Bildungswesen in Korea
Universitätsaufnahmeprüfungen
PC- und Internet an koreanischen Schulen
In Korea spielt Bildung traditionell eine große Rolle. Moderne Schulen wurden ab den 80er Jahren des 19. Jahrhundert eingerichtet. Das geschah im Zuge der langsamen Öffnung des Landes gegenüber dem Westen und meist unter dem Einfluss westlicher Missionare vor allem aus den USA. Seit 1953 besteht allgemeine Schulpflicht für die Grundschule, an der 9 Fächer unterrichtet werden. Auf die 6 Jahre Grundschule folgen 3 Jahre Mittelschule und dann noch einmal 3 Jahre Oberschule. Zum Lehrplan der Mittel- und Oberschule gehören 11 Pflichtfächer und eine Reihe Wahlfächer. Neben den allgemeinbildenden Oberschulen die zur Universität führen, gibt es auch noch berufsorientierte Oberschulen und Fachoberschulen - z.B. für den künstlerischen Bereich.
Die durchschnittliche Klassenstärke lag 1998 bei Grundschulen bei 35 Schüler pro Klasse. Durch das Stadt- Landgefälle sind in Seoul und Umgebung Klassenstärken von 40 bis 45 Schülern durchaus normal. Die durchschnittliche Klassenstärke der Mittel- und Oberschule liegt bei 43. Übrigens besuchen etwa 99,9% aller Grundschüler nach dem Abschluss eine Mittelschule. 99,4% der Mittelschüler gehen nach dem Mittelschulabschluss auf eine Oberschule und davon dringen 83,9% in die Hochschule. So die Zahlen von 1998, die noch weitgehend Gültigkeit haben dürften.
Zur Hochschulbildung gehören wahlweise 2 Jahre Fachhochschule oder 4 Jahre Collage oder Universität. Wer danach noch einen Magister oder Promotionskurs besuchen will, muss nochmals 2 bzw. 4 Jahre dranhängen. Feste Studienzeiten sind nach amerikanischem Muster vorgeschrieben - man kann also nicht bummeln.
Da die Studiengebühren an den übrigens zu 80% privaten Hochschulen des Landes zu der mit umgerechnet 2000 bis 3000 DM pro Semester nicht gerade niedrig liegen, verspürt man auch kein besonderes Bedürfnis zum Bummeln.
Neben diesem grundlegenden Bildungsangebot gibt es noch landesweit an die 120 Sonderschulen für körperlich oder geistig Behinderte. Der Schulbesuch ist in Korea abgesehen von der Grundschule nicht kostenlos. Ab der Mittelschule werden Schulgebühren fällig und zwar nicht nur bei den privaten Schulen, von denen es in Korea viele gibt, sondern auch bei den staatlichen Schulen. Es gibt immer noch Jugendliche, die aus finanziellen Gründen ihre Schulausbildung nicht abschließen konnten, weil sie arbeiten müssen. Dafür gibt es sogenannte Bürgerschulen, wo diese Jugendlichen sich abends berufsorientiert weiterbilden oder einen Abschluss nachholen können.
Im Bereich der Hochschule kann man über Fernuniversitäten Abschlüsse machen und Zusatzqualifikationen erwerben.
Der Bereich der sogenannten Bildungsindustrie ist in Korea sehr weit entwickelt. Es gibt überall Privatinstitute, die die schulische Bildung prüfungsorientiert ergänzen und vertiefen. Darüber hinaus Satelliten-, Computer- und Kabelfernsehen gestützten Unterricht. Für den Bildungskanal IBS braucht man hingegen nur ein Fernsehgerät um sich Bildungsprogramme ins Haus zu holen, die die Schulausbildung ergänzen. Auch die Vorschulkinder und Mütter werden nicht vergessen. Es ist in Korea also so gut wie unmöglich Bildung zu entgehen.
Die Verantwortung für den gesamten Bildungsbereich ist in Korea zentral, was sich schon daran ablesen lässt, dass die Uni - Aufnahmeprüfung landesweit standardisiert ist. Auch darf man sich das Verhältnis von Provinzen zur Regierung hier in Seoul nicht so vorstellen, wie das Verhältnis der deutschen Bundesländer zur deutschen Bundesregierung. Im Handbuch für Korea, das vom koreanischen Informationsdienst herausgegeben wird, heißt es: "Nach Artikel 117 der koreanischen Verfassung von 1949 sollen sich die lokalen Regierungen, also die lokalen Selbstverwaltungseinheiten auf Provinz- oder Kommunenebene mit den Angelegenheiten ihrer Bewohner befassen und Eigentum verwalten. Dabei dürfen sie im Rahmen der lokalen Autonomie und der nationalen Verordnungen und Gesetzte ihre eigenen Vorschriften erlassen".
Im Handbuch heißt es weiter: "Diese Verfassungsvorgabe wurde jedoch nach der jahrzehntenlangen Militärherrschaft erst im Juli 1995 weitgehend erfüllt als Provinzvorstände, Bürgermeister und Kommunalabgeordnete zum ersten Mal in freien und sauberen Wahlen von den Bürgern gewählt wurden. Bis dahin wurden die entscheidenden Posten auf Lokalebene einfach direkt von der Zentralregierung in Seoul besetzt oder entsprechend dahingehend manipuliert, womit eine lokale Autonomie so gut nicht existent war, egal in welchen Fragen. Autonomie im engeren Sinne des Wortes gibt es eigentlich bis heute nicht, jedoch gibt es eine Reihe von Bestrebungen, den Selbstverwaltungseinheiten auch wirklich mehr reale Autonomie zuzugestehen".
Geschichtlich muss man noch wissen, dass in Korea stark zentralisierte Regierungen seit der Errichtung der Choson - Dynastie im Jahre 1392 Tradition haben. Die letzten Wahlen auf kommunaler Ebene fanden übrigens 1998 statt und von da an im 4Jahresrythmus.
Um nochmals auf das Bildungswesen zurückzukommen, wegen den lokalen Selbstverwaltungseinheiten also der 7 autonomen Städte und 9 autonomen Provinzen, hat zwar einen sogenannten Rat für Erziehung und Bildung, dieser hat jedoch weitgehend exekutive Funktion und richtet sich nach den Vorgaben des Bildungsministeriums in Seoul. Es gibt jedoch in einigen Bereichen ein festgelegten Handlungsspielraum, so z.B. was die Festsetzung der Frage, ob man eine Oberschulprüfung oder Mittelschulaufnahmeprüfung machen muss oder nicht, betrifft. So wird z.B. die Provinz Chongchido, eine Oberschulprüfung in Seoul gibt es diese Prüfung nicht mehr. Generell haben die lokalen Regierungen kein eigenes Justiz- oder Polizeiwesen, ihre Hauptaufgabe besteht nach wie vor in der Umsetzung der Regierungspolitik bei der der selbstverwalterische Spielraum genau definiert ist aber in einem gewissen Grate schon vorhanden. Die lokalen Regierungen sind in punkto Zahl und Besetzung von Beamtenstellen, Organisation, Budget und Finanzierung weitgehend von der Zentralregierung in Seoul abhängig, finanziell dürfte kaum einer ohne diese Vorsorge bestehen können.
( O-Ton Radio Korea International auf eine Hörerfrage vom 08.04.2000 und 17.06.2000)
Hauptfächer an den koreanischen Gymnasien
Hauptfächer sind Koreanisch, Mathematik und Englisch. Die beste Note ist ein "A+", die schlechteste ein "F" - sprich durchgefallen oder nicht bestanden. Den einzelnen Noten sind Punktzahlen zugeordnet, die Höchstpunktzahl ist 100. Von 96 bis 100 Punkte gibt es ein "A+", von 91 bis 95 ein "A", von 86 bis 90 Punkte ein "B+". Nach diesem Prinzip geht man weiter in Fünfpunktschritten nach unten bis "F".
( aus der Hörerecke von Radio Korea International vom 17.03.2001 )
Bis 1981 gab es noch Universitätsaufnahmeprüfungen im strengen Sinne des Wortes. Das heißt, jede Universität hatte eine eigene Aufnahmeprüfung und allein vom Abschneiden dieser Prüfung hing der Zugang ab. 1981 wurde dann die landesweite Prüfung zum Nachweis der akademischen Leistungsfähigkeit mit dem Namen Chujung eingeführt. Diese Prüfung entschied fortan zusammen mit den Oberschulnoten über den Unizugang. 1991 wurde dieses System weitgehend geändert, dass die Chujungprüfung mindestens 60% der Gesamtwertung ausmacht, die Schulnoten bis zu 40% und eine weitere universitätsinterne Aufnahmeprüfung in der Regel 10%, d.h. die Universitäten können innerhalb eines gewissen prozentualen Spielraum eigene Schwerpunkte für die eigene Kriterien für die Gesamtwertung setzen. Theoretisch kann sich natürlich jeder bei jeder Universität für jedes Fach bewerben. Praktisch besteht durch das Verhältnis von festgelegten Zulassungsquoten und einer offenen Bewerberzahl eine harte Auslese die einen Numerus clausus für alle Universitäten und Fächer gleichkommt. Wer an die Seoul Nationaluniversität will, die angebliche Spitzenuniversität des Landes braucht in der Chujungprüfung wenigstens 380 von 400 möglichen Punkten, d.h. das Ergebnis der Chujungprüfung entscheidet darüber bei welchen Universitäten man überhaupt eine Chance hat. Bewerben kann man sich theoretisch an einer uneingeschränkten Zahl von Universitäten, praktisch ist das ausgeschlossen dadurch dass es nur 4 Termine gibt an denen die Universitäten nach ihrer Rangordnung gestaffelt dann in den nächsten 2 Monaten ihre eigenen Aufnahmeprüfungen abhalten. Diese Aufnahmeprüfungen der Universitäten bestehen meist aus einem Aufsatz zu einem Thema und einem 5minütigem Interview, sind also mehr pro forma Angelegenheiten für ein letztes Durchsieben der Bewerber.
Wer am Tag der Chujungprüfung schlecht drauf war und die Prüfung daneben gesetzt hat, hat zwei Möglichkeiten. Er kann seine Hoffnungen herunterschrauben und sich mit der erreichten Punktzahl an einer niedriger eingestuften Universität oder für ein niedriger eingestuftes Fach bewerben. Er kann aber noch einmal ein Jahr dranhängen und dann erneut sein Glück versuchen. Die Zahl der Wiederbewerber bei der Chujungprüfung und an der Uni ist immer noch hoch.
Neben dieser normalen Aufnahmenhürde gibt es noch Sonderaufnahmeverfahren für Schüler ortsabgelegeneren Bauern- und Fischerdörfern und für Behinderte. Auf diese Weise versucht man die Benachteiligung der oft auch ärmeren Landbevölkerung auszugleichen. Die Landbevölkerung ist in Korea hauptsächlich aufgrund der Infrastruktur benachteiligt, dabei kann man schon fast soweit gehen, außer Seoul und Umgebung alles dazu zu rechnen. Seoul hat Elitekindergärten, in denen man auch gleich englisch von Muttersprachlern lernen kann und ein entsprechendes Angebot an guten Privatschulen und Nachhilfeinstituten. Diese Konzentration an Fördermöglichkeiten bringt natürlich eine gewisse Benachteiligung mit sich. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Schüler vom Lande punktemässig die Seouler Konkurrenz überflügeln, wahre Begabung setzt sich dann doch durch und das ist gut so. Abschließend kann man noch erwähnen, dass es ebenfalls Sonderaufnahmeverfahren für diejenigen gibt, die länger als 12 Jahre im Ausland gelebt haben, sie werden nur in englisch und koreanisch geprüft. Für Schüler, die 5 bis 12 Jahre im Ausland gelebt haben, wird nur koreanisch, englisch und Mathematik geprüft. Seit einigen Jahren gibt es zudem Sonderaufnahmeprüfungen der einzelnen Universitäten, besonders Fremdsprachenbegabte. Die Universitäten werten diese Prüfungen zu 80%, 10% entfallen auf die allgemeine universitätsinterne Aufnahmeprüfung und 10% auf einen weiteren Sprachtest. Die Schulnoten und die Chujungprüfung sind hier irrelevant.
Ein schön kompliziertes System also. Für nächstes Jahr bestehende Überlegungen die Ergebnisse der Chujungprüfung in 9 Stufen zu klassifizieren, die Unis setzen dann für die Unis insgesamt und für die einzelnen Fächer Mindeststufen für die Bewerber fest. Inhaltlich scheint mir das erst einmal keine besondere Neuerung zu sein.
( aus der Hörerecke von Radio Korea International vom 18.11.2000 )
PC- und Internet an koreanischen Schulen
Die Schüler in den Grund- Mittel- und Oberschulen sollen mit mehren Computern versorgt werden. Bisher mussten sich die Schüler mit 800000 Computern begnügen, d.h. durchschnittlich 8 Schüler vor einem PC sitzend. Bis zum Jahre 2005 werden Schulen mit 400000 Computern zusätzlich versorgt, so dass vor einem PC durchschnittlich 5 Schüler sitzen werden.
Das Bildungsministerium äußerte sich, dass die erste Stufe - nämlich die Anbindung der Schulen ans Internet - vollendet wurde. Deshalb legen sie Wert darauf die Effizienz der Internetnutzung zu erhöhen, wie z.B. die Informations- und Kommunikationstechnologienutzung in den koreanischen Grund-, Mittel- und Oberschulen und in der ganzen Bevölkerung zu erhöhen, die Verwirklichung der digitalen Verwaltung im Bildungsbereich und die Anfertigung einer gesunden Internetkultur. Das Bildungsministerium erwähnte noch, dass Korea mit der Computerversorgung auf dem selben Niveau der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) sei. Außerdem wird das Ministerium die digitale Verwaltung im Verwaltungsbereich vorantreiben. Dadurch kann z.B. die Ausstellung der Zeugnisse per Computer abgewickelt werden. Um die Informations- und Kommunikationstechnologie im Unterricht anwendbar zu machen, werden ab diesem Jahr die Lehrer im Bereich Computerisierung ausgebildet. In 3 Jahren sollen 330000 Lehrkräfte ausgebildet werden. Nach der Ausbildung sollen die Lehrer eine Ausbildungsbestätigung bekommen, die sich auch günstig auf Versetzung oder Beförderung auswirkt. Das Ministerium zur Entwicklung der Bildung und Humanressourcen beschloss die zweite Stufe des umfassenden Entwicklungsprogramms zur Vernetzung im Bildungsbereich durchzusetzen. Bis zum Jahre 2005 sollen sie über 5 Milliarden DM investieren.
( aus der Magazinsendung "Kreuz und quer Korea" von Radio Korea International am 06.06.2001 )
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