Lee Ung-No wurde nach Lunarkalender am 12. Januar 1904 in Hongseon in der südlichen Ch´ungch´on-Provinz in einer Gelehrtenfamilie geboren. Mit 7 Jahren lernte er bereits die chinesischen Zeichen von seinem Vater. Nach der japanischen Besatzung 1910 und nahm die Familie den damals 10 bis 11jährigen aus der Schule um gegen das von den Japanern eingeführte japanischen Schulsystem zu protestieren. Er begann zu malen und zwar hauptsächlich Landschaften. Ab 1920 nimmt er Malunterricht und ab 1922 studiert er Malerei in der kaligrafischen Schule von Kim Gyu-Jin. Meister Kim hatte 1913 die erste Galerie in Korea eröffnet und widmete sich der Ausbildung junger Nachwuchskünstler. 1924 gewinnt Lee Ung-No in der 3. Choson-Kunstausstellung in Seoul mit dem Werk "Blauer Bambus" einen Preis. Das Thema Bambus bestimmt auch in den folgenden Jahren sein Schaffen. 1933 nimmt er im Alter von 30 Jahren das Pseudonym Go-Am an, unter dem Lee Ung-No in Korea auch bekannt ist. 1935 geht Yi mit seiner Familie nach Tokio, wo er ein Zeitungsunternehmen führt. Daneben studiert er unter Matsubayasi Keigetsu die Denksätze, einer der zwei führenden Meister der südlichen Schule, die auf traditionelle Malerei spezialisiert war. Lee Ung-Mo malt jedoch nicht die Sagunja, also die 4 Pflanzen Bambus, Chrysantheme, Pflaumenblüte und Orchidee der traditionellen Malerei. Sein Interesse galt zu dieser Zeit der realistischen Landschaftsmalerei. Zur gleichen Zeit lernt er moderne westliche Malerei an einer Akademie. 1945 kehrt er von dem aus dem Krieg gebeutelten Japan nach Korea zurück und eröffnet nach einer kurzen Periode als Gasthausbesitzer in Yesan das Go-Am - Atelier in Seoul. Im gleichen Jahr gründet er mit gleichgesinnten Künstlern die Dan-gu-Art-Association, deren Ziel es ist eine neue Art der koreanischen Malerei zu schaffen, die frei ist vom japanischen Einfluss. Von 1948 bis 1950 lehrt Yi an der Hongig-Universität in Seoul, einer der führenden Universitäten im Bereich Kunst. Auch während des Koreakrieges malt Yi weiter. Werke aus dieser Zeit, wie z.B. Flüchtlinge, bringen die Düsternisse des Kriegs zum Ausdruck. 1957 wies er auf die korrupte Praktiken der Korean National Art Expedition, damals die führende nationale Ausstellung hin, und lehnte die Einladung zur 6., im Namen des Erziehungsministers organisierten, nationalen Ausstellung ab. Mit diesem Affront wird als Dissidentenkünstler bekannt. Im gleichen Jahr werden seine Werke zunächst einmal in Übersee zu sehen und zwar im Rahmen der Ausstellung moderner koreanischer Kunst in der New Yorker Worldhouse Galerie. Auf Einladung von Jacques Lassaigne geht er im Dezember 1958 nach Frankreich. 1959 verbringt er jedoch in Deutschland, wo er in Frankfurt, Köln und Bonn ausstellt. 1960 lässt er sich in Paris nieder, wo er ein Exklusivvertrag mit der Galerie Facchetti abschließt, einer Avantgarde -Galerie, die die sogenannte informelle Bewegung anführte. Während der ersten Jahren in Frankreich wandelt sich Lee von der realistischen Darstellung zum albabstrakten Ausdruck, mit dem er die Bedeutung der Natur wiedergeben will. 1964 hält er die erste Solo-Ausstellung in der Galerie Facchetti in der nur noch abstrakte Werke zu sehen sind, meist Papierkollagen. Im gleichen Jahr gründet er im Museum Cernuschi ein Museum für orientalische Kunst in Paris, die Akademie der orientalischen Malerei, wo er Europäern die Technik der östlichen Malerei beibringt. Zu dieser Zeit beginnt er auch mit der sogenannten "Letter Abstract-Serie", die sein Werk in den 70er Jahren bestimmt. Dabei geht er von dem Gedanken aus dass Kaligrafie und abstrakte Malerei durchaus Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Linienführung der Kaligrafie, die Beziehung zwischen freien Räumen und geometrischer Tusche vor allem auf weißem Hintergrund sieht Lee als Basis der modernen abstrakten Malerei an. Er beginnt mit chinesischen Zeichen zu experimentieren, deren geometrischen Elemente neu organisiert und arrangiert. Das selbe versucht er auch mit den Zeichen des koreanischen Alphabets und einer Kombination von chinesischen und koreanischen Zeichen. Dabei verwendet er eine Reihe von Farben und Materialien, wie koreanisches Maulbeerbaumpapier, Leine und Stoff um die unterschiedlichsten Effekte zu erzielen. Im Laufe der Zeit werden seine Pinselstriche immer dicker und die Kompositionen gewinnen an Einfachheit und Intensität. Lee Ung-Mos abstrakte Buchstaben festigten seinen Ruf als bedeutender Maler der Moderne weltweit.

1967 war Lee in den sogenannten Ost-Berlin-Vorfall verwickelt. Damals wurden 34, im Ausland lebende koreanische Intellektuelle angeklagt, für einen in Ost-Berlin ansässigen nordkoreanischen Spionagering zu arbeiten. Alle 34 wurden für schuldig befunden und verurteilt.  Lee wurde an die südkoreanischen Behörden ausgeliefert. Die nächsten zwei Jahre verbringt der damals 64jährige Künstler in einem Seouler Gefängnis. Auch im Gefängnis malt er weiter. Nach seiner Rückkehr nach Paris arbeitet er weiter an den abstrakten Buchstaben. 1974 wird er erneut in einen politischen Skandal verwickelt. Die Folge ist, dass er alle seine künstlerischen Aktivitäten in seiner südkoreanischen Heimat bis zu seinem Tode im Jahre 1989 verboten werden. Seine letzten Ausstellung in Südkorea fand im März 1977 in der Munheon-Galerie in Seoul statt, der Titel "Tanzgemälde".

Zu dem Dissidentenkünstler Lee war das Kwangju - Massaker vom Mai 1980, bei dem die damalige Militärregierung die Demokratiedemonstrationen der Studenten und Bürger brutal niederschlug, einen weiteren thematischen Wendepunkt in seinem Schaffen. Nach Kwangju zeigen seine Werke oft Menschen, die nach Freiheit rufen. Die abstrakten Figuren repräsentieren die anonyme Subjekte der modernen Gesellschaft, denen wie wohl eine entscheidende historische Rolle zukommt. In Europa brachte man diese Bilderserie mit dem Titel "Tanz für die Vereinigung" mit der Anti-Atomkraftbewegung in Verbindung, in Korea mit der Freiheit und Demokratiebewegung der Zeit.

Lee starb am 10. Januar 1989 im Alter von 86 Jahren an einem Herzinfarkt. Er ist auf dem Künstlerfriedhof Père Lachaise in Paris begraben. Obwohl Lee Ung-Mo viele Jahre seines Lebens im Ausland verbracht hat, hat sein Werk nie den Bezug zu Korea verloren. Darum wird er auch oft als der koreanischste unter den Künstlern seiner Zeit bezeichnet. Lees Werk ist und Bedeutung ist heute in Europa, den USA und Asien gleichermaßen anerkannt.