Quelle: Korea in Zahlen - eine wöchentliche Rubrik in der Magazinsendung "Kreuz und quer durch Korea" von Radio Korea International

 

 

Je nach Zeit und Ort ist der Begriff "Verbrechen" ziemlich relativ, je nach Land und Region ist man z.B. toleranter oder auch strenger bei Verkehrsdelikten oder sexueller Belästigungen. Die Haltung einer bestimmten Gesellschaft gegenüber bestimmten Delikten ist auch prägend für das Bewusstsein der Bevölkerung gegenüber Gesetz- und Justizwesen. Schauen wir einmal wie die koreanische Bevölkerung dazu steht:

In wie weit halten sich Koreaner an öffentliche Vorschriften, wie treu halten sie sich an das Gesetz

Eine Untersuchung für soziale Statistik gibt darüber genaue Auskunft. Das Bewusstsein, dass man sich an das Gesetz halten muss hat sich zwischen 1988 und 1997 nicht sonderlich verändert. Die Beurteilung der eigenen Gesetzestreue und die der anderen fällt allerdings sehr verschieden aus. Eine Untersuchung über soziale Statistik von 1997 zufolge denken 57,8% der Koreaner, dass sie sich weitgehend an das Gesetz und öffentlichen gesetzlichen Vorschriften halten. Aber nur 24,3% sind der Meinung, dass die anderen die gesetzlichen Vorschriften befolgen. Es lässt sich daraus folgern,  dass Koreaner sich selbst gegenüber in dieser Hinsicht sehr tolerant, die anderen Mitbürger gegenüber allerdings sehr streng sind. In anderen Worten: Wenn ich bei rot über die Ampel fahre oder gehe, ist dies völlig in Ordnung, da ich es eilig habe. Wenn ein anderer die rote Ampel nicht beachtet, oder eine vorgegebene Geschwindigkeit überschreite, dann ist dies ein Vergehen gegen gesetzliche Vorschriften. Nur 3,3% der koreanische Bevölkerung denkt, dass sie selbst mit gesetzlichen Vorschriften locker umgehen. 3 von 10 geben allerdings an, dass die anderen sich nicht genügend an gesetzliche Vorschriften halten. Schauen wir nun einmal genauer, wie es sich mit der öffentlichen Ordnung verhält:

4 von 10 Personen meinen, dass die Leute an Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmittel und öffentlichen Einrichtungen ihre Reihenfolge gut einhalten. Aber nur 2 von 10 Personen finden, dass auch die Ordnung im Verkehr und auf den Strassen eingehalten wird. Eine von zwei Personen fühlt sich dadurch gestört, dass ihre koreanischen Mitbürger auf die Strasse spucken oder Zigarettenstummel auf die Strasse werfen und dadurch die grundlegende öffentliche Ordnung stören. Die Untersuchung der sozialen Statistik von 1997 gibt auch Auskunft darüber was bei den Koreanern die meiste Furcht und Lebensangst auslöst. 1997 war der größte Anteil der koreanischen Bevölkerung der Ansicht, dass die wirtschaftliche Instabilität Unruhe, Stress und Angst verursachen würde. Insgesamt verursachte die wirtschaftliche Instabilität bei 84,2% der Bevölkerung Lebensangst und Unruhe. Umweltangst und Angst vor Verkehrsunfällen waren ebenfalls relativ hoch. Nach Stand von 1997 fürchten 63,8% dass sie eventuell einem Verkehrsunfall zum Opfer fallen könnten. Im Gegensatz dazu fiel die Furcht vor Lebensmittelvergiftungen und Störung der Staatssicherheit relativ niedrig aus. In diesen Bereichen fällt der Prozentsatz der Männer und Frauen etwa ähnlich aus, oder die Männer sind mit etwa 1 bis 2 Prozent mehr vertreten. Angst davor dass die öffentliche Ruhe durch Verbrechen gestört wird, haben allerdings weit mehr Frauen als Männer. 6 von 10 Frauen haben Angst in der Dunkelheit zur später Stunde noch draußen herum zu laufen. Das sind doppelt so viel wie bei den Männern. Angst vor Überfällen und Radau haben 48,8% der Männer und 51,5% der Frauen. 

 

Justizsystem

 

Das moderne Justizsystem wurde in Korea gegen 1894 eingeführt. Eine Sicherung der Justizgewalt wurde allerdings erst mit der Proklamation der Verfassung der Republik Korea im Jahre 1948 möglich. Das Justizsystem ist in drei Instanzen eingeteilt. Das Oberste Gericht als höchste Instanz, das Hohe Gericht als Berufungsinstanz und den lokalen Gerichtshöfen als Erste Instanz. Das gerichtliche Verfahren beruht auf diesem dreiteiligen Instanzensystem. Aufgrund dieses Justizsystems wurden im Jahre 1999 an die 2,395 Millionen strafrechtliche Prozesse geführt. Im Vergleich zu 1980 ist dies ein Anstieg um das 1,6fache. Auch die Zahl der zivilrechtlichen Prozesse ist mit 3,468 Millionen um 39,7% im Vergleich zu 1980 angestiegen. 1999 haben sich insgesamt 1,037 Millionen Strafdelikte ereignet. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die Zahl der Strafdelikte zwar um 1,9% gesunken, aber im Vergleich zu 1970 um das 5,2fache angestiegen. Den Wendepunkt zum Anstieg der Kriminalität markiert das Jahr 1976, in dem die Anzahl der Delikte plötzlich angestiegen ist und seit dem immer weiter ansteigt. 1999 haben sich insgesamt 1,1 Millionen Verstöße gegen das Gesetz ereignet, wenn wir die Verkehrsdelikte ausschließen. Davon führten 93% zur Verhaftung. Im Vergleich zu 1984 ist dies die doppelte Anzahl an Verhaftungen. Aus der Statistik ist ersichtlich, dass 26,7% strafrechtliche Verbrechen und 73,3% Vergehen gegen Sondergesetze betreffen. 1980 betrafen die Verstöße gegen das Sonderrecht nicht einmal die Hälfte. Der Grund liegt darin, dass neben der soziale Entwicklung auch der Lebensradius der Menschen immer größer und demzufolge auch die Art der Verbrechen immer vielfältiger wird, für die es noch kein konkretes Gesetz gibt und die daher der Kategorie der Sonderrechtsverbrechen zugeordnet werden. Unter den strafrechtlichen Verbrechen nehmen Eigentumsverbrechen 69,1% ein. Im Vergleich zu 1980 mit 50,7% ist dies ein Anstieg von 18,4%. Im Gegensatz dazu ist die Menge an fahrlässigen Vergehen drastisch gesunken. 1980 ereigneten sich 674 Gesetzesverstöße von Beamten. Die Verstöße von Beamten gegen das Gesetz ist seit dem immer stärker angestiegen. 1999 konnten 11568 Fälle registriert werden in denen Beamte rechtswidrig gehandelt haben. Von 1990 bis 1998 schien die Zahl der strafrechtlichen Schwerverbrechen  zurückzugehen, im darauffolgenden Jahr, also 1999, ist die Zahl der Schwerverbrechen im Vergleich zu 1998 um 1,8% angestiegen. 

 

Wie steht es mit Unfällen, die sich durch eigenes Verschulden ereignen, wie z.B. durch Verkehrsunfällen?

Mit der Zunahme von Kraftwagen ist auch die Anzahl der Verkehrsunfälle gestiegen. Seit 1988 kommen in Korea jährlich 10000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben und mehr als 300000 werden verletzt. 1997 hat die Anzahl der Kraftwagen die 10Millionengrenze überschritten. Jeder 4,4. Einwohner besitzt ein Auto und jeder 2,5. hat einen Führerschein. Betrachten wir einmal, was die häufigsten Unfallursachen sind: 63,7% aller Autounfälle passieren weil der Fahrer die Verkehrsregeln nicht eingehalten hat. Auch ist die Übertretung von Verkehrssicherheitsvorschriften die häufigste Ursache für Todesfälle und zwar mit 67,7%. Als zweithäufigste Unfallursache und Ursache von Todesfälle ist das Überfahren der Mittellinie zu nennen. Nicht Einhaltung der Geschwindigkeit ist zwar nur zu 0,4% Ursache von Autounfällen, aber wenn sich in Folge der Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit ein Unfall ereignet, dann hat dies mit Sicherheit weit reichende Folgen. Sehr viele Verkehrsunfälle ereignen sich in den Monaten Mai und Oktober, also Frühling und Herbst, wenn das Wetter gerade so schön ist um eine kleine Reise unternehmen. Im Winter geht dann die Zahl der Unfälle wieder zurück. Im Vergleich  zur geringen Zahl der Verkehrsunfälle ist allerdings die Zahl der Todesfälle im Winter vor allem im Januar höher als in den trockenen Monaten. Unterschieden nach Werktagen ereignen sich die meisten Verkehrsunfälle an Samstagen mit 15,8% und an Sonntagen mit 13,7%.