ruegen001.jpg (10959 Byte)Eigentlich wollten meine Familie und ich am 13. Juni 2004 für vier Wochen auf die Seychellen fliegen, um die Eltern und Großmutter meiner Frau wieder mal zu besuchen. Da es meiner Frau gesundheitlich nicht sehr gut ging, mussten wir diese Reise um drei Monate verschieben. Es zog uns aber trotzdem ans Meer, und so war es uns gerade recht, dass wir einen Prospekt des saarländischen Bus-Reiseunternehmers Lambert (Sunshine Reisen) bekamen, der für den Zeitraum 29. Juni bis 3. Juli eine Busreise nach Rügen anbot. Wir hatten auch das große Glück, den letzten noch freien Platz im Bus zu sichern und konnten uns so auf ein paar Tage Entspannung in Norddeutschland freuen.

 

ruegen002.jpg (56689 Byte)Die Insel Rügen liegt in der Ostsee im Nordosten Deutschlands, genauer gesagt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und ist mit fast 1000 Quadratkilometern Oberfläche die größte Insel Deutschlands.

 

Am 29. Juni 2004 hieß es schon früh aufzustehen, denn unser Bus erwartete uns bereits um 04.15h morgens am Dillinger Hauptbahnhof. Nachdem wir auch Passagiere von Saarlouis, Völklingen und Saarbrücken aufgenommen hatten, begann unsere 1000 km lange Anreise, bei der wir die Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg durchfuhren und folgende Route nahmen: Saarbrücken, Kaiserslautern, Mainz, Frankfurt, Giessen, Kassel, Hannover, Hamburg, Schwerin, Rostock und Stralsund. Von Stralsund aus geht es dann über den 1936 errichteten Rügendamm nach Altefähr auf der Insel Rügen. Auf Rügen selbst war es auch noch ein gutes Stück zu fahren, bis wir schließlich nach insgesamt 14 Stunden in unserem Domizil angekommen waren, dem Hotel Störtebeker im Ostseebad Baabe, auf der Halbinsel Mönchgut im Südosten Rügens gelegen.

 

Dort kamen wir gegen 20.00h in unserem Hotel (Störtebeker), erhielten unsere Zimmerschlüssel (517) und konnten dann auch gleich zum Abendessen gehen.

ruegen003.jpg (51001 Byte)Nachdem wir frisch gestärkt waren, schlenderten wir noch gemütlich die breite doppelspurige Straße mit Mittelstreifen und Sommer-linden zum nahegelegenen Strand. Sie war im Sommer 2003 Außenstandort der Internationalen Gartenbau-ausstellung IGA in Rostock.

Baabe ist ein relativ kleiner Ort (900 Einwohner) mit einem wunderschönen langen und auch breiten Sandstrand, gleichzeitig das Tor zur Halbinsel Mönchgut. Davon zeugt auch das Eingangstor am Ortsanfang von Baabe, das im Sommer 2003 errichtet wurde.

 

ruegen004.jpg (39407 Byte)Baabe ist auch einer der Stationen des „Rasenden Roland“, einer Schmalspurbahn, deren Streckenführung von Göhren bis nach Putbus und dem angeschlossenen Hafen Lauterbach reicht. Hierbei benutzt man alte Dampflokomotiven und ebenso nostalgische Salonwagen, eine wunderschöne und traditionelle Art und Weise, den Süden der Insel Rügen im „rasenden Tempo“ von 30 km/h zu erkunden. Die Jungfernzug dieser Bahn war übrigens am 22. Juli 1895, so gehört eine Fahrt mit der zum technischen Denkmal erklärten Schmalspurbahn zum Muss für jeden Rügenbesucher. Das Pfeifen und Schnaufen des Rasenden Roland, der tagsüber ca. alle 60 min durch Baabe fährt, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und weckte viele nostalgische Gefühle.

 

Für die nächsten beiden Tage hatte man eine Rundfahrt durch den Norden bzw. Süden von Rügen eingeplant, der uns  erlaubte, diese schönen Gegenden wenigstens ansatzweise kennen zu lernen.

 

Ziel unserer Rundfahrt am 30. Juni war der Norden der Insel. Unser Weg führte uns zunächst vorbei am Jagdschloss Granitz nach Binz. Binz ist wohl einer der bekanntesten Seebäder Rügens und hat 5600 Einwohner. Die Strandpromenade ist mit 4,2 km die längste auf Rügen. Beeindruckend sind auch die zahlreichen hervorragend restaurierten Gebäude im Bäderstil. Nach einer kleinen Ortsrundfahrt kamen wir zum „Koloss von Prora“ im Binzer Ortsteil Prora. Es handelt sich um eine 4,5 km lange unvollendet gebliebene Ferienanlage, deren Bau 1936 auf Befehl Hitlers durch die nationalsozialistische Organisation KDF (Kraft durch Freude) begonnen wurde.

 

ruegen005.jpg (19376 Byte)Nächstes Ziel war der Hafen von Sassnitz, am Südostrand des Nationalparks Jasmund gelegen. Sassnitz ist sowohl Fischereihafen, als auch Fährhafen zu den skandinavischen Ländern. Und von dort aus ging es zum landschaftlichen Höhepunkt einer jeden Rügen-Reise, zur Kreideküste von Jasmund, zum Königsstuhl. Von der 117 m hoch gelegenen Plattform hat man einen faszinierenden Blick auf die Ostsee, ein weiterer beeindruckender Blick bietet sich von der nahe gelegenen Königin Viktoria Sicht.

 

Im Wildspezialitätenlokal „Kleine Försterei“ im Dörfchen Hagen nahmen wir unser Mittagessen ein und fuhren anschließend über die Landzunge Schaabe, die die Halbinseln Jasmund und Wittow verbindet zum Dörfchen Putgarten am Kap Arkona. Dies kann man nur zu Fuß, der Mini-Bahn oder einer Kutsche erreichen. Zwei Leuchttürme befinden sich an diesem nördlichsten Punkt Rügens, einer vom berühmten Architekten Schinkel errichtet. Vom Kap Arkona wanderten wir an der Küste entlang bis zum idyllisch gelegenen Fischerdörfchen Vitt mit seinen Ried-gedeckten Häusern (22 Einwohner) und anschließend wieder nach Putgarten.

 

ruegen006.jpg (28274 Byte)Unsere zweite Rundfahrt führte uns am 1. Juli 2004 durch den Süden der Insel Rügen. Wieder fuhren wir am Jagdschloss Granitz vorbei, diesmal nach Putbus, das wegen seiner weiß getünchten Häuser im klassizistischen Stil auch „Weiße Stadt“ genannt wird. Mittelpunkt des 4900 Einwohner zählenden Städtchens ist der Circus – ein großer kreisrunder Platz. Von dort aus kamen wir zum Hafenstädchen Lauterbach am Rügischen Bodden, das auch Endstation des von Göhren aus fahrenden Rasenden Rolands ist. Zurück über die Inselhauptstadt Bergen ging es dann nach Ralswiek am Großen Jasmunder Bodden wo wir das das dortige Freilichttheater besichtigten, das für seine Störtebeker Spiele (Störtebeker war ein berüchtigter Pirat) bekannt ist. Dabei regnete es derart stark, dass auch ein Schirm nichts nützte.

 

Der Regen verging jedoch relativ schnell so dass wir an unserem nächsten Ziel, dem Badeort Binz und ca. 3 Stunden Zeit hatten, uns den Ort anzuschauen. Anschließend unternahmen wir mit dem Bus eine Rundfahrt durch die im Südosten von Rügen gelegene Halbinsel Mönchgut durch die Ortschaften Göhren, Middelhagen, Lobbe, Thiessow und Klein Zicker. Abschluß der Bus-Rundfahrt war die Seebrücke des Ostseebades Sellin. Diese im Jahr 1906 errichtete Brücke war die schönste Rügens, wurde aber durch starken Eisgang zerstört. Man hat sie restauriert und 1998 der Öffentlichkeit übergeben. Sie ist 394m lang mit mehreren Restaurants.

 

ruegen007.jpg (37381 Byte)Für den 2. Juli war eigentlich ein Fakultativ-Ausflug in die Hansestadt Stralsund vorgesehen, der aber wegen zu geringer Beteiligung ausfiel. So waren wir den ganzen Tag freigestellt. Wir nützten die Zeit, um uns ein bisschen dem Rasenden Roland zu widmen, der uns als erstes zum bereits erwähnten Jagdschloss von Granitz führte, das in der Zeit von 1836 bis 1846 vom Putbuser Fürsten Wilhelm Malte I in spätklassizistischem Stil erbaut wurde. Neben vielen Wild-Trophäen ist vor allen Dingen die freitragende Wendeltreppe bemerkenswert, die in 154 Stufen auf den mittleren Turm führt, von wo aus man einen beeindruckenden Rundblick auf den Süden Rügens hat. Diese Treppe ist jedoch nichts für Schwindelfreie und es kann einem schon ganz mulmig werden, wenn man im Inneren des Turms nach unten blickt.

Der Rasende Roland brachte uns dann vorbei an Sellin und Baabe zum Ostseebad Göhren. Mit seinem 1300 Einwohnern zählt Göhren zu den beliebtesten Badeorten der Insel. 2003 wurde die neue Bernstein-Promenade mit einer 392 m langen Seebrücke eingeweiht, da Göhren in diesem Jahr Außenstandort der IGA Rostock war.

ruegen008.jpg (6955 Byte)Auch in Göhren erwartete uns ein heftiger Platzregen mit jeder Menge Donner und Blitz. Diese Erscheinung war eine halbe Stunde nach Beginn jedoch wie durch Zauberhand verschwunden und wir konnten uns für ein paar Stunden eines blauen Himmels erfreuen.

Mit dem Rasenden Roland fuhren wir anschließend zurück in unsere Domizil nach Baabe.

Am Morgen des dritten Juli hieß es Abschied nehmen von Rügen. Um 7.00h verließen wir Baabe und fuhren die Strecke Stralsund, Ribnitz-Damgarten, Rostock Rostock, Güstrow (Mecklenburgische Seenplatte), Berlin/Potsdam, Dessau, Leipzig, Jena, Erfurt, Eisenach und Eisenach (durch alle fünf neuen Bundesländer!) , Bad Hersfeld, Giessen, Frankfurt, Mannheim, Kaiserslautern, Neunkirchen, Dillingen. Dort kamen wir gegen 21.30h an.

 

Die lange Fahrt (wir hatten bei Hin- und Rückfahrt 12 Bundesländer durchfahren:   Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) war es absolut wert, ein so bezauberndes Inselparadies wie Rügen zu sehen. Es wird bestimmt nicht unsere letzte Reise dorthin gewesen sein und ich bin meinem Freund Dieter Pockel aus Eberswalde sehr dankbar, dass er mein Interesse an diesem Fleckchen Erde geweckt und genährt hat.