Quelle: Korea in Zahlen - eine wöchentliche Rubrik in der Magazinsendung "Kreuz und quer durch Korea" von Radio Korea International
Obwohl Wohnungen ein wichtiger Bestandteil der Lebensgrundlage sind, ist das das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nur selten ausgeglichen, da der Bau neuer Wohnungen mit hohen Kosten verbunden ist, lange Zeit beansprucht, und Wohnungen unbewegliche Immobilien sind. Daher ist es manchmal unvermeidlich, dass die Regierung in den Wohnungsmarkt eingreift. Denn es führt häufig zur ungerechten Verteilung zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, wenn man sich nur auf die Funktion des Marktes verlässt. Unter dieser Vorraussetzung wollen wir uns zunächst anschauen, wie sich die Zahl und Form der koreanischen Wohnung verändert hat:
1999 wurden 405.000 neue Wohnungen fertiggestellt. So ist der Prozentsatz der in einer eigenen, bzw. in gemieteten Wohnungen lebender Koreaner auf 93,3% der gesamten Bevölkerung gestiegen. Die Zahl der neu gebauten Wohnungen betrug bis in die 80er Jahre 51.000 bis 450.000. Der Höhepunkt war das Jahr 1990 in dem 750.000 neue Wohnungen gebaut wurden. Dies war das Ergebnis, das im April 1989 veröffentlichten Plans der Regierung in Ilsang und Pungdang neue Städte zu errichten. Bis 1997 wurden im Durchschnitt pro Jahr rund 600.000 neue Wohnungen fertiggestellt. Mit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise gegen Ende 1997 ist die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im großen Maße zurückgegangen. 1998 kamen nur 306.000 neue Wohnungen dazu, was im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte weniger war. Die Zahl der Wohnungen, die als Kapitalanlage verwendet werden, hat 1991 mit 8,9% den Höhepunkt erreicht, ist jedoch bis auf 4,5% im Jahr 1999 gesunken. 1995 wurden 53,3% von den Wohnungen von den Eigentümern selbst bewohnt. Die Zahl der von den Eigentümern selbst bewohnten Wohnungen ist im allgemeinen seit 1975 kontinuierlich gestiegen, was darauf zurückzuführen ist, dass unter anderem durch die Errichtung von neuen Städten in der Umgebung Seouls und anderer Großstädte das Angebot von neuem Wohnraum ständig zugenommen hat. Man muss allerdings darauf hinweisen, dass der Großteil der Wohnungen wie folgt vermietet wird: der Mieter zahlt keine monatliche Miete, sondern dem Vermieter einen größeren Geldbetrag überlässt, den er nach Ablauf des Vertrages wieder zurückerstattet bekommt. Der Vermieter kann diesen Geldbetrag z.B. bei der Bank anlegen und durch die Zinsen Profit machen. Wegen den niedrigen Zinsen werden derzeit jedoch immer mehr Wohnungen mit Monatsmiete vermietet. Ein unverkennbares Merkmal im koreanischen Wohnungswesen ist die drastisch gestiegene Zahl der Mehrfamilienhäuser, wie Appartements. 1970 lebten nur 0,7% der gesamten Bevölkerung in Appartementhäuser, 1995 waren es jedoch schon knapp 27%. Besonders in Städten wohnen knapp 32% in Appartements. Wenn man bedenkt, dass 1998 etwa 87% der neuen Wohnungen Appartementwohnungen waren, könnte man davon ausgehen, dass bald die Hälfte der koreanischen Haushalte in Appartements wohnen werden.
Mehrfamilienhäuser haben in Korea eine sehr kurze Geschichte, haben sich jedoch in Stadtgebieten als die wichtigste Wohnungsform etabliert. Mit der Entwicklung der Wirtschaft ist die Obdachlosenrate ständig zurückgegangen. Andererseits wird aber auch der Bedarf nach besserer Lebensqualität und damit nach größeren bzw. nach besser eingerichteten Wohnungen größer. Die wichtigsten Kriterien bei der Wahl einer Wohnung waren 1999 die finanzielle Lage, anders formuliert - die Höhe der Miete. 1987 war die wichtigste Bedingung die Entfernung, bzw. die Verkehrsanbindung zum Arbeitsplatz. Aber aufgrund der Verbesserung des Verkehrssystems und der steigenden Haushalte die ein eigenes Auto besitzen, steht diese Bedingung heute an zweiter Stelle. Während früher Wohnungen im Zentrum der Stadt bevorzugt wurden, legen in letzter Zeit immer mehr Leute auch großen Wert auf die Umgebung, also darauf, ob es in der Umgebung auch Natur oder zumindest auch einen Park gibt.
Traditionell bevorzugen die Koreaner ( laut einer Untersuchung von 1992) 75,5% der Bevölkerung Häuser mit Fenstern in Richtung Süden oder Südosten, und zwar weil dann die Sonne in die Wohnung hineinscheint und damit die Wohnung hell und warm ist. Außerdem empfiehlt die Geomantik, der zufolge die Lage eines Bauwerks mit dem Glück und Unglück eines Menschen zusammenhängt, Häuser mit nach Süden oder Südosten gerichtete Fernstern. Dieser Ansicht stellt jedoch beim Bau von Mehrfamilienhäusern, wie Appartements für die effiziente Nutzung eines Grundstücks, häufig ein Hindernis da. Aber sie verliert immer mehr an Bedeutung. 1996 meinten über 40% dass ein Haus nicht unbedingt Fenster in Richtung Süden oder Südosten haben muss, wenn es eine gute Aussicht bietet.
Wann kaufen die Koreaner ihr eigenes Haus?
Erst einmal muss man darauf hinweisen, dass in Korea im Gegensatz zum Westen die Ansicht dominiert, dass man früher oder später seine eigene Wohnung besitzen muss. Korea ist ein kleines Land, weshalb der Wert von Boden und den darauf gebauten Häuser nicht nur groß ist, sondern auch ständig steigt. Ein Zeitpunkt im Leben, an dem Bedürfnis nach einer eigenen Wohnung entsteht, ist die Hochzeit durch die eine neue Familie gegründet wird. Nach den Untersuchungsergebnissen von 1997 dauert es im Durchschnitt 11 Jahre nach der Hochzeit bis sich ein Koreaner seine eigene Wohnung anschafft. Im Vergleich zu 1987 sind das 2,5 Jahre mehr. In diesen elf Jahren zieht ein Koreaner 3,6 um. Da die Männer im Durchschnitt im Alter von 28,6 und die Frauen mit 25,7 heiraten, könnte man sagen, dass die Männer ungefähr mit 40 und die Frauen mit 37 Jahren ihre erste Wohnung besitzen. Die Tendenz geht allerdings dahin, dass es immer länger dauert und immer teurer wird, eine eigene Wohnung zu erwerben. Es gibt auch nicht wenige Koreaner, die schon vor der Heirat Eigentümer einer eigenen Wohnung sind. Aber in diesem Fall werden 3/4 von den Eltern finanziell getragen. Es ist ein für Korea charakteristisches Merkmal, dass viele Eltern ihren Kindern, selbst wenn diese verheiratet sind, sogar eine Wohnung besorgen. Heutzutage gelten in Korea Wohnungen nicht mehr schlicht als eine Lebensgrundlage, sondern als ein Kriterium für höhere Lebensqualität. Die Größe einer Wohnung die Nebeneinrichtung, wie Parkplatz und die Umgebung, z.B. ob es in der Nähe einen Park gibt, sind die 3 Faktoren, die die Qualität einer Wohnung definieren. Die pro Person bewohnte Wohnungsfläche ist in Korea kontinuierlich gestiegen. In den 20 Jahren von 1975 bis 1995 hat sie sich von 8,2 auf 17,2 m2 mehr als verdoppelt. Das bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass auch die Lebensqualität gestiegen ist. Denn die von einer Person bewohnte Bodenfläche ist eher geringer geworden, was darauf zurückzuführen ist, dass wegen der steigenden Grundstückspreise hauptsächlich Mehrfamilienhäuser gebaut wurden. Auch die Zahl der Zimmer ist ständig gestiegen. 1995 verfügte ein koreanischer Haushalt im Durchschnitt über 3,1 Zimmer, d.h. dass fast jedes Haushaltsmitglied sein eigenes Zimmer hatte, da die durchschnittliche Mitgliederzahl der koreanischen Haushalte 3,3 betrug. Das sind allerdings Statistiken, bei denen häufig nur der Durchschnittswert ermittelt wird. Nicht zu übersehen ist die Tatsache, dass es Haushalte gibt, die in einer Einzimmerwohnung leben. 1995 waren es 12% der gesamten Haushalte.
1997 waren etwa 28% mit ihren Wohnverhältnissen unzufrieden. Es gab allerdings verschiedene Gründe. An erster und zweiter Stelle standen jeweils die Umgebung und die Verkehrsanbindung. 22,5% beschwerten sich, dass die Umgebung nicht sicher und angenehm sei und 22,2% waren mit der Verkehrsanbindung unzufrieden. Aber die zwei Kriterien, auf die man seit einigen Jahren besonders großen Wert legt, sind
ob es genügend Natur in der Umgebung gibt und
ob es genügend Parkplätze gibt.
Daher werden beim Bau von Appartementsiedlungen häufig auch kleine und große Parks angelegt, wodurch die pro - Kopf - Grünfläche von 22,1 Quadratmeter im Jahr 1990 auf 23,6 m2 im Jahr 1999 stieg. Wenn man bedenkt dass über die Hälfte der koreanischen Haushalte ein Auto besitzen, ist auch leicht nachvollziehbar dass man Wohnungen mit Parkplatz bevorzugt. Bisher lag in Korea der Schwerpunkt der Wohnungspolitik auf der Quantität, d.h. man hat sich darauf konzentriert, dass jeder in einer Wohnung lebt, aber auch die Qualität gewinnt jetzt mehr und mehr an Bedeutung.
Ein Haushalt wurde bei der letzten Volkszählung als eine Einheit definiert, die aus einer Person, bzw. mehr als zwei Personen besteht, die zusammen essen und schlafen und den Lebensunterhalt teilen. Es muss daher zwischen Familie und Haushalt unterschieden werden. Denn ein Waisenheim z.B. ist ein Haushalt, jedoch keine Familie.
Typische Merkmale eines Landes, welches sich auf dem Weg zu einer Industriegesellschaft befindet sind, dass sich die durchschnittliche Mitgliederzahl der Haushalte verringt und sich die Zahl die aus nur einer Person bestehen, steigt. Diese Tendenz war und ist auch in Korea zu beobachten, denn immer mehr Koreaner machen sich selbstständig, ziehen von zuhause aus, ebenso heiraten wenn überhaupt immer mehr Leute entgegen den traditionellen Gewohnheiten ziemlich spät.
In Korea ist die Zahl der Haushalte von 4,36 Millionen im Jahr 1960 auf 12,96 Millionen im Jahr 1995 um etwa das dreifache gestiegen, während die Durchschnittszahl der Haushaltsmitglieder von 5,5 auf 3,3 gesunken ist. Die Zahl der Haushalte die aus mehr als 6 Personen bestehen ist um rund 30% gefallen, während die Zahl der Einpersonenhaushalte von 4,2 auf 12,7 rapide gestiegen ist. Bis 1975 waren aus 5 Personen bestehende Haushalte das typische Haushaltsmodell. Seit 1980 sind jedoch 4Personenhaushalte mit einer steigender Rate von 16% im Jahr 1975 auf 31% im Jahr 1995 die am häufigsten vorkommende Haushaltsform. Diese Veränderungen sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zum Beispiel dass immer weniger Koreaner mit ihren Eltern zusammenleben, dass weniger Kinder geboren werden und dass immer weniger Kinder wegen ihres Studiums oder aus beruflichen Gründen vor der Heirat ausziehen. Ein Haushalt kann aus 1, 2, 3 oder mehr Generationen bestehen. In Korea bestehen die meisten Haushalte aus zwei Generationen, 1995 waren es 63%. Die Zahl der Haushalte in denen mehr als 3 Generationen zusammenleben ist kontinuierlich gesunken, dass ist wie gesagt darauf zurückzuführen, dass sich die traditionellen Großfamilien in Kleinfamilien spalten. Die Zahl der Einpersonenhaushalte dagegen hat eine deutliche Zunahme verzeichnet. Die 1960 rund 100.000 Haushalte die aus einer Person bestanden und 2,2% der gesamten Haushalte ausmachten, haben sich in 25 Jahren bis 1995 um das sechzehnfache vermehrt. Viele Leute die in den Provinzen leben ziehen in die Großstädte wo die Chance einen Arbeitsplatz zu finden wesentlich größer ist. Über 72% der Einpersonenhaushalte finden sich in Großstädten. Außerdem geht auch die Tendenz dahin, dass sich jüngere Leute nicht mehr so gezwungen sehen mit ihrer Familie zusammenzuleben, was früher der Fall war. Immer mehr Koreaner, insbesondere die Angehörige der jüngeren Generation, wollen ein freies und selbstständiges Leben genießen, sofern es die finanziellen Verhältnisse erlauben. Bemerkenswert ist, dass mehr Frauen alleine leben als Männer. 43% der Einpersonenhaushalte werden von Männern und 57% von Frauen geführt. Der Unterschied ist auf dem Land besonders groß, das bedeutet, dass die Frauen auf dem Land nach dem Tod ihres Ehemannes den Rest ihres Lebens alleine verbringen.
In der traditionellen patriarchalischen Gesellschaft, in der zwischen Mann und Frau streng unterschieden wurde, war es üblich dass der Mann den Haushalt führt und für den Unterhalt der Familie sorgte. Aber der gesellschaftliche Status hat sich erhöht und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft ist wichtiger geworden, so dass derzeit auch viele Haushalte von Frauen geführt werden. 1995 z.B. war in jedem 6. Haushalt eine Frau das Familienoberhaupt. Es gibt verschiedene Fälle, in denen die Frau die Führung eines Haushaltes übernimmt, z.B. wenn sich eine unverheiratet Frau selbstständig macht, oder aus ihrem Elternhaus auszieht, wenn sich eine Frau scheiden lässt, oder wenn der Ehemann einer Frau stirbt. In den letzten Jahrzehnten ist besonders die Zahl der von Frauen geführten Haushalte gestiegen, die durch eine Ehescheidung entstanden sind. 1960 z.B. waren es nur 2,5% der Haushalte die von Frauen geführt wurden, 1995 waren es 21%. Im Vergleich zu Männern leben Frauen nach einer Scheidung häufiger alleine, sprich sie schließen seltener eine neue Ehe, sondern gründen mit den Kindern einen neuen Haushalt. Die Zahl der Haushalte, die von geschiedenen nicht neu verheirateten Männern geführt werden, betrug 1995 1,2%, wogegen sich die Zahl der von geschiedenen nicht neu verheirateten Frauen auf 7,1% belief.
Das durchschnittliche Heiratsalter bei Männer in Korea liegt bei 29 bis 30 Jahren, die der Frau bei 26 bis 27 Jahren.
Das Statistische Amt hat am 16. Oktober 2001 die Ergebnisse der Gesamtuntersuchung über Haushalt und Wohnverhältnisse bekannt gegeben. Das Resultat: Die Anzahl der traditionellen Familien, der mindestens 3 Generationen zusammenlebend ist erkennbar gesunken wo hingegen die Lebensgemeinschaft, die nur aus dem Ehepaar besteht und Kleinfamilien, in denen 2 Generationen - also Eltern und Kindern zusammenleben, die häufigste Familienform darstellt. In 6 von 10 Familien lebt das Ehepaar nur mit den Kindern, also ohne die eigenen Eltern zusammen. Nur in 8,2% aller Familien leben 3 Generationen, Eltern, Großeltern und Kind(er) zusammen unter einem Dach. Aus der Statistik geht ebenfalls hervor, dass die Anzahl der alleinstehenden Haushalten zurückgegangen ist. Ursache sind die steigenden Scheidungsfälle und auch der veränderte Umstand, dass nun viele unverheiratete Kinder das Elternhaus verlassen um alleine zu wohnen. Unter den rund 2,2 Millionen alleinstehenden decken diejenigen, die unter 30 Jahre alt sind, den größten Anteil mit 25,2%. Es folgen Alleinstehende zwischen 30 und 40 Jahren mit 18,7%. Von der Bevölkerung in den 40er leben 13,3% alleine. Die Zahlen sind sehr aussagekräftig, denn im Vergleich von 1996 ist die Anzahl der alleinlebenden in den 40ern um fast 80% angestiegen. Auch die Anzahl der älteren Menschen, die über 60 Jahre alt sind, ist um 65,9% gestiegen. 43% der alleinstehenden leben allein, weil sie nicht geheiratet haben, bei 35% ist der Ehepartner gestorben, 9,8% sind geschieden und 12% nicht geschieden, leben aber getrennt vom Ehepartner. Auch die Zahl der alleinstehenden Frauen ist im Vergleich zu vor 5 Jahren um 23% gestiegen. Diese Tendenz ist besonders bei den Frauen in den 40ern besonders deutlich zu erkennen. Die 40er scheinen bei vielen Ehepaaren in Korea eine Krise auszulösen, die bei vielen zur Scheidung führt. Die Statistik verdeutlicht uns auch, dass das traditionelle Bild von der Familie, in der die älteren Menschen von den erwachsenen Kindern versorgt wurden und unter einem Dach miterlebten wie die Enkelkinder aufwuchsen, immer mehr bröckelt. Auch der veränderte Umstand, dass die Kinder nun das Elternhaus verlassen, hat zum Anstieg der alleinstehenden Haushalte beigetragen. Noch vor nicht langer Zeit war es üblich, dass sich die Kinder, auch wenn sie erwachsen waren, sich erst selbstständig machten, wenn sie heirateten und eine eigene Familie gründeten. Heute haben durchschnittlich rund 1,45 Millionen unverheiratete junge Menschen einen eigenen Haushalt. Dies sind 20,2% mehr als im Vergleich zu 1996.