Quelle: Korea in Zahlen - eine wöchentliche Rubrik in der Magazinsendung "Kreuz und quer durch Korea" von Radio Korea International

 

 

Es gibt nicht viele Länder wie Südkorea, in denen vom Staat sowie im privaten Bereich so viel in Erziehung und Bildung investiert wird. Anfangs der 70er Jahre wurde erstmals die Schulpflicht für die Grundschule eingeführt. Später dann im Jahr 1985 wurde in der Verfassung eine Schulpflicht von 9 Jahren vorgeschrieben. Das koreanische Schulwesen ist in Grund-, Mittel- und Oberschule aufgegliedert. Die Schulzeit beträgt 6 und jeweils 3, also insgesamt 12 Jahre. Die Entwicklung des modernen Schulwesens hat sich in Korea den Anforderungen der Industrie entsprechend entwickelt, so dass die Industrie je nach Entwicklungsphase mit entsprechenden Arbeitskräften versorgt werden konnte. Im Anfangsstadium der industriellen Entwicklung in den 60Jahren wurde die Grundschulbildung gefördert, wodurch ausreichende Arbeitskräfte für die Leichtindustrie gebildet werden konnten. In den 70er Jahren wurde die Bildung der mittleren Stufe und insbesondere die praktische Berufsausbildung verstärkt gefördert. So verfügte das Land über genügend qualifizierte Arbeitskräfte, die die Industrie in dieser Zeit benötigte. Durch die konstante Förderung der höheren Bildung ist in den 80er Jahren die Zahl der Hochschulabsolventen im großen Maße gestiegen, wodurch sich in Korea ein Wandel für informations- und technologiegestützte Industrie vollziehen konnte. 

Die Zahl der Mittel- und Oberschulen ist zwischen 1965 und 2000 jeweils von 1208 auf 2431, bzw. von 701 auf 1957 kontinuierlich gestiegen. Die Zahl der Grundschulen dagegen  verringert sich seit 1985. Damals waren es 6519, im Jahr 2000 waren es 1552 Schulen weniger. Auch die Zahl der Fachhochschulen und Universitäten hat zwischen 1965 und 2000 um jeweils 3,3 und 2,5% zugenommen. Die Regelstudienzeit an Fachhochschulen und Universitäten beträgt jeweils 2 bzw. 4 Jahre. Im vergangenen Jahr gab es in Korea 158 Fachhochschulen und 161 Universitäten. Diese Statistiken zeigen, dass das Interesse und der Bedarf der Koreaner nach einer höheren Ausbildung außerordentlich groß ist. Außerdem lässt sich daraus schließen, dass auch die Zahl der Schüler gestiegen ist. 1965 besuchten 6,27 Millionen Schüler eine Schule. Im vergangen Jahr waren es einschließlich der Kindergärten rund 11 Millionen. Während die steigende Zahl der Grund- und Mittelschüler auf die Bildungspolitik, sprich auf die verlängerte Schulpflicht zurückzuführen ist, ist die besonders zwischen 1980 und 1985 enorm gestiegene Zahl der Vorschüler, die einen Kindergarten besuchen, vor dem Hintergrund zu verstehen, dass das Interesse der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder größer geworden ist. Dies hängt wiederum damit zusammen, dass die Zahl der Kinder in den koreanischen Haushalten geringer geworden ist. In dem explosivem Wachstum des koreanischen Schul- und Bildungswesen in quantitativer Sicht, hat sich auch die Qualität der Schulbildung verbessert, wenn auch mehr oder weniger hinterherhinkend. Ein deutliches Indiz dafür ist die Schülerzahl einer Klasse. 1970 bestand beispielsweise eine Mittelschulklasse aus rund 62 Schülern, heutzutage sind es im Durchschnitt nur noch 38. In der Grundschule, wo 1970 eine Klasse ebenfalls aus über 62 Schülern bestand, sind es mit knapp 36 heutzutage noch weniger. Die Zahl der Schüler in einer Klasse ist eine wichtige Voraussetzung für eine Schulbildung von höherer Qualität, denn je geringer die Zahl der Schüler einer Klasse ist, desto stärker wird der persönliche Kontakt zwischen Schüler und den Klassenlehrern, was man in einer Klasse mit 60 Schülern kaum erwarten kann.  

Einer Statistik vergangen Jahres zufolge gehen in Korea 99,9% von der Grundschule auf die Mittelschule, 99,5% von der Mittel- auf die Oberschule und 68% auf eine Hochschule. Die Zahl der Hochschulen hat sich im Vergleich zu 1985 fast verdoppelt. Das zeigt dass die Koreaner im allgemeinen denken, dass die Oberschule das Mindestmaß der Schulbildung ist und dass immer mehr Schüler eine höhere Bildung anstreben. Ein wichtiges Kriterium für die qualitative Wertung des Schulwesens ist die Zahl der Schüler pro Lehrer. Im vergangenen Jahr betrug sie in der Grundschule 28,5; in der Mittelschule 20,1; in der Oberschule 19,9 und an Universitäten 39,7. Im Vergleich zu 1970 ist die Zahl der Schüler pro Lehrer in der Grund-, Mittel- und Oberschule gesunken, während sie an den Universitäten eher gestiegen ist. Dies ist auf den gestiegenen Bedarf nach einer höheren Bildung zurückzuführen, denn die Hochschule wird derzeit häufig als ein Bestandteil der Allgemeinbildung betrachtet. In Korea waren im vergangenen Jahr an den Grund-, Mittel- und Oberschulen jeweils rund 140000, 92000 und 100000 Lehrer tätig, der Prozentsatz der Lehrerinnen betrug dabei jeweils 61, 58 und 53 Prozent. Neben der Zahl der Lehrer pro Schüler ist auch das Unterrichtsumfeld ein wichtiger Maßstab für die Bewertung des Schulwesens. Zum Beispiel wie viele Computer pro Schüler zur Verfügung stehen oder wie groß die Gebäudefläche pro Schüler ist. In Korea wird großen Wert darauf gelegt, die Kinder schon in der Schule mit Computern vertraut zu machen. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Computer pro Schüler in der Grund-, Mittel- und Oberschule jeweils bei 14, 10 und 6. Im Jahr 1991 waren es noch jeweils 55, 66 und 52. Die Verbreitung von PCs in den koreanischen Schulen vollzieht sich also mit frappierender Geschwindigkeit. Die durchschnittliche Gebäudefläche pro Schüler betrug im letzten Jahr 6 m2 in der Grundschule, 6,7 m2 in der Mittelschule, 8,3 m2 in der Oberschule und 8,1 m2 in der Hochschule. In der Grund- und Mittelschule ist er im Vergleich zu 1970 mehrfach gestiegen, da ständig neue Schulen gebaut wurden, während die Zahl der Schüler nur langsam angestiegen ist. In der Ober- und Hochschule dagegen ist die Zahl der Schüler aus dem erwähnten Grund wesentlich schneller gestiegen, als neue Schulgebäude gebaut werden konnten. Die Verhältnisse an den Ober- und Hochschulen haben sich dadurch vergleichsweise verschlechtert, aber die koreanische Regierung ist sich bewusst, dass Korea auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen ist und investiert stark in das Bildungswesen. In den letzten 30 Jahren ist die Gesamtsumme, die in die öffentliche Bildung investiert wurde um das 194fache auf über 28 Billionen Won, etwa 47 Milliarden DM gestiegen. Im vergangen Jahr wurden 5,8% des Bruttoinlandsprodukt in die öffentliche Schulbildung investiert. In den USA beträgt dieser Prozentsatz 5,2 - in Japan 3,6 und in Frankreich 5,8%. Die Kosten für den Besuch einer koreanischen Schule, also das jährliche Schulgeld betrugen 1999 an nationalen, öffentlichen sowie in privaten Mittelschulen im Durchschnitt 400000 Won, umgerechnet etwa 660 DM. Der Besuch einer Oberschule betrug etwa doppelt soviel und an den Universitäten liegen die Studienkosten zwischen 2,4 und 4,5 Millionen Won im Jahr, also zwischen 4000 und 7500 DM.  Es kommt dabei auf das Studienfach an, ein Studium in Geistes- und Sozialwissenschaften ist wesentlich günstiger als in Medizin- oder Naturwissenschaften. Auch der Unterschied zwischen privaten und nationalen, bzw. öffentlichen Universitäten ist sehr groß.

 

Meldung vom 07.08.2002:

Im Zuge der Reform des Bildungssektors sind in den koreanischen Grund-, Mittel- und Oberschulen rund 16000 Lehrer neu eingestellt worden. Die Anzahl der Schüler pro Klasse ist in den Oberschulen im Durchschnitt um 5,8 Schüler, in den Mittelschulen um 0,6 Schüler und in den Grundschulen um 0,7 Schüler gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr (2001) ist die Anzahl der Oberschüler insgesamt um 115000 zurückgegangen. In Zukunft wird das Problem der Universitäten Schüler für ein Studium anzuwerben noch größer werden. Dies ist der Kerninhalt des vom Ministerium für Bildung und Humanressourcen, am 1. August herausgegeben Jahresbericht über die Bildungsstatistik für das Jahr 2002.

Dem Jahresbericht zufolge ist die Anzahl der Bildungsstätten inklusive Grund-, Mittel- und Oberschulen und Universitäten seit 1945 um das 6,4fache - von 3000 auf 19124 -  Bildungsstätten gestiegen. Im gleichen Zeitraum, also von 1945 bis April 2002 ist die Anzahl der Schüler von 1,450 Millionen auf rund 11,957 Millionen um das 8,2fache gestiegen. Einen deutlichen Anstieg gab es auch bei der Anzahl der Lehrer. Zum Zeitpunkt der Untersuchung gab es 452000 Lehrer. Im Vergleich zu den rund 20000 Lehrern die es 1945 gab, ist dies ein Zuwachs der Lehrerschaft um das knapp 21fache. Der Anteil der Lehrerinnen hat im Jahre 2000 zum ersten Mal die Marke von 50% überschritten. Mit 51,9% im vergangen Jahr und mit 52,2% in diesem Jahr befindet sich der Anteil der weiblichen Pädagogen an der gesamten Lehrerschaft in einem ständigen Anstieg. Vor allem in den Kindergärten sind 98% der Pädagogen Frauen, also Kindergärtnerinnen. Auch in Grundschulen und Mittelschulen überwiegen die Lehrerinnen mit jeweils 68,2% und 59,7%. Aufgrund des Baus von mehr Klassenräumen und dem gleichzeitigen Rückgang der Schülerzahlen haben die jeweiligen Klassen weniger Schüler. An den Grundschulen haben die Klassen im Durchschnitt 0,7 Schüler weniger als im Vorjahr, in den Mittelschulen reduzierte sich die Zahl der Schüler einer Klasse von 37,3 auf 36,7 Schüler und in den Oberschulen von 39,7 auf 33,9 Schüler.

Betrachten wir kurz wie viele Universitätsabsolventen eine Arbeitstelle gefunden haben:

Im August vergangenen Jahres und im Frühjahr diesen Jahres haben rund 213000 das Studium abgeschlossen, darunter konnten rund 129000 eine Arbeitsstelle finden, dies sind 60,7%, rund 4% mehr als im vergangenen Jahr in dem der Anteil der Uniabsolventen die eine Arbeit gefunden hatten bei 56,7% gelegen hat. Die Anzahl derjenigen  die nach Abschluss einer Berufsschule eine Arbeitsstelle finden konnten, liegt bei 90% - dies sind 1,8% als im Vorjahr mit 88,2%.