Bräuche rund um den Vollmond   
Clans auf der Insel Jeju
 
Kaya-Staaten Mythos
   
Kyonu und Chingnyo
    
On-jo - Mythos
 
Shilla - Mythos

Tan´gun-Mythos



 

Erste Aufzeichnungen von Volkserzählungen datieren vermutlich bereits auf das 6. bis 7. Jahrhundert zurück und wurden von Kim Dae-Nun, einem hochrangigen Beamten der Shilla-Dynastie, verfasst. Leider sind seine Werke nicht mehr erhalten, wurden aber in späteren Sammlungen als Quelle genannt. 

Die Tradition regional überlieferte Erzählungen aufzuschreiben wurde dann während der Choson - Dynastie ( 1392 bis 1910 ) zu einer der Lieblingsfreizeitbeschäftigungen der mehrsprachigen Gelehrten der Zeit. Das Problem bei diesen Sammlungen ist jedoch dass diese Geschichte einfach nur aufgeschrieben wurden, ohne Hinweise auf regionale Herkunft, den Erzähler oder einer Analyse des Materials. Sucht man nach den Vätern der Erforschung der koreanischen Sagen, Märchen und Erzählungen, dann verlaufen die Fäden beim buddhistischen Mönch Iryon der im 13. Jahrhundert während der Koryo-Dynastie lebte. Der Mönch Iryon hat das Samguk yusa verfasst, eine Sammlung von Geschichten und Erzählungen aus der vorausgegangenen Shilla-Dynastie. Viele davon wurden überhaupt zum ersten Mal schriftlich festgehalten. Wichtig ist dabei ist die Quelle in Bezug auf die Herkunft und ihrer regionalen Besonderheiten. 

Nach dem Mönch Iryon gibt es Jahrhunderte lang niemanden mehr, der die Sammlung aufbewahrte und analysierte von mündlich überlieferten Erzählungen mit dem selben Forschungseifer betrieben hätte. So muss man einen gewaltigen Sprung bis in das 19. Jahrhundert gemacht werden. Dabei lassen sich grob 3 Perioden ausmachen. 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Korea von den Außenmächten zur Öffnung des Landes gezwungen. Die ersten Westler kamen ins Land und interessierten sich auch für koreanische Volkserzählungen als Ausdruck der Kultur. 1889 veröffentlichte der amerikanische Missionar  Howard N. Allen "Korean Tales and collection of storys translated from the korean folklore". Hier sind 7 der bekanntesten koreanischen Märchen enthalten. 1893 erschien eine deutsche Übersetzung mit dem Titel "Korea - Märchen und Legenden" neben einer Einleitung über Land und Leute, Sitten und Gebräuche Koreas. 

Die erste ausführliche Sammlung mit 64 koreanischen Volkserzählungen und Märchen in einer europäischen Sprache erschien 1904. Nikailowsky war als Ingenieur am Bau der Transsibirischen Eisenbahn in der Mandschurei beteiligt und hatte Korea 1898 besucht. Bis in die 50er Jahre hinein geht seine Sammlung für das Verständnis der koreanischen Volksliteratur in Europa, das scheiterte. Es wurde 1925 ins Französische, 1933 ins Slowakische und 1948 als koreanische Märchen ins Deutsche übersetzt. Werke dieser Art waren aber wiederum nur populärent, nicht analysierend oder kommentierend. Der erste Westler, der sich wissenschaftlich mit der Analyse der koreanischen Volkserzählungen befasste, war der amerikanische Methodist und Missionar Homer Pulvert. Bereits 1893 unternahm er in einem Vortrag auf dem internationalen Folklorekongress den ersten Versuch einer Typpolisierung der koreanischen Volkserzählungen.

Bis 1919 haben hauptsächlich westliche Missionare und japanische Forscher sich mit den koreanischen Volkserzählungen beschäftigt. Die jeweiligen Zielsetzungen waren dabei jeweils grundverschieden. Die Westler sammelten koreanische Volkserzählungen um dadurch Korea in ihrer jeweiligen Heimat vorzustellen. So veröffentlichte z.B. William Griffit mit eben diesem Ziel im Jahre 1911 in Großbritannien die Sammlung "Fary Tales of old Korea". Den Japanern, die allein von 1910 bis 1919 vier größere Sammlungen koreanischer Volkserzählungen herausbrachten, ging es hauptsächlich darum der Kolonialregierung zu dienen, die zeitweise sogar so weit gegangen war den offiziellen Gebrauch der koreanischen Sprache zu verbieten. Die Herausgabe von koreanischen Märchen und Sagen auf Japanisch, also von Texten, die dem Volk und seinen Ursprüngen am nächsten stehen, diente direkt oder indirekt dem Versuch der Entfremdung von den eigenen Wurzeln. Das änderte sich erst nach der Unterdrückung der ersten koreanischen Unabhängigkeitsbewegung von 1919. Danach erlaubte die japanische Regierung kulturelle Aktivitäten. Die Folge war dass in den 20er und 30er Jahren die koreanische Folklore wieder verstärkt erforscht wurde. 1924 gab die japanische Kolonialregierung sogar eigenhändig eine Sammlung von 24 koreanischen Volkserzählungen auf Japanisch heraus. Die Koreaner beschäftigten sich in den 30er und 40er Jahren mit der Lockerung der japanischen Besatzer in kulturellen Fragen verstärkt mit der Erforschung der Volkserzählungen. Im weitesten Sinne dienten diese Forschungsaktivitäten dazu die koreanische Identität zu finden und das Nationalgefühl zu entwickeln, zu stärken und damit natürlich letzen Endes die Autorität der japanischen Besetzer auszuhöhlen. Das kommt manchmal schon im Titel ganz subtil zum Tragen. So brachte z.B. 1922 Ahn Ton-Su eine Sammlung mit 104 Erzählungen heraus, die den bezeichneten Titel trug "Seltsame Erzählungen aus dem 5000 Jahre alten Korea". Der Titel betont dass Korea als Land fast so alt ist wie China und widerspricht damit den japanische Behauptungen der Zeit dass Korea keine echte Geschichte besitze. Der erste bedeutende Gelehrte, der die mündlich überlieferte Literatur Koreas erforschte, dürfte wohl Son Chin-Tae sein. Er schrieb Choson mangan shu, eine Sammlung koreanischer Volkserzählungen die 1930 veröffentlicht wurde und 155 Erzählungen enthält. Das Buch ist zwar auf Japanisch geschrieben, aber nichts desto trotz in mehrerer Hinsicht bedeutsam. Zum einen hat Son Chin-Tae selbst Reisen in die verschiedenen Regionen Koreas unternommen und die dort gehörten Erzählungen aufgezeichnet. Dabei hat er wichtige Daten erfasst wie Name, Alter und Herkunft des Erzählers und Datum der Aufzeichnungen. Hinzu hatte er die Texte mit zahlreichen erklärenden Fußnoten versehen, die Aufschluss zur Bedeutung, Zweck und historischer Hintergrund den jeweiligen Erzählungen liefern. In diesem Sinne kann man behaupten dass Son Chin-Tae der Vater der modernen Erforschung der koreanischen Volkserzählungen ist. Natürlich hat sein Werk den Nachteil dass es notgedrungener weise auf Japanisch veröffentlicht werden musste. Das heißt der koreanische Originalwortlaut der  Erzählung ging verloren. Bei einer ebenfalls von Son Chin-Tae 1930 veröffentlichten Sammlung koreanischer schamanischer Lieder konnte das vermieden werden, in dem koreanische Ursprungstexte und japanische Übersetzung nebeneinander stehend und mit Anmerkungen versehend veröffentlicht werden konnten. Mit dem erhöhten Interessen an der wissenschaftlichen Erforschung der koreanischen Volkserzählungen, wurde 1932 die koreanische Folklorevereinigung gegründet. Sie gab die Zeitschrift "Koreanische Folklorestudien" heraus, die zu einem Hauptmittel wurde um die koreanischen Volkserzählungen und die Kultur in anderen Ländern bekannt zu machen. Mit der Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft im Jahre 1945 verschwand zwar der äußere Zwang in der Erforschung der koreanischen Volkserzählung die koreanische Identität im Gegensatz zur japanischen behaupten zu müssen, trotz dem kann man sagen dass in der Folgezeit trotz der veränderten politischen Rahmenbedingungen das psychologische Bedürfnis eine eigenständige koreanische Identität aufzubauen und zu befestigen, weiterhin eine Rolle gespielt hat. Neu in der postkolonialen Zeit ist aber dass man sich neben nationalistisch motivierten, vermehrt theoretischen und vergleichenden Fragestellungen zuwendet.

 

Mit dem Ende der japanischen Kolonialzeit 1945 begann in Korea eine Zeit der gesellschaftlichen und politischen Unruhe, die schließlich im Koreakrieg von 1950 bis 1953 gipfelte. Die allgemeine Unsicherheit der Zeit machte sich auch auf dem Gebiet der Erforschung der Volkserzählungen bemerkbar. So war z.B. Cho San-Shus bedeutende und umfassende Sammlung der Legenden des koreanischen Volkes bereits 1946 druckfertig. Sie konnte aber wegen der Wirren der Zeit erst 12 Jahre später, also 1958 erscheinen. Diese Sammlung von 317 Volkserzählungen in koreanischer Sprache ist erstmals mit einem Index versehen, der die einzelnen Erzählungen nach Typus, Region und Erzähler ordnet. Von diesem Zeitpunkt an erschienen in Korea konzentriert Studien und Sammlungen, die sich auf eine bestimmte Region orientiert. Als wichtige ist zu nennen Jing Sun-Gis "Geschichten aus dem Süden des Landes" die 1959 erschien. Diese Sammlung war für den Beginn einer Reihe von Veröffentlichungen über die Folklore der Insel Jeju

Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Zahl der Studien, Schriften und Sammlungen von koreanischen Volkserzählungen dann explosionsartig in die Höhe geschnellt. Dabei lassen sich 3 Strömungen feststellen:

  1. Zunahme der Erforschung regionaler Legenden und Erzählungen
  2. Die Veröffentlichung von mehrbändigen Werken der koreanischen Volkserzählung
  3. Die Hebung des Niveaus der Analyse der Volkserzählungen

Repräsentativ für die regionale Strömung ist das Werk von In Suk-Tae, der sich auf die Erforschung der Volkserzählungen der Cholla-Provinz spezialisierte. Ein Beispiel für Strömung Nummer 2 ist "Ein allgemeiner Überblicksbericht zu koreanischen Volkserzählungen". Dieses enzyklopädienartige Werk wurde 1970 herausgegeben. Ein weiteres mehrbändige Werk sind "Sammlungen koreanischer mündlich überlieferte Literatur", das 1977 herausgeben wurde. In den 80er Jahren erschienen ähnlich umfangreiche Werke der koreanischen Volkserzählungen auch in Englisch. Aber bei diesen Werken ist wiederum der größte Nachteil dass wichtige Hintergrundinformationen über das Erzählen und Wieso der einzelnen Geschichten fehlen, d.h. diesen Büchern fehlt etwas - das akademische Format. 

Interessanterweise scheint es bessere Ausgaben koreanischer Volkserzählungen in deutsch als in englisch zu geben. So z.B. Andras Eckerts "Unter dem Odumbaum - koreanische Sagen, Märchen und Fabeln", die er in seinem 20jährigen Aufenthalt in Korea gesammelt hat. Das Buch erschien 1971, ebenfalls von Andreas Eckert "Koreanische Sagen, Volkserzählungen und Märchen" die er während eines langjährigen Aufenthaltes in Korea sammelte -  erschienen 1955. In der Tradition von Eckert erschien dann 1965 Hans-Jürgen Federowskys Standartwerk "Märchen aus Korea" . 

Mittlerweile beschäftigen sich zahlreiche Gesellschaften mit der Erforschung der koreanischen Volksliteratur und die koreanische Regierung unterstützt tatkräftig die Studien und Veröffentlichungen. Wie weit dieser Bereich mittlerweile herangereift ist, zeigt auch die Tatsache dass bereits vor über 15 Jahren eine eigene Folklorefakultät an der Andong  Nationaluniversität eingerichtet wurde, die sich mit der Erforschung der koreanischen Volkserzählung beschäftigt. 

 


 

 

Der Tan´gun-Mythos, Gründungsmythos der koreanischen Nation:

 

Der 3. Oktober ist ein Nationalfeiertag in Korea, nämlich der Gründungstag des koreanischen Reiches. Er erinnert an die Gründung der Nation durch Tan´gun. Die wortgetreue Übersetzung der koreanischen Namensgebung für diesen Tag lautet: "Der Tag an dem sich der Himmel öffnet". An diesem Tag wird nicht nur die Gründung des Landes durch Tan´gun gefeiert, sondern es ist auch der Tag, an dem Hwanung, der Sohn des Gottes Hanim im Jahr 2457 v. Chr. zum ersten Mal den Himmel öffnete und sich im Taekdu-Gebirge niederließ. Für die Koreaner ist dieser Tag von großer Bedeutung. Früher hielten die Koreaner den Oktober für einen Monat mit guten Vorzeichen und hielten im Oktober Ahnengedenkzeremonien ab um sich bei den Ahnen für die reiche Ernte zu bedanken und feierten auch Zeremonien zur Verehrung des Himmels. Diese Zeremonien wurden unter bestimmten Namen im jeweiligen Reich gefeiert. Im Kuryo-Reich hieß sie Jongpo, im Kukoryo-Reich Tungmen, im Paekche-Reich Chuchon und im Shilla- und Koryo-Reich Talgonhae. Von der provisorischen Regierung Koreas wurde dieser Tag auf den 3. Oktober nach dem Mondkalender festgelegt und gilt auch bis heute als ein bedeutender Tag. Allerdings wird dieser Tag heutzutage nicht mehr nach dem Mondkalender, sondern nach dem Sonnenkalender gefeiert. Heutzutage bietet dieser Tag die Gelegenheit über den Ursprung des Volkes und des Landes nachzudenken um stolz auf seine Wurzeln zu sein. Es gibt eine Legende über Tan´gun, der die Nation gegründet haben soll.

 

Die Quelle dafür geht auf das Buch "Tan´gun togi" zurück, das aber nicht mehr existiert. Die 4 noch erhaltene Texte stammen aus dem 13. und 15. Jahrhundert. Die bekannteste Version ist im "sanguk yusa" des Mönchen Iryon zu finden. 

In Waiju, den Analen der nördlichen Wai-Dynastie, die von 386 bis 534 herrschte, steht geschrieben:

"Vor 2000 Jahren lebte ein Mann namens Tan´gun Wang, er errichtete die Stadt Asadal und gründete die Nation Choson. Das geschah zu Zeiten des Kaisers Yao, der in China von 2356 bis 2255 v. Chr. regiert hat". 


Im Tan´gun hori, den Analen von Tan´gun und seiner Dynastie steht geschrieben:

 

In alten Zeiten hatte Hwanin mit einer Zweitfrau einen Sohn namens Hwanung. Hwanungs Wunsch war es aus dem Himmel herab zu steigen und die Welt der Menschen in Besitz zu nehmen. Hwanin, der davon erfuhr stieg auf die drei großen Berge herab und sah dass die Menschheit vom Plan seines Sohne profitieren würde. Er gab Hwanung die drei Himmelssigel als Symbol seiner Autorität und gebot ihm über die Menschheit zu herrschen. Hwanung nahm 3000 Geister als Gefolge mit und stieg auf den Gipfel des Berges Paektu-San an einem Sandelholzbaum herab. Diese Region wurde die Stadt Gottes genannt. Hwanung wurde als Hwanung Chon-wang bekannt - König des Himmels. Zusammen mit dem Fürsten des Windes, dem Herrn des Regens und dem Herrn der Wolken übernahm Hwanung die Aufsicht über die Landwirtschaft, die Heilung von Krankheiten, Bestrafungen und die Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch. Zu dieser Zeit lebten ein Bär und ein Tiger gemeinsam in einer Höhle. Sie baten Hwanung jedoch in Menschen zu verwandeln. Da gab ihnen Hwanung Beifuss und 20 Knoblauchknollen und sagte "wenn ihr diesen heiligen Beifuss und Knoblauch esst und 20 Tage lang das Tageslicht meidet dann werdet ihr menschliche Gestalt annehmen". Der Bär und der Tiger nahmen die Pflanzen und aßen sie. Danach begannen sie mit dem Fasten. Der Bär fastete drei mal 7 Tage und verwandelte sich dann in eine Frau. Der Tiger aber ertrug das lange Fasten nicht und nahm keine menschliche Gestalt an. Da es niemanden gab, mit dem die Bärfrau sich hätte vermählen können, ging sie jeden Tag zum Sandelholzbaum und betete um ein Kind. Hwanung nahm darauf hin menschliche Gestalt an und heiratete die Bärfrau. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn - er wurde Tan´gun wangom genannt. Im 50. Regierungsjahr des Kaisers Yao, welches das Jahr 2308 v. Chr. gewesen sein dürfte, errichtete Tan´gun eine Stadt nahe Pyongyang, das heutige Sojong. Er gründete eine Nation die er Choson nannte. Später verlagerte er seine Stadt nach Asadal auf den Berg Paegag-san. Tan´gun regierte die Nation für 1500 Jahre. König Wo von der Chu-Dynastie übergab Kija das  Choson-Land als Lehnstaat. Das war im Regierungsjahr Ji-Mao im Jahr 1125 v.Chr. Tan´gun ging darauf hin nach Chandang-jon. Später kehrte er dann nach Asadal zurück, zog sich in ein Versteck zurück und verwandelte sich in den Berggott Sang´in. Zu diesem Zeitpunkt war er 1908 Jahre alt. 

 

Soweit zum Mythos an sich. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einige interessante Aspekte lenken. Zum einen ist Hwanung der Vater Tan´guns eindeutig göttlichen Ursprungs, wird aber als Sojia bezeichnet - als Sohn einer Zweitfrau oder zweiter Sohn der Hauptfrau. Es ist daher anzunehmen dass es auch einen ersten Sohn und Himmelsthronerben gab. Damit könnte der Mythos auch auf die sehr menschliche und in den meisten Kulturen verbreitete Not eines zweiten Sohnes in Adelskreisen anspielen. Hwanung steigt zur Erde herab, die allerdings schon bevölkert ist. Er bringt Ordnung und Kultur in das herrschende Chaos. Damit ist der Tan´gun-Mythos kein Ursprung vom Ursprung des Universums, sondern ein Mythos vom Entstehen einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung, einer Nation eben. Bei Bär und Tiger handelt es sich wahrscheinlich um die Totemsymbolen für einen Clan, bzw. um die direkten Clanvorfahren. Der Tiger fällt dabei seiner Schwäche zum Opfer, was an die tatsächlichen historischen Clanrivalitäten zwischen Pak, Chok und Kim-Clan in der Zeit vom 1. Jahrhundert vor Christus bis zum 7. Jahrhundert nach Christus erinnert. Hwanung und Bärfrau schließen sich zusammen und begründen damit die Einheit zwischen Himmel und Erde, die später in der Philosophie von Jin und Yang wieder zum Tragen kommt. Die Hauptkräfte des Kosmos vereinen sich harmonisch  in der Person des Staatsgründers und Herrschers Tan´gun. Bis zur Schlussszene geht es Tan´gun-Mythos um die Erklärung des Ursprungs der Kultur, der Wurzel des herrschenden Clans und des Ursprungs des Staates Choson. Die Schlussszene mit ihren plötzlich historisch genauen Angaben erklärt kurz den Hintergrund des Dynastienwandels von der Tan´gun zur Kija-Dynastie, für den es historische Parallelen gibt. Außerdem wird das Entstehen der Berggottheit Sang´in , die bis heute im Schamanismus verehrt wird, erklärt. Tan´gun verwandelt sich nach dem Untergang seiner Dynastie in Sang´in und bietet in dieser Form der koreanischen Nation weiterhin spirituellen Zugang zu den himmlischen Gefilden.  

 

Vermehrte historische Hinweise auf den Tan´gun-Mythos finden sich im 13. Jahrhundert, als Korea von 1234 bis 1367 ein Vasallenstaat des mongolischen Reiches war, und die koreanische Bevölkerung bis zu einem gewissen Grad unterdrückt wurde. Zu dieser Zeit schrieb der Mönch Iryon den Tan´gun-Mythos auf und vertrag damit gegenüber den mongolischen Herrschern die unabhängige Identität des koreanischen Volkes, des Staates und der Herrscherfamilie. Der Mythos verleiht dem koreanischen Volk kulturelle, ethnische und politische Überlegenheit über die Eroberer, weil er zeigt dass die Koreaner wie die Chinesen eine alte Zivilisation besitzen, die zudem göttlichen Ursprungs ist. Der Tan´gun-Mythos trat dann in den folgenden Jahrhunderten etwas in den Hintergrund bis zur Zeit der nächsten großen Besatzung, nämlich der japanischen Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945. 

Die koreanischen Gelehrten entwickelten just zu dieser Zeit ein neues und starkes Interesse an diesem Mythos. Seit der frühen Maeji-Ära in Japan, die von 1868 bis 1912 dauerte, wurde in Japan die himmlische Herkunft der kaiserlichen Familie propagiert, womit Japan zu einem Heiligenstaat wurde und dementsprechend die japanische Politik quasi eine heilige Angelegenheit. Selbst die Annexion Koreas gewann dadurch heilige und höhere Legitimität. Kein Wunder dass sich die koreanischen Gelehrten auf den Tan´gun-Mythos stützen um zu zeigen dass Korea mehrere tausend Jahre von Japan unabhängige, staatliche und gesellschaftliche Strukturen nachweisen kann. Damit wird der japanische Anspruch auf Korea unterhöhlt, der sich besonders in den 30er Jahren so stark bemerkbar machte als Japan die Benutzung koreanischer Namen und der koreanischen Schriftsprache verbot um das Bewusstsein einer eigenständigen koreanischen Identität auszurotten. In den 40er und 50er Jahren hatte das direkt einen Bumerangeffekt. Denn eine der ersten Handlungen der neuen koreanischen Regierung im Jahr 1948 war als offizielle Zeitrechnung das Tan´gi-System anzunehmen, das die Zeitrechnung mit der Geburt Tan´gun bzw. seiner Herrschaft 2333 v. Chr. ansetzt. Dann wurde kae ch´ôn chôl als Nationalfeiertag bestimmt. Dieser Tag der Öffnung des Himmels gedachte der Geburt Tan´guns. Zu dieser Zeit war Rhee Synman Präsident, der dem christlichen Glaube angehörte. Für ihn stand jedoch der symbolische Akt des Patriotismus hinter diesen Entscheidungen. Zur gleichen Zeit entstand die quasi religiöse Gemeinschaft kae ch´ônju, die sich der Verehrung Tan´gun verschrieb. In den 60er Jahren entstand unter den koreanischen Theologen eine erhitzte Debatte über die Gottgestalt Tan´guns und deren Interpretation aus theologischer Sicht. Interessant ist, dass man auch in Nordkorea den Tan´gun-Mythos benutzte um politische Autorität aufzubauen. Von den 70er Jahren an hat sich der damalige große Führer Kim Il Jung darum bemüht seinen Sohn Kim Jong Il politische Legitimität als Nachfolger zu verschaffen. Natürlich regten sich gegen eine solche kommunistische Erbfolge Gegenstimmen. Seit den 70er Jahren erschienen nun Biografien Kim Jong Ils, die vorgaben dass er auf dem Taekdo-Berg geboren ist und zwar genau an der Stelle wo Hwanung, der Vater Tan´guns, zur Erde herabgestiegen sein soll. So weit bekannt ist, wurde Kim Jong Il im zentralasiatischen Teil der ehemaligen Sowjetunion geboren. 1994 verkündete die nordkoreanische Regierung dass sie das Grab von Tan´gun gefunden und ausgegraben hätte. Der angebliche Grabhügel wurde großartig restauriert und mit Nebenstatuen von Tan´guns 4 Söhnen geschmückt. Daneben gibt es ein Museum, in dem die sterblichen Überreste von Tan´gun und seiner Frau aufbewahrt werden sollen. Es wurden Bücher über die Ausgrabungen und der Grabstätte verfasst, die im Ausland verteilt wurden. Die gesamte Propaganda zielte aber hauptsächlich darauf ab, in Friedenszeiten das koreanische Nationalbewusstsein zu stärken und damit die Loyalität zum Staat und zum gegebenen politischen System. Das wird weiterhin betont durch die Tatsache dass sich der nordkoreanische Staat und das Volk weiterhin offiziell als Choson bezeichnen. Tan´gun hatte der von ihm gegründete Nation ja ebenfalls den Namen Choson gegeben. In Südkorea ist man zu der Bezeichnung Daehan für Staat und Volk übergegangen, wahrscheinlich weil die japanischen Besatzer ebenfalls die Bezeichnung Choson benutzten. Daehan war der offizielle Name den die koreanische Widerstandsbewegung für ihre provisorische Regierung verwendete.

Diese ganze Diskussion zeigt, dass alte Mythen, insbesondere Gründungsmythen, kein Schnee von gestern sind, die nur für verstaubte Gelehrte von Interesse ist. Solche Mythen gewinnen immer wieder an Aktualität wenn ein Staat in eine Krise gerät und seine Herkunft und Legitimität aufpolieren möchte. 


Legende Königs On-jo von Paekche

 

Nach dem Sangu-chin, eine von dem chinesischen Gelehrten Shen Shu im 3. Jahrhundert verfassten Geschichte der 3 Königreiche war On-jo der Gründungsvater von Paekche. Onjos Vater war König Chumong. Als Chumong nach  Cholbon Puyô floh, hatte der dortige König keinen Sohn, sondern nur 3 Töchter. Der König hielt Chumong für einen herausragenden Menschen und gab ihm daher seine 2. Tochter zur Frau. Bald starb der König. Chumong folgte ihm auf den Thron und nannte das Reich Koguryo. Chumong hatte 2 Söhne, der ältere hieß Piryô und der jüngere On-jo. Als keiner der beiden zum Thronerbe erklärt wurde, sondern ihr Stiefbruder den Thron erbte, bekamen sie es mit der Angst zu tun und flohen zusammen mit 10 Höflingen in Richtung Süden. Viele der Leute von Koguryo folgten ihnen. Als sie die Gegend von Hansan erreichten, das ist der heutige Namhan-Berg in der Provinz Kyonggi, stiegen sie auf den Pua-Berg und entdeckten von dort Land, das sich zum Siedeln eignete. Piryô sagte "Lass uns zur Küste gehen und dort leben!" Die 10 Höflinge waren jedoch dagegen, erklärten statt dessen "Im Gebiet südlich des Flusses ist im Norden der Han-Fluss eine natürliche Grenze, im Osten sind hohe Berge, im Süden fruchtbares Land und im Westen das Meer. Solche geografischen Vorteile und natürliche Verteidigungsbedingungen lassen sich nur schwer woanders finden. Wir sollten hier unsere Stadt bauen!"

Aber Piryô hörte nicht auf den Rat der Höflinge. Er teilte die Gefolgschaft und zog nach Mich'uhol, dem heutigen Inch´eon und ließ sich dort nieder. On-jo aber ließ sich in Hanam Wiryesông nieder, das ist das Gebiet um das heutige olympische Dorf in Seoul. Da die 10 Höflinge ihm geholfen hatten nannte er die Nation Sipche, das geschah im dritten Jahr der Regierungszeit des chinesischen Kaisers Hung-chia, also 18 vor Christus. Weil das Land wo Piryô sich niedergelassen hatte sumpfig und das Wasser salzig war, konnte sich Piryô Siedlung jedoch nicht gut entwickeln. Er besuchte seinen Bruder On-jo und sah dass diese Siedlung blühte und die Menschen ein angenehmes Leben führten. Da bereute er seinen Entschluss und starb vor Schande. Darauf hin zogen alle seine Gefolgsleute ebenfalls nach Hanam Wiryesông. Später nannten sie die Nation Paekche. Weil die königliche Familie von Paekche, wie auch die von Koguryo aus Puyô im Norden kam, benutzten sie den Familiennamen Hae. Später verlegten sie die Hauptstadt nach Süden und nannten sie Saya oder Sagi, das später Puyowon genannt wurde. 

 


 

Kaya - Staaten - Mythos

 

Neben Koguryo und Paekche existierte von 42 v. Chr. bis 563 n. Chr. ganz im Süden der koreanischen Halbinsel die Konföderation der sechs Kaja Staaten. Ihre Macht war zeitweise dermaßen bedeutend, dass sie sogar das benachbarte Shilla-Reich gefährdeten. Kaja drang sogar bis Japan vor. Der Sieg Shillas über Kaja vereitelte aber letztendlich deren Aufstieg zu einem bedeutenden Königreich. 

Der Mythos über die Entstehung der sechs Kaja-Staaten ist äußerst interessant. Hier die Version aus dem sanguk yusa (der Geschichte der drei Königreiche aus dem 13. Jahrhundert):

 

Die Nation hatte seit ihren Anfängen noch nie einen Namen. Auch der König des Volkes hatte keinen Namen. Zu dieser Zeit gab es 9 Stammesvorsteher, Adokan, Yodokan, Pirukan, Odukan, Chosukan, Yuchonkan, Shinchonkan, Ochonkan und Shinrikan. Sie regierten über 75000 Untertanen in 100 Haushalten. Ihr Leben war einfach. Sie lebten in Bergen und auf den Feldern, gruben Brunnen und tranken Wasser, pflügten die Felder und aßen die Feldfrüchte. Im 3. Monat des 18. Jahres der Xian-Wu-Ära, von König Kwang-Wu aus der späten Han-Dynastie, das war 42 v. Chr. am Kä-ok-il, dem Tag der Reinigung und des Exorzismus, am 1. Tag des 3. Monats nach Mondkalender, war eine seltsame Stimme vom Kipchi-Berg im Norden zu hören. 200 bis 300 Leute waren dort versammelt. Sie vernahmen dort eine menschenähnliche Stimme aber es war nichts und niemand zu sehen. Da hörten sie die Stimme fragen "Ist jemand da?". Die 9 Stammesvorsteher antworteten "Wir sind es". Da fragte die Stimme weiter "Wo bin ich?", die Stammesvorsteher antworteten "Auf dem Kipchi-Berg". Darauf sprach die Stimme "Hwangchon, der Herrscher des Himmels hat mir befohlen an diesem Ort herab zu steigen um die Nation zu erneuern. Grabt eine Grube auf dem Berggipfel, tanzt und singt das folgende Lied: Schildkröte, Schildkröte, wenn du Deinen Kopf nicht hervorstreckst werden wir dich rösten und aufessen". Wenn Ihr den König auf diese Weise begrüßt, wird eine glückliche und freudige Zeit anbrechen."

Die 9 Stammesvorsteher verbreiteten diese Botschaft. Alle sangen und tanzten glücklich. Wenig später blickten sie auf und sahen ein purpurnes Seil vom Himmel bis zum Erdboden herabfallen. Als sie näher gingen, bemerkten sie dass am Ende des Seils eine goldene, in purpurfarbenes Tuch eingeschlagene Schatulle befestigt war. Sie öffneten die Schatulle und fanden darin 6 goldene Eier, rund wie die Sonne. Alle waren überrascht und freudig erregt. Sie verbeugten sich Hundert mal vor den Eiern. Nach einer Weile legten sie die Eier in die Schatulle zurück und brachten diese zum Haus des Stammesführers Adokan. Dort stellten sie sie auf eine Bank und gingen davon. Es verstrichen 12 Stunden, am nächsten Morgen kamen die Leute wieder und öffneten die Schatulle. Die Eier hatten sich in 6 Knaben mit leuchtenden Gesichtern verwandelt. Sie setzten die Knaben auf die Bank und verehrten sie voller Freude, in dem sie sich ehrerbietig verbeugten. Die Knaben wuchsen schnell heran, nach 10 Tagen waren sie bereits groß. Ihre Zähne glichen denen von Chen Yi von Jing. Ihre drachenähnlichen Gesichter erinnerten an Kao-zu, den Gründer der Han-Dynastie. Ihre Augen hatten Pupillen wie die von Shun, einer der 5 legendären Herrschern der chinesischen Mythologie. Am 15. Tag des Monats nahm der älteste der Knaben Platz auf dem Thron. Sein Name war Shuru oder Shuren. Der Name seines Reiches war Paekarak oder Kayaguk. Es war eines der sechs Kaya-Staaten. Die übrigen 5 gingen davon und wurden die Herrscher der anderen 5 Kaya-Staaten. Die Grenzen waren der Fluss Yongsan-Gan im Osten, Pyang-hae im Südwesten, das Chiri-San-Gebirge im Nordwesten und das Kaya-San-Gebirge im Nordosten. Im Süden endete die Nation am Meer. 

 

 


 

Gründungsmythos des Shilla-Reiches

 

(Das Shilla-Reich existierte von 57 v.Chr. bis 935 n.Chr. im äußeren Südosten der koreanischen Halbinsel)

Am ersten Tag des dritten Monats des ersten Jahres der Regierung Irakichi (das war im Jahre 69 v. Chr.) brachten die Vorfahren der 6 Stämme ihre Nachfahren zu einem Hügel oberhalb des Eisflusses und begannen zu diskutieren. Sie sagten dass ihr Volk einen Prinzen brauche der es regiere. Es sei notwendig eine tugendhafte Person zu finden, sie zum König zu machen, eine Nation zu gründen und eine eine königliche Resistenz zu errichten. Sie schauten vom Gipfel des Berges nach Süden zur Najung-Quelle am Fusse des Berges Jangsan (das ist das heutige Namsan-Gebirge in Kyongju). Dort sahen sie seltsame Dampfschwaden und am Boden ein Licht schimmern. Ein weißes Pferd stand daneben und schien sich vor etwas zu verbeugen. Sie gingen zu dieser Stelle und fanden ein rotes Ei. ALs das Pferd die Menschen sah, wieherte es laut auf und entfloh gen Himmel. Sie brachen das auf und heraus kam ein Knabe von wunderbarer Gestalt. Die Menschen staunten und brachten ihn zum Sochon-Fluß. Als sie ihn wuschen brach ein Licht aus seinem Körper hervor. Vögel und Tiere folgten ihm tanzend. Himmel und Erde erzitterten, Sonne und Mond leuchteten hell. Die Menschen nannten den Knaben Hyokkose - er wurde auch Bulgonae genannt, was gewellt, hell regieren bedeutet.

Sein Regierungsname war Kosurhan oder Kosurgam, nach dem ersten Wort aus seinem Munde. Die Menschen wetteiferten im Lob des Knaben und sagten "Ein Himmelssohn ist zu uns gekommen. Er soll eine tugendhafte Jungfrau heiraten." An diesem Tag erschien in der Aryong-Quelle neben dem Dorf Sarjangnae ein Drache und gebar aus seiner linken Seite ein Mädchen. Der Kopf war wunderbar geformt, aber ihr Mund glich einem Schillerschnabel. Die Menschen brachten sie zum Baden an den Pukchon-Fluß. Im Fluß fiel der Schnabel, weshalb sie den Fluß Balch´on nannten - (Fluss in dem Schnabel abgeworfen wurde). Am Fuße des Namsan-Berges wurde ein Palast erbaut in dem die heiligen Kinder aufgezogen wurden. Das Ei aus dem Knabe geboren worden war, sah aus wie ein Flaschenkürbis. Da der Flaschenkürbis im Dialekt der Gegend Pak heißt, wurde dem Prinzen der Familienname Pak gegeben. Die Prinzessin wurde nach der Quelle ihrer Geburt Aryong genannt. Als die beiden Kinder 13 Jahre alt wurden, wurde der Prinz zum König gekrönt und das Mädchen wurde seine Gemahlin. Das Land wurd Sorabol oder Sobol genannt, war aber auch als Shara oder Sharo bekannt. Später wurde der Name zu Kerjim umgeändert und dann zu Shilla.

Nach dem König Hyokkose 62 Jahre lang regiert hatte, stieg er in den Himmel empor. Nach 7 Tagen fiel seine Asche vom Himmel und zerstreute sich über das Land. Seine Gemahlin folgte ihm nach. Das Volk wollte das Ehepaar in einem Grab bestatten, aber eine riesige Schlange kam hervor und veeitelte diesen Plan. Die Überreste wurden in 5 Teile aufgeteilt, 5 Begräbnisse wurden abgehalten und 5 Gräber angelegt. Kronprinz Namhae folgte seinem Vater Hyokkose auf den Thron.

 

 


 

Mythos der 3 Clans auf der Insel Jeju

 

 

Im Tangma´goke steht geschrieben "Am Anfang gab es auf der Insel Tangma kein Leben, es existierten weder Menschen noch Tiere. Doch dann kamen drei göttliche Männer auf die Erde. Am nördlichen Abhang des Halla-Berges gibt es eine Höhle namens Mo-hung und dort genau erschienen die Männer. Der älteste hieß Yang-illa, der zweitälteste Ko-illa und der dritte Po-illa.

Die drei Männer kehrten zunächst von der Jagd. Sie trugen Tierfelle und aßen das Fleisch der Tiere. Eines Tages sahen sie eine hölzerne Truhe, die in purpurfarbenes Tuch eingeschlagen war über das Ostmeer zur Insel schwimmen. Sie holten die Truhe sofort an Land und öffneten sie. In der Holztruhe war eine steinerne Schatulle und ein Bote, der in ein purpurfarbenes Gewand mit einem roten Gürtel bekleidet war. Als die Männer die Steinschatulle öffneten, fanden sie darin drei junge Mädchen in grünen Gewändern, ein Paar Pferde und ein Paar Rinder sowie die 5 Körner, nämlich Reis, Gerste, Sojabohnen und zwei Sorten Hirse. Der Bote sprach "Ich bin Abgesandter Japans. Unser König hat drei Töchter und sagte drei Söhne des Himmels sind bei einem großen Berg im Westmeer herabgestiegen um eine Nation zu gründen. Aber sie sind nicht verheiratet. Auf Befehl des Königs habe ich daher drei Töchter hier her begleitet. Nehmt sie zur Gemahlin und gründet eine Nation. Mit diesen Worten stieg der Bote auf eine Wolke. Die drei Männer wählten ihrem Alter entsprechend eine Frau und heirateten sie. Dann legten sie ihre Hosen ab und bestimmten auf diese Weise die Orte mit dem fruchtbarsten Boten, dem klarsten Wasser. Der Ort, an dem sich Yang-illa, der ältestes nieder ließ, war der bedeutendste. Der von Ko-illa, der zweitwichtigst und der von Po-illa, dem jüngsten, der drittwichtigste. Sie begannen dann die Körner zu ziehen und Landwirtschaft zu betreiben. Mit den Pferden und den Rindern begannen sie eine Tierzucht und bald stieg die Anzahl der Tiere an und auch die Menschen vermehrten sich.

 

 

 

 


 

Kyonu und Chingnyo


Einer koreanischen Legende zufolge sind die Sterne Wega und Altair die himmlische Reinkarnation eines Liebespaares. Sie hießen Kyonu und Chingnyo. Chingnyo war die Tochter eines Himmelskönigs und war gut im Weben und auch sehr fleißig und lebte auf der östlichen Seite der Milchstrasse. Dieser König liebte seine Tochter sehr und war besorgt, dass sie vielleicht einsam sein könnte. So ließ der Himmelskönig seine Tochter  mit dem Hirtenjungen Kyonu verheiraten, der auf der westlichen Milchstrasse wohnte und Tiere hütete. Aber Kyonu und Chingnyo waren nach ihrer Heirat so ineinander verliebt, dass beide faul wurden. Da wurde der König sehr wütend und verbannte seine Tochter an das östliche Ende der Milchstrasse, sein Schwiegersohn musste auf der westlichen Seite der Milchstrasse bleiben. Durch die Trennung wurden beide Liebende sehr traurig, so dass der Himmelskönig seiner Tochter erlaubte, einmal im Jahr ihren Ehegatten zu besuchen. Doch über die Milchstrasse führte keine Brücke um sich zu treffen.

Die Elstern auf der Erde bedauerten dies so sehr, dass sie zur Milchstrasse flogen und mit ihren Körpern eine Brücke bildeten. Diese Brücke heißt Ojak-kyo, also Elsternbrücke und der Regen an diesem Tag heißt Tichoku. Er soll aus den Tränen von Kyonu und Chingnyo bestehen, die diese Tränen vor Freude vergießen. Der Regen am nächsten Morgen soll auch aus den Tränen von Kyonu und Chingnyo bestehen, die sie beim Abschied vergießen. In der heutigen Zeit besuchen Liebespaare an diesem Tag einen Wahrsager, um sich die Zukunft deuten zu lassen. An diesem Tag werden Reiskuchen, Zucchini-Pfannkuchen, Nudeln und Gurkenkimchi gegessen.
 
 

( am 7. Juli nach dem Mondkalender ist in China und Taiwan Valentinstag)
 


 

Bräuche rund um den Vollmond

 

In der Nacht vor dem 15. Tag des ersten Vollmondes nach Mondkalender bastelte man eine Strohpuppe und warf sie in einen Bach. Das bedeutete, dass man ein glückloses  Schicksal wegwarf und ein neues glücklicheres Jahr begrüßte. Ein Brauch war es auch dam Morgen des 15. Tages nach Mondneujahr Wein zu trinken, um wie man glaubte "die Ohren freizumachen" und Nüsse zu knacken und Nüsse zu essen. Wenn man Nüsse mit einer harten Schale knackte und verspeiste so glaubte man sich vor Geschwüren und Hautkrankheiten zu schützen, sowie böse Geister zu vertreiben. Der Hintergrund war der, früher gab es nicht so viel zu essen und in Nüssen und Kastanien sind Vitamine enthalten. Auch war es ein Brauch vor und nach dem 15. Tag über eine Brücke zu gehen. Überquerte man eine Brücke am Abend, so musste man sie so oft überqueren, wie man in Jahre schon gelebt hat und hoffte dann, gesund zu bleiben und im kommenden Jahr keine Schmerzen in den Beinen zu bekommen.

Ein weiterer und wichtiger Brauch ist die der Wahrsagerei. So war es üblich, jemanden die Zukunft vorherzusagen. Wenn man Strohpuppen anzündete las man daraus ab, ob es eine gute oder schlechte Ernte gibt. Ging das Feuer aus, glaubte man an eine schlechte durch starken Monsun hervorgerufene Ernte. Ebenso betrachtete man an diesem Tag den Vollmond um daraus eine gute oder schlechte Ernte abzuleiten. Schien der Vollmond rötlich verhieß das eine gute Ernte, war der Mond aber weiß, stand eine Missernte durch Überschwemmungen bevor.

Im Monat des ersten Mondes wurden in jeder Stadt und Gemeinde rituelle Zeremonien - tongje - abgehalten. Z.B. sanshinje, ein ritueller Gottesdienst für den Gott der Berge, rituelle Feiern auf den Strassen und eine Feier für den Drachenkönig. 

Der Beginn des Frühlings (ipch´un) erfolgt im allgemeinen Anfang Februar. Zu dieser Zeit schrieb jeder Haushalt ein Gedicht über die Frühlingsanfang und befestigte es an einer Säule des Hauses oder am Eingangstor zum Dorf.