Durch dieses Tal führt nur ein schmaler Weg, der im Dorf Valbona und in Rrogam endet. Diese zwei Dörfer wollten wir besuchen. Das Valbona-Tal ist wirklich wie eine Märchenlandschaft. An beiden Seiten des Tals kann man hohe Bergen bewundern, deren Höhe bis 2500 Meter über dem Meeresspiegel reichen. Entlang der Strasse fließt der wilde und kalte Fluss Valbona, der eine helle grüne Farbe hat. Entlang des Flusses liegen alte Steinhäuser mit schönen, gepflegten Gärten, die vom Wasser bewässert werden, das in kleinen Bewässerungskanälen aus dem Fluss zufließt. Jeder Mensch, den wir auf unserem Weg getroffen haben, wollte uns nach seinem Haus einladen, wo wir kleine Tasse Kaffe und hausgemachten Joghurt bekommen haben. Ja, ich kann mich nur wiederholen, dass die Gastfreundlichkeit der Albaner wirklich sehr groß ist. Dieser Teil Albaniens hat mir wirklich sehr gefallen, weil dort alles schön ist. Die Menschen sind sehr nett und die Landschaft ist vielleicht noch schöner als in der Schweiz.Schließlich waren wir dann im Kosovo, wo ich an der Sommerschule zum Erlernen der albanischen Sprache teilnehmen sollte. Bis zum Beginn des Kurses hatten wir etwa 10 Tage frei, die wir zu Touren durch das ganze Kosovo genutzt haben. Das Kosovo ist sehr klein, so dass es uns gelungen ist, fast alle wichtigen Orte dieses Land zu besuchen. Zuerst waren wir in den Bergen im schmalen Grenzgebiet des Kosovos zwischen Albanien und Mazedonien, südlich von Prizren. In diesem Teil Kosovos leben so genannte Goranzen. Hierbei handelt sich um Slawen, die serbisch sprechen und die Moslems sind. Wir haben zwei verlorene Dörfer von Goranzen besucht und eines Tagen haben wir auch einen schönen Ausflug ins Gebirge unternommen, dessen Berggipfel mehr als 2000 Meter hoch sind. Das Wetter war toll, so dass wir wieder unvergessliche Ausblicke in die breite hügelige Umgebung genießen konnten. Dann sind wir in Prizren angekommen. Meiner Meinung nach Prizren ist die schönste Stadt in Kosovo. Prizren ist sehr alt und im Zentrum befinden sich einige sehr alte Moscheen und eine alte Steinbrücke. Diese Stadt hat eine angenehme Atmosphäre und das gute Gefühl von dieser Stadt verderben nur zwei ausgebrannten Kirchen, die uns daran erinnern, dass der Frieden in Kosovo noch heute wacklig ist. Die Stadt, wo die Spannung zwischen Albanern und Serben auch heute noch fühlbar ist, ist Mitrovica in Nordkosovo. Durch Mitrovica fließt der Fluss Ibar, der die etnische Grenze bildet. In Mitrovica gibt es eine Brücke zwischen dem albanischen und dem serbischen Teil. Diese Brücke ist oft der erste Ort in Kosovo, wo Unruhen anfangen. Durch diese Brücke gehen fast keine Menschen und an beiden Seiten herrscht Angst und Misstrauen. Ich kann aber nicht sagen, dass das Kosovo gefährlich ist. Nein, auch in Kosovo haben wir uns nur mit netten Menschen, Albanern sowie Serben, getroffen und auch hier sind die Menschen sehr gastfreundlich. Ich freue mich darüber, dass wir auch alte serbische Klöster gesehen haben, obwohl sie streng von KFOR bewacht sind.
Die Sommerschule in Prishtina war sehr gut. Jeden Tag hatten wir Kurse der albanischen Sprache und die Universität in Prishtina, die diese Sommerschule organisierte, hat für Studenten aus der ganzen Welt ein reiches Programm vorbereitet. Wir haben viele Ausflüge gemacht und wir konnten auch verschiedene Institutionen in Prishtina besichtigen. Wir waren in der Nationalbibliothek, in der Akademie der Wissenschaften, im Albanologischen Institut usw. Es war auch sehr interessant, dass an dieser Sommerschule Menschen aus verschiedenen Ländern der Welt teilgenommen haben. In Prishtina waren nicht nur Studenten, sondern auch Menschen, die zu Albanern eine Beziehung haben, so dass ich mich dort zum Beispiel mit vielen Arbereschen (Albaner, die in Süditalien leben) und auch mit einigen Besuchern aus Syrien, deren Vorfahren Albaner waren, treffen konnte. Weiter waren dort Menschen aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Polen, Deutschland, England, den USA und auch eine kleine Gruppe aus Tschechien. Es hat mir sehr gefallen, dass in Prishtina auch unser Lehrer, Herr Dozent Dieter Nehring, angekommen ist. Ja, an die zwei Wochen in Prishtina werde ich mich immer gern erinnern.