Cherye-ak
Die Musik der Ahnenriten von Chongmyo
Im Seouler Stadtviertel Jongmyo liegt Chongmyo, das Ahnenmausoleum der königlichen Familie. Hier sind die Totentafeln der Könige und Königinnen der Choson - Dynastie aufbewahrt. Jährlich wird das seit 500 Jahren bestehende Ritual für die königliche Ahnengedenkfeier in ihrer Urform inszeniert. Dazu gehört eine Begleitmusik, die dem Ritual einen ganzheitlichen Klang verleiht. Die noblen Instrumente bringen die feierliche und ernste Stimmung besonders wirkungsvoll zum Ausdruck. Die Begleitmusik zur königlichen Ahnengedenkfeier ist in Korea geistiges Kulturgut Nummer eins. Auch die UNESCO hat diese Musik auf die Liste des geistigen Weltkulturerbes gesetzt.
Das Ahnenmausoleum und die Opfergaben für die Schutzgötter gab es schon während der Epoche der drei geteilten Reiche. In der Chosun Dynastie, während der Regierungszeit König Sejongs wurden die Feierlichkeiten für die Schutzgötter und die verstorbenen Könige eingeführt. 519 Jahre lang wurde während der Chosun Dynastie eine fünffache Zeremonie durchgeführt. Mit der Besatzung durch Japan wurde die rituelle Ordnung abgebrochen. 12 Jahre nach der Befreiung wurden diese dann von der koreanischen Regierung zum geistigen Kulturerbe ernannt und finanziell unterstützt. Die Zeremonie für die königliche Ahnengedenkfeier findet jedes Jahr im Mai am ersten Sonntag statt
Die Geschichte des Ahnenmausoleums beginnt 1395 mit dem Umzug der Hauptstadt der Choson - Dynastie nach Hanyang, dem heutigen Seoul. Die Seelen von 49 Verstorbenen ruhen im Hauptpalast Joung-joun und die Seelen von 34 Verstorbenen verweilen im Nebenpalast Young-nyoung-joun. In Korea ist das Ahnenmausoleum historisches Kulturgut Nummer 125 und 1995 wurde es von der UNESCO zum Weltkulturerbe bestimmt. Im Ahnenmausoleum sind die Totentafeln der bisherigen Könige eingeschlossen. Es ist sozusagen so etwas wie ein Familienschrein. Wenn der Vater stirbt wird seine Totentafel nach dreijähriger Trauerzeit im Familienschrein aufbewahrt. Das Ahnenmausoleum Jongmyo ist also ein Schrein, in dem die Könige der 519 Jahre der Chosun Dynastie von König Mokjo bis zum letzten Prinzen verschlossen liegen. Auch die Zeremonie zum Gedenken der verstorbenen Könige ist genau in ihrer Urform erhalten geblieben. Das ist wohl der Grund weshalb man die königliche Gedenkfeier zum Weltkulturerbe ernannt hat.
Die königliche Ahnengedenkfeier beginnt mit Young-shin Hee-mun, dem Ruf nach den verstorbenen Seelen. Young-shin verkündet den Beginn der Zeremonie. Mit edler Tracht und wertvollen Opfergaben ist sie die vollendete Form traditioneller Riten. Durch das Südtor des Hauptpalastes, durch das nur die Geister ein- und ausgehen dürfen, treten 35 Könige, 48 Königinnen und 83 treue Untertanen langsam über die Türschwelle. Mit Young-shin Hee-mun beginnen die heiligen Seelen der Könige von König Mokjo bis König Sunjo im Mausoleum wieder zu erwachen.
Gekleidet in schwarzen Roben mit farbenprächtigen Schürzen und mit Hüten, die durch lange Nadeln gehalten werden, bringen Männer Speise und Trank als Opfergaben dar und legen diese vor den Geistertafeln der Könige nieder, die Korea von 1392 - 1910 regierten. Diesen Teil nennt man Jin-chan "Opfergaben" f. Nachdem die Seelen von Himmel und Erde herbeigerufen worden sind, werden die mit viel Hingabe vorbereiteten Gerichte für die verstorbenen Seelen gereicht. Die Darbietung der Gerichte wird Jin-chan genannt. Die Begleitmusik dazu trägt daher den gleichen Namen. Mit den Gerichten werden weitere 44 Opfergaben vorbereitet
Junge Frauen die in purpurrote Gewänder gehüllt sind, wiegen sich hin und her und bilden dabei ein vollkommenes Quadrat von 8 mal 8 Reihen. Jede von ihnen hebt leicht einen in schwarzem Filz steckenden Fuß und verbeugen sich leicht, indem sie sich nach Osten, Westen und nach Norden wenden. Abwechselnd, je nach Tanzabschnitt setzen sie runde rote und eine schwarze Kappe auf.
In militärischen Tänzen führen sie symbolisch eine Axt gegen hölzerne Schilde. In den zivilen Tänzen schwenken sie eine Flöte hin und her, die mit Drachenkopf und Fasanenfedern geschmückt sind. Der Ilmu - wie dieser Tanz genannt wird - zeichnet sich durch eine Wiederholung einfacher und kontrollierter Bewegungen aus, die Demut und Ehrdarbietung ausdrücken. Dieser Tanz wird durch die Begleitung eines Orchesters aufgeführt. Die Musiker tragen rote Roben und entlocken aus alten Instrumenten aus Stein, Metall, Holz, Leder und Seide exotische Klänge. Das Cherye-ak ist ein farbenfrohes Schauspiel und doch nicht annähernd so prachtvoll wie in den längst vergangenen Tagen, als diese Riten, die man chehyang oder cherye nennt, mehrmals im Jahr aufgeführt wurden und jeweils einen ganzen Tag andauerten.
Während der Choson - Dynastie begann der Tag damit, dass der König die Opfergaben aus einer Auswahl von Kühen, Ziegen und Schweinen sowie den schönsten Früchten, Getreidesorten und Honig auswählte, die aus allen Provinzen in die Hauptstadt gebracht wurden.
Obwohl die Zeremonie heutzutage gegen 10:00 Uhr beginnt und eine stark verkürzte Version darstellt, bietet sie doch Gelegenheit, den Prunk und das Zeremoniell zu erleben, das für das stark konfuzianisch geprägte Choson - Reich typisch war. In der Vergangenheit führten der König, die zivilen und militärischen Amtsträger sowie geringere Beamte die Riten unter der Begleitung der Hofmusikanten - und Tänzer auf. Heute werden die von Tanz und Musik begleiteten Riten von Nachfahren der königlichen Chonju Yi Familie aufgeführt, die Musiker kommen vom Nationalen Zentrum für traditionelle koreanische darstellende Kunst und die Tänzerinnen von der staatlichen Hochschule für traditionelle koreanische Musik.
In der Zeremonie werden bis zu neunzehn verschiedene klassische koreanische und chinesische Musikinstrumente verwendet. Darunter sind steinerne Windspiele, Bronzeglocken, verschiedene Trommeln und andere Perkussionsinstrumente, sowie Blas- und Saiteninstrumente. Die Musiker sind in zwei Orchester zugeteilt, die antiphonal spielen. Das Terrassenorchester, das tungga, das auf dem Vorplatz des Schreins Aufstellung genommen hat und das Hoforchester oder honga, das im Innenhof Platz genommen hat. In der Choson - Dynastie bestand das tungga aus einem Sänger und 36 Musikern und das hongga aus 72 Musikern. Heutzutage besteht das Orchester noch rund 50 Musikern. Die gespielte Musik, die man cherye-ak nennt, geht auf die Zeit von König Sejong (Regierungszeit 1418 bis 1450) zurück, der seinen Hofmusikmeister Pak Yon damit beauftragte, der Begleitmusik zu Ehren der Ahnen ihre ursprüngliche Form aus der chinesischen Zhou - Dynastie zurückzugeben, denn sie hatte seit der Einführung aus China im Jahre 1116, als König Yejong des Koryo - Reiches (918 bis 1392) begann, chinesische Musikinstrumente und Musik bei den königlichen Ahnenriten zu verwenden, verändert. Welche Art von Musik vorher verwendet wurde ist nicht bekannt, aber historische Zeugnisse belegen, dass Riten zum Gedenken der königlichen Ahnen schon im Jahre 6 n.Chr. an den Höfen des Shilla - Reiches zelebriert wurden. König Sejong wollte die chinesische Musik durch koreanische ersetzen, denn er war der Meinung, dass die Geister der gestorbenen Könige die Musik bevorzugen, die sie zu Lebzeiten gehört haben. Er veränderte die musikalischen Arrangements und ließ neue Melodien komponieren, stieß aber auf Ablehnung bei den Höflingen, die weiter auf der chinesischen Musik bestanden. 1464 ließ König Sejo Pot´aepýong und Chondaeop, zwei Stücke, die von König Sejong komponiert worden waren in die Partitur für die Riten zum Gedenken an die königlichen Ahnen aufnehmen. Seitdem sind sie fester Bestandteil der Zeremonie. Das Pot´aep´yong, das die Errungenschaften der Könige im zivilen Bereich verherrlicht, und das honga spielt Chongdaeop, in dem die militärischen Großtaten und Leistungen der Könige verherrlicht werden. Durch diese Lieder werden die Geister der Ahnen eingeladen, vom Himmel herabzusteigen, um die dargebrachten Gaben zu genießen und ihre Nachfahren zu segnen. Die Lieder berichten aber auch von den Leistungen der Könige bei der Gründung des Reiches und bei der Verteidigung des Landes, um so ihre Nachfahren zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen.
Während die getragene, leicht schwerfällige Musik erklingt, bieten die Nachfahren jedem Geist dreimal Wein aus einem Messinggefäß an. Für jeden Geist wird beim ersten Anbieten des Weins eine Anrufung verlesen. Die Gaben von Wein und Speisen befinden sich auf Tischchen vor den Geistertafeln in den kleinen Nischen des Schreins. Insgesamt gibt es 19 Nischen in Chongjon und 16 in Yongnyongjon, den beiden Hauptgebäuden von Chongmyo.
Vor der Tafel ist gerade mal Platz, dass sich eine Person verneigen kann, so dass die Stirn den Boden berührt. Die Nische enthält auch eine Liste mit den Verdiensten des Königs, seinem persönlichen Siegel und seine Lieblingsbüchern sowie die Tafeln der Geister all seiner Königinnen. Taejo der Gründer des Choson - Reiches, Sejong, der Erfinder des koreanischen Alphabets (Hangul), König Kojong und Sunjon, die letzten Herrscher des Choson - Reiches, sie alle haben ihren Schrein in Chongjon. Der Kind-König Tanjong und der letzte Kronprinz Yong-wang, der 1970 verstarb, befinden sich unter denen, derer in Yongnyongjon gedacht wird. Die Tafeln des Vaters, Großvaters, Urgroßvaters und Ururgroßvaters von T´aejo werden ebenfalls in Yongnyongjon aufbewahrt, zusammen mit den Tafeln ihrer Königinnen.
Im Choson - Reich wurden die Riten zu Ehre der Ahnen fünfmal im Jahr für die Geister der Könige in Chongjon und zweimal für die Geister derer in Yongnyongjon abgehalten. Als Korea unter der japanischen Herrschaft war, wurden die Riten abgeschafft. Im Jahre 1969 wurden sie wieder aufgenommen, jedoch als eine große Zeremonie. Die königliche Chongju Yi Familie hat die Riten von Chongmyo seit 1971 jeden ersten Sonntag im Mai zelebriert. Die Errichtung von Schreinen zu Ehren der verstorbenen Herrschern war eine alt-ehrwürdige Tradition im alten China, Japan, Vietnam und anderen ostasiatischen Ländern, die im kulturellen Einflussbereich Chinas lagen, wo sich der Konfuzianismus zur fundamentalen herrschenden Ideologie entwickelt wurde. Königliche Ahnenriten waren von großer nationalen Bedeutung, vor allem in China und Korea, wo sich Monarchien über Jahrhunderte hinweg an der Macht hielten.
Chongmyo ist der älteste und authentischste der königlichen Schreine, die erhalten geblieben sind. Der Schrein, der den Königen der Choson - Dynastie geweiht war, hat in seiner Form seit dem 16. Jahrhundert existiert. Die rituellen Zeremonien, die Riten, Musik und Tanz reichen sogar bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die Bedeutung Chonmyos wird dadurch erhöht, dass dort wesentlichen Elemente eines unantastbaren kulturellen Erbes in der Form von traditionellen rituellen Praktiken und Formen der cherye-ak, der Musik des königlichen Ahnenschreins, fortbestehen.
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