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Nationalhmye der Seychellen          

 

Ein Reisebericht von Volker Willschrey ( Dillingen / Saar )

 

Unser diesjähriger Urlaub vom 10. Juli bis 9 August 2002 auf den Seychellen war bereits der neunte seit 1985. So wird es eigentlich immer schwerer einen Reisebericht zu erstellen, denn die meisten der Sehenswürdigkeiten, die ich vorstellen kann, habe ich bereits in früheren Reiseberichten beschrieben. So möchte ich heute ganz allgemein mit der Vorstellung der Seychellen beginnen.

" Die Seychellen - ein Inselparadies im Indischen Ozean " So wird es oft von Reiseveranstaltern und Besuchern dieses Landes bezeichnet.  Die Gesamtfläche der Seychellen beträgt 454 km². Von den 115 Inseln sind die größten Inseln aus Granit: Mahé: 164,7 km², Praslin: 37,6 km², Silhouette: 19,9 km²,  La Digue: 10,1 km²,  Frégate, Cousin, Cousine, Curieuse, Sainte Anne und viele andere, sowie Korallenatolle wie die Aldabra-Gruppe mit 145 km², Amiranten-Gruppe mit 10,3 km², Cosmoledo-Gruppe und Farquhar-Gruppe. Die geographische Lage entspricht 3° 43’ bis 20° 8’ südlicher Breite und 46° 10’ bis 56° 20’ östlicher Länge. Wenn man die offiziell beanspruchte 200 Meilen-Zone hinzuzählt, erstreckt sich der Archipel der Seychellen über eine Fläche von nicht weniger als 1 Million Quadratkilometer!

 

Die Einwohnerzahl beträgt ca. 80.000, wovon 90% auf der Hauptinsel Mahé und Praslin lebt. Auf Mahé ist die Bevölkerungsdichte am größten. Hauptstadt ist Victoria (Insel Mahé) mit 25,000 Einwohnern. Mahé ist in nordsüdlicher Richtung 27 km lang, die größte Breite ist 8 km.  Derzeitiger Präsident ist France Albert René. Währung ist die seychellische Rupie. Sprache ist Kreolisch, eine Mischsprache aus Englisch, Französisch, ein paar Brocken Arabisch.  Die Seychellen waren mal französische, mal britische Kolonie und sind seit 1976 unabhängige Republik.

Soweit  die Vorstellung des Heimatlandes meiner Frau.  

  
Nun zu unserer diesjährigen Reise. Wie gesagt, es war unser 9. Aufenthalt auf den Seychellen. Wir hatten diesmal die Lufthansa-Tochtergesellschaft CONDOR als Fluggesellschaft ausgesucht.  Am 10. Juli um 19.30h holte uns ein Vertreter der Flughafenzubringergesellschaft LEROUX aus Püttlingen im Saarland in Dillingen ab, und bereits um 21.00h waren wir am Frankfurter Flughafen. Eingecheckt hatten wir relativ schnell, so dass wir noch ein bisschen Zeit hatten, bevor die Boeing 767-300 pünktlich um 23.45h in Richtung Seychellen abhob. Auch dieses Jahr gab es einen Stop, diesmal in Mombasa einer kenianischen Hafenstadt und Urlaubszentrum am Indischen Ozean. Während der Großteil der Passagiere Mombasa als Endziel hatte, konnten die übrigen Fluggäste in der Transit-Lounge des Flughafens Mombasa Platz nehmen und ein wenig „kenianische Luft“ schnuppern. Nach ca. einer Stunde konnten wir wieder in die Maschine und unseren Flug in Richtung Seychellen fortsetzen. Als Ankunftszeit war 13.55h seychellischer Ortszeit (deutsche Sommerzeit + 2 Stunden) am 11. Juli eingeplant. Da wir ein wenig Zeit hatten, machte uns der Pilot das Vergnügen und flog fast rund um die Seychellen-Hauptinsel Mahé, so dass es sogar für mich als „Seychellen-Kenner“ ein völlig neues und interessantes Erlebnis war. Sicher und ohne Probleme setzte die Maschine danach auf dem Seychelles International Airport auf. Und da nicht allzu viele Fluggäste an Bord waren (die Seychellen sind halt ein mehr als teures Reiseziel) waren Pass- und Gepäckformalitäten schnell erledigt.

 

Draußen wurden wir bereits von Marise’s Mutter und ihrer Freundin Ann-Marie Collet erwartet. Zu unserer Bestürzung mussten wir erfahren, dass Marise’s Vater zwei Tage zuvor ins Krankenhaus der seychellischen Hauptstadt Victoria eingeliefert worden war. Er hatte sich am Fuß verletzt und eine Blutvergiftung zugezogen. Außerdem waren Fuß und Bein stark angeschwollen. So führte uns diesmal unser erster Weg nicht nachhause (Machabée, im Norden der Insel Mahé), sondern zum Krankenhaus nach Victoria. Man sah es Marise’s Vater an, dass ihm der Krankenhausaufenthalt nicht gerade gefiel. Zu lange hatte er sich schon auf unser Kommen gefreut und war jetzt enttäuscht, dass er nicht die ganze Zeit bei uns sein konnte.

Vom Krankenhaus fuhren wir dann umgehend zu Marise’s Mutter und Großmutter in Machabée. Während der folgenden Woche waren wir fast jeden Tag bei Marise’s Vater im Krankenhaus. Den Rest der Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Victoria und auch mal in Beau-Vallon, dem wohl bekanntesten Seychellen-Strand im Nordwesten der Insel Mahé.

 Da wir fast jeden Winkel von Mahé kennen, war unser Reisezweck ohnehin ein Wiedersehen mit Marise’s Familie.

Nach einer Woche war mein Schwiegervater Gott sei Dank soweit von der Krankheit genesen, dass er nach Hause konnte. Natürlich musste er sich noch einige Zeit schonen. Aber wenigstens hatten wir ihn bei uns und mussten nicht immer den umständlichen Weg ins Krankenhaus nehmen.

 

Auf der Seychellen Hauptinsel Mahé gibt es ein relativ gut funktionierendes Bus-System. Allerdings sind größere Fahrten in den Süden der Insel schon ein bisschen zeitraubend, da man umsteigen muss und zwischen dem Umsteigen längere Wartezeiten auftreten können (bis zu einer Stunde), was ein Besuch eines Strandes wie Takamaka (im Südwesten) zu einer vollen Tagesreise macht. So haben wir uns auch in diesem Jahr bei „U Drive“ ein Auto gemietet, diesmal einen kleinen Subaru, dessen Ausstattung allerdings vom Feinsten war (inklusive Klimaanlage).  Auch in diesem Jahr fuhren wir wieder zu den schönsten Stränden von Mahé, nach  Baie Lazare, Anse Takamaka, Anse Intendance (dort hat man jetzt eine Hotelanlage errichtet – leider….), Anse Forbans, Anse Nordest, Anse Carana usw. Leider war diesmal die Taverne der Tee-Fabrik auf der Pass-Straße von Victoria nach Port Glaud geschlossen. Wir pflegten dort gewöhnlich  unseren Tee einzunehmen, das musste diesmal ausfallen. Ein leckeres kreolisches Essen konnten wir im typischen Restaurant „Kaz Kreol“ einnehmen. Ich hatte ein Tintenfisch-Curry, wirklich vom Allerfeinsten.

Ansonsten konnten wir während der vier Wochen die ganze Palette der kreolischen Küche von ihrer besten Seite kennen lernen. Meine Schwiegermutter ist eine ganz hervorragende Köchin und auch die Großmutter meiner Frau hatte das ihrige dazu beigetragen, das wir  jeden Tag mit Gaumenfreuden wahrhaft verwöhnt wurden. Ich brauche da auch nicht die vielen frischen Früchte zu erwähnen, die aus eigener Erzeugung meines Schwiegervaters kommen: Papaya, Brotfrucht, Ananas, Bananen (es gibt über 20 verschiedene Spezies davon auf den Seychellen), Kokosnüsse, Jack Frucht usw.

Auch ein Besuch bei Marise’s Freundin Ann-Marie Collet in Cascade (in der Nähe des Flughafens) war einer der Höhepunkte. Zum einen konnten wir uns köstlich amüsieren und miteinander plaudern, zum anderen Hatte Ann-Marie keine Mühe ausgelassen uns ein Mittagessen mit vielen Spezialitäten zusammenzustellen. Besonders zu erwähnen war der geräucherte Fisch (den besten geräucherten Fisch, den ich je gegessen habe), Riesengarnelen, Vogel-Eier von den Amiranten Inseln etc. Lustig wurde es zum Schluss, als ich wegfahren wollte, der Subaru sich aber keinen Millimeter bewegte. Die Räder drehten durch und wirbelten Staub auf, in dem Marise, Nadine und Ann-Marie fast verschwanden. Ich dachte schon, ich hätte den Wagen auf einem Felsen aufgesetzt und bin ausgestiegen, um das zu kontrollieren. Das war allerdings nicht der Fall. Beim nächsten Versuch haben sich dann die drei Damen fast totgelacht, denn sie haben gemerkt, dass ich vergessen hatte, die Handbremse zu ziehen….. Seit dem bezeichnet die Ann-Marie diese Episode immer als „Rallye Paris-Dakar“….

Natürlich waren wir auch des öfteren in Victoria, der Hauptstadt der Seychellen. Dort lebt mehr als ein Drittel der seychellischen Bevölkerung. Victoria ist selbstverständlich Sitz der Regierung, beherbergt alle Behörden und ist damit der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Ein ausgezeichnet funktionierendes Bus-System verbindet Victoria mit allen Gemeinden Mahés. Auffallendstes Gebäude in Victoria ist der Clock Tower (Uhrturm). Der ist nicht etwa eine verkleinerte Nachbildung des berühmten Big Ben in der britischen Hauptstadt sondern des Uhrturms an der Vauxhall Bridge in London. Als Geschenk der britischen Regierung wurde er 1903, als die Seychellen den ersten Schritt in die Eigenständigkeit machten, aufgestellt.

 

 

Auch diesmal hatten wir wieder einen Tagesausflug geplant. Mit „Creole Holidays“ ging es zur winzigen „Ile Ronde“, die zu den Harbour Islands gehört, welche der Insel Mahé und Victoria vorgelagert sind (ca. 4,5 km vom Festland). Die winzige Insel ist unbewohnt und befindet sich in Privatbesitz. Wir fuhren gegen 9.00h morgens mit einem Motorboot in den „St. Anne National Park“, ein Korallenschutzgebiet und konnten auch diesmal wieder (wie bereits in den Vorjahren) von einem Art Glasbodenboot (man sitzt allerdings unter Wasser) die Fauna in der Korallensee bewundern. Das Boot brachte uns anschließend zur Ile Ronde, wo wir uns erholen und am Strand faulenzen konnten. Anschließend gab es ein kreolisches Buffet – zu den vielen Leckerbissen gehörte auch auf einem Holzkohlengrill zubereiteter Thunfisch – wieder einmal wurden wir kulinarisch verwöhnt….  Am Nachmittag brachte uns dann das Boot wieder nach Victoria zurück.

 

Doch  der Urlaub war nicht nur mit Freuden verbunden. Meine Frau macht sich sehr große Sorgen, wer sich bei  auftretenden Problemen um ihre Eltern kümmert. Leider hat sie keine Geschwister, es ist also kein direkter Verwandter vorhanden, der helfen kann. Zwar stellt die seychellische Regierung in solchen Fällen kostenlos Haushaltshilfen zu Verfügung, die sowohl Besorgungen (Einkäufe etc.) machen, als sich auch um die wichtigsten Hausarbeiten kümmern. Aber Marise’s Eltern wollen sich da nicht helfen machen. Problematisch wird es auch, wenn jemand ernsthaft krank wird, denn das Haus von Marise’s  Eltern liegt relativ weit weg von der Straße und dorthin führt ein mehr als beschwerlicher Weg.

Ganz besonders ist uns das allen  bewusst geworden, als am 3. August Marise’s 92-jährige Großmutter plötzlich nicht mehr auf Zureden reagierte. Sie hatte 3 ½ Stunden bei größter Hitze unter dem Wellblechdach gebügelt und sich danach zu Marise’s Mutter begeben und für eine Tasse Tee hingesetzt. Wir waren alle zutiefst bestürzt und dachten schon sie wäre gestorben. Alle haben versucht, sie anzusprechen, aber es gab keine Reaktion. Marise hat dann eine parfümartige Flüssigkeit genommen und es ihrer Großmutter unter die Nase gehalten. Gott sei Dank gab es nach 10 Minuten eine Reaktion! Meine Frau hat danach sofort das Krankenhaus in Victoria angerufen, und bereits 20 Minuten später war die Ambulanz da. Ist mir bis heute noch ein Rätsel, wie die das so schnell schaffen konnten, vor allen Dingen, was den besagten Fußweg von der Straße zum Haus betrifft. Gegen 17.00h ist dann meine Frau mit ihrer Großmutter und der Ambulanz zum Krankenhaus. Ich hatte nicht mal die Zeit, mit ihr zu kommen. Dabei hatte ich nicht nur Angst um die Großmutter, sondern auch um meine Frau, die ja an einer Schilddrüsen-Überfunktion leidet und jede Aufregung meiden sollte. Auch wird es auf den Seychellen jeden Tag gegen 18.30h stockdunkel. Und mit der Taschenlampe ist es mehr als riskant, den schweren Aufstieg von der Straße zum Haus zu schaffen. Gott sei Dank ging es der Großmutter unterwegs wieder besser. Beide wurden vom Krankenhaus wieder zurückgeschickt und waren gegen 19.00h wieder zuhause. Das Ganz war noch relativ gut abgelaufen, hätte aber auch anders ausgehen können. Wir hatten einen guten Schutzengel gehabt!

Außer den erwähnten Fahrten waren wir auch in der näheren Umgebung, wie Anse Nordest und Anse Carana , haben uns einfach an den Strand gesetzt (auf eine der unzähligen Granitfelsen) und dem Rauschen des Meeres zugehört – war auch  mal schön, nach all dem Stress die Seele „baumeln“ zu lassen.

Die vier  Wochen vergingen auch diesmal wieder viel zu schnell. Am 8. August hieß es wieder Abschied nehmen. Bis 17.30h mussten wir warten, bevor uns ein Bekannter meines Schwiegervaters zum Flughafen brachte. Der Abschied von Marises Großmutter und Mutter war schlimmer als je zuvor, denn es war jedem bewusst, dass es vielleicht das letzte Mal war, dass wir uns sahen. Marise’s Vater  war zum Flughafen mitgekommen, auch ihre Freundin Ann-Marie war gekommen und so saßen wir noch ein Weilchen im Flughafen-Restaurant zusammen. Um 19.30h mussten wir uns dann auch von Marise’s Vater und Ann-Marie verabschieden und durch die Passkontrolle. Mit Condor Flug DE305 (ebenfalls eine Boeing 767-300) starteten wir schließlich um 21.05h Ortszeit nach Mombasa, wo wir 2 ½ Stunden später ankamen. Diesmal konnten wir während des einstündigen Aufenthalts an Bord bleiben. Ohne größere Probleme ging es dann weiter in Richtung Frankfurt, wo wir um 7.20h Ortszeit am 9. August ankamen. Der Flughafenzubringer wartete schon auf uns und zwei Stunden später waren wir wieder zuhause in Dillingen.

 

 


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