Die Hwamunsok - Matten
Verbreitet sich auf den Melonenfelder ein süßer Duft , und das rote Fleisch der Wassermelonen regt den Appetit an, hat der Sommer begonnen. Bald kommen dann auch die brütendheißen Tage. Zu dieser Zeit bereitet man sich in Korea darauf vor, die Wohnung so zu gestalten, dass man die hochsommerliche Hitze relativ kühl verbringen kann. Heutzutage holt man den Ventilator aus dem Lagerraum oder richtet eine Klimaanlage ein. Die alten Koreaner hatten andere Methoden den Hochsommer in dem die Sonne über dem Land brütete ohne viel Schwitzen zu verbringen.
Die alten Koreaner haben verschiedene Gegenstände erfunden, mit denen sie die Sommerhitze überwinden konnten. Darunter Fächer, Bambuskopfkissen, Basthemden oder Matten aus Stroh oder Bambus. Eine besonders kühle Wirkung hatten die Matten aus Stroh oder Bambus. Wenn man sich im Sommer auf diese Matten legte, konnte man die tropische Hitze schnell vergessen. Westliche Teppiche hatten diese traditionelle Matten aus dem Leben der Koreaner vertrieben. Aber in letzter Zeit sind sie wieder sehr beliebt geworden.
Wenn die Sonne unterging und es draußen dunkel wurde, breitete man auf einer breiten Bank auf dem Hof eine Stroh- oder Bambusmatte aus und legte sich gemütlich hin. Die mit einer Matte bedeckte Bank war eine besondere Stelle auf der man sich im Kühlen ausruhen und im Liegen die Sterne betrachten konnte.
Unter den traditionellen Matten die aus kleingeschnittenen Bambus oder aus Stroh oder Schilfgras hergestellt wurden, sind die sogenannten Hwamunsok – Matten, wohl am beliebtesten und bekanntesten. Die traditionellen Matten werden aus verschiedenen Materialien hergestellt. Besonders beliebt sind die Hwamunsok – Matten, die aus dünn zerschnittenen Schilfgras angefertigt werden. Denn Schilfgras besitzt eine gewisse Elastizität und fühlt sich sanft an. Matten aus Bambus oder aus Stroh sind hart, so dass die Haut schmerzt wenn man darauf liegt. Auf der Haut entstehen auch Abdrücke von der Matte, wenn man lange darauf sitzt oder liegt. Daher sind die Hwamunsok – Matten besser und beliebter. Früher besorgte man sich immer eine Matte, wenn man heiratete und eine neue Wohnung einrichtete. Selbst wenn man so arm war, dass man sich eigentlich keine Matte leisten konnte. Eine Matte brauchte man in jedem Haus, selbst wenn sie kein schönes Muster hatte. Die Braut brachte eine Matte mit, wenn sie in die Wohnung ihres Mannes einzog. Matten waren im Haushalt der Koreaner ein unentbehrlicher Gegenstand und so sind sie noch eines der begehrtesten Geschenke, die eine Braut ihrem Mann überreichen konnte.
Die Hwamunsok – Matten der Insel Kanghwa |
Besonders berühmt sind die Hwamunsok – Matten, die auf der Insel Kanghwa hergestellt werden. Und zwar so berühmt, dass man häufig die Matten die auf Kanghwa hergestellt werden, mit den Hwamunsok – Matten gleichsetzt.
Die Hwamunsok – Matten sind ein spezielles Produkt der Insel Kanghwa im Westmeer. Seit langer Zeiten werden auf Kanghwa viel Schilfgras und Kalmus (Aronstabgewächs) gezüchtet. Aus diesen beiden Pflanzen stellt man dort Matten her, die unter anderem im Wohnzimmer ausgebreitet wurden. Aus den gleichen Materialien werden auch Sitzkissen gefertigt. Früher wurden diese Produkte in fast allen Haushalten selber hergestellt. Die Hwamunsok – Matten wurden gegen Mitte der Koryo – Dynastie im 11. oder 12. Jahrhundert auf der Insel Kanghwa hergestellt. Die Hwamunsok – Matten unterscheiden sich von anderen Matten, selbst wenn diese aus dem gleichen Material angefertigt werden. Denn die Feimulsok - Matten sind kunstgewerbliche Erzeugnisse, die aus fein zerschnittenem Schilfgras hergestellt werden, und sehr stabil sind.
Hwamunsok bedeutet soviel wie „die Matte mit Blumenmuster". Wie der Name schon sagt, sind diese Matten nicht nur haltbar sondern auch sehr schön. Sie haben eine Geschichte von über 800 Jahren. Die Handwerker der Insel Kanghwa haben immer hingebungsvoll gearbeitet, so dass nicht nur die praktische Funktion sondern auch der künstlerische Wert dieser Matten allgemein anerkannt wurde. Im Jahre 1232 wurde die Hauptstadt der Koryo – Dynastie auf die Insel Kanghwa versetzt, um den Mongolen Widerstand zu leisten. Die ersten Hwamunsok - Matten wurden von den Einwohnern hergestellt, die damals von der ehemaligen Hauptstadt Kaekyong auf die Insel Kanghwa gezogen waren. Im Laufe der Zeit wurden sie zu einem bestimmten Produkt von Kanghwa. Noch heute besorgen sich zur Sommerzeit viele Hausfrauen eine Hwamunsok – Matte. Sobald man diese Matte im Wohnzimmer ausbreitet, wirkt die Wohnung nicht nur kühler, sondern auch noch eleganter. Die Hwamunsok – Matten sind ein künstlerisch gestalteter Sommergebrauchsgegenstand der Koreaner.
Die Herstellung der Hwamunsok – Matten:
Zuerst ist es wichtig, das Schilfgras richtig zu züchten, denn alle Halme müssen gleichmäßig dick und breit sein. Um gutes Schilfgras zu gewinnen, muss es auf den Feldern im gleichen Abstand gepflanzt werden. Schilfgras ist eine einjährige Pflanze, die bis zu 2 Metern groß wird. Es hat glatte, glänzende Blätter und zähe Halme. Schilfgras wird im Frühling in sumpfartigen bewässerten Feldern gepflanzt und gegen Anfang Juli nach dem Mondkalender geerntet. Damit das Schilfgras gleichmäßig dick und lang wird, muss es einem zusätzlichen Verfahren unterzogen werden. Schilfgras wird nach dem Mondkalender Ende Mai gepflanzt und Anfang Juli gepflückt. Jedes einzelne Rohr wird mit der Hand aus dem Boden gezogen, weshalb man sagt, „es wird gepflückt".
In natürlichem Zustand ist das Schilfgras grün. Es muss erst einmal gebleicht werden, oder besser gesagt, es muss sich verfärben. Die Blüten des Schilfgrases werden entfernt und der Halm wird in drei längliche Teile zerschnitten. Diese werden im Morgentau genässt und tagsüber getrocknet. Wenn man das mehrmals wiederholt, wird das Schilfgras bleich. Nur Schilfgras das durch dieses natürliches Verfahren gebleicht wurde, genügt so den Ansprüchen. Schilfgras das nicht chemischen Stoffen, sondern durch die Natur gebleicht wird, bekommt eine leicht gelbe und zugleich eine braungrün getönte Farbe. Dank dieser Farbe wirk das Schilfgras natürlich und elegant. Als nächstes wird es mit größter Hingabe der besten Handwerker bearbeitet und so in eine Hwamunsok – Matte verwandelt.
Das Herstellungsverfahren:
Das gebleichte Schilfgras wird in Wasser getaucht. Wenn man es danach mit der Hand glättet wird es breit. Es wird dann ausgehöhlt, zusammengerollt und auf einem Gestell verwebt. An das Gestell werden kleine sogenannte Koduresteine angebracht, mit denen man die Fäden einzeln bearbeitet. Eine Matte durchschnittlicher Größe besteht aus 140 Schussfäden, die alle getrennt verwebt werden müssen. Die Hwamunsok – Matten müssen von einem erfahrenen Handwerker mit größter Präzision und Hingabe hergestellt werden. Selbst der geschickteste Weber schafft an einem Tag nur 30 Zentimeter. Der wahre Wert der Hwamunsok – Matten, die nur in Handarbeit hergestellt werden können, kommt zum Vorschein, wenn sie wie von Zauberhand mit verschiedenen Mustern ausgestattet werden. Das gelbliche Schilfgras wird nach einem sich wiederholenden Muster verwebt. Darauf werden dann Bilder verschiedener Farben aufgedruckt. Die Handwerker spielen sozusagen die Rolle eines Webers und gleichzeitig die eines Malers.
Es gibt zahlreiche Motive, die für die Bilder verwendet werden. Früher wurden Muster bevorzugt, die einem Glück bringen sollten. Auch Pflaumenbäume, Schmetterlinge, Mandarinenten oder Käuze mit spitzwinkligen Armen, die im Buddhismus eine symbolische Bedeutung haben, waren beliebte Motive. Derzeit sind die Bilder von den 10 Tieren, Pflanzen und Gegenständen, die als Symbol eines langen Lebens gelten, sehr beliebt. Auch das traditionelle Muster eines Blütenblatts ist sehr gefragt. Früher benutze man meist Grundfarben, aber zur Zeit werden verschiedene Farben vermischt. Heutzutage sind Bilder und Farben beliebt, die einen noblen Eindruck hinterlassen.
Früher entfalteten sich auf den Hwamunsok – Matten prächtige und bunte Motive von Mandarinenten, Kiefern, Kranichen, Fischen oder Pflaumenbäumen. Die farbenfrohen Bilder standen im Kontrast dem weißgelb schimmernden Schilfgras, das nach einem einfachen Schema gewebt wird, und einen eher milden und bequemen Eindruck macht. Aber die Bilder die so prächtig wie das Muster eines persischen Teppichs sind, bilden zusammen mit der natürlichen Farbe des Schilfgrases eher eine schöne Harmonie als ein Kontrast. Der Untergrund der Bilder, also das verwebte Schilfgras hat eine natürliche Farbe, weshalb man sich trotz der hellen Farben bequem fühlt, wenn man auf einer Hwamunsok – Matten sitzt.
Neben der Schönheit regen die Hwamunsok – Matten auch den Geruchssinn an. Den die Matten geben den Duft von Gras von sich, so dass man etwas von Natur spüren kann. Das ist der Grund warum die Hwamunsok – Matten unter den Stadtbewohnern, die in viereckigen Zimmern mit Betonwänden leben, sehr beliebt sind. Diese Matten vergnügen auch die Ohren. Wenn man sich auf den Matten bewegt, dann entstehen raschelnde Geräusche, die frisch und natürlich wirken. Es hört sich an, als würde man ein Tuch aus Hanf zusammenfalten.
Für die Koreaner haben die Matten eine besondere Bedeutung, denn mit Matten konnten die alltäglichen Räume in Plätze für bestimmte Zwecke verwandelt werden. Zum Beispiel konnte das Wohnzimmer in eine Gaststube, der Arbeitsplatz in ein Spielzimmer oder das profane Haus in eine Kultstätte für Ahnengedenkfeiern verwandelt werden. Für die Koreaner waren Matten eine Bühne, auf der man das alltägliche Leben abwechslungsreich gestalten konnte. Die Hwamunsok – Matten vermitteln dem Menschen ein Gefühl der Natur, indem sie die Augen sowie den Tastsinn anregen. Die alten Koreaner bereiteten an den höchsten Stellen der Dielen diese Matten aus und genossen die kühle, sanfte und glatte Oberfläche. Heutzutage werden sie eher im Wohnzimmer ausgebreitet, aber nach wie vor kann man auf einer Hwamunsok – Matten den Duft von Gras genießen und den heißen Sommer kühl verbringen.
( aus dem Kulturforum von Radio Korea International vom 04.07.2000 )
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