Die koreanische Fußbodenheizung "Ondol"
Die koreanische Fußbodenheizung nannte man früher ´Kuduel´. Wenn die Koreaner Gäste hatten, sagten sie ´Setzen Sie sich ins Kuduel´ und wenn das Zimmer ungeordnet war, sagte man auch ´Räum dein Kuduel auf´. Kuduel war sozusagen ein Synonym für Fußbodenheizung oder Zimmer.“ Es gibt viele Redewendungen, die die in Zusammenhang mit der Fußbodenheizung stehende Lebensweise und Lebenserfahrungen der Koreaner zum Ausdruck bringen. Die traditionelle koreanische Fußbodenheizung ´Ondol´ ist in Korea seit Jahrtausenden ein Mittel zur Überwinterung. Es ist nicht schlicht eine Heizung, sondern eine Kultur, die die Denk- und Lebensweise der Koreaner beeinflusst hat. Am frühen Morgen blies die Mutter in die Glut im Ofen. Im Feuer, das so angefacht wurde, brannte das Brennholz ab. Nach einer Weile verbreitete sich der angenehme Geruch von kochendem Reis und der Fußboden in den Zimmern wurde schön warm.
Ondol bedeutet so viel wie ´Der warme Stein´. Der Name deutet an, wie die koreanische Heizungsanlage funktionierte. Und zwar erwärmte man mit Feuer den mit Steinen belegten Fußboden. Alle traditionellen Häuser hatten eine Fußbodenheizung, die ´Ondol´ genannt wird. Früher benutzte man auch den Namen ´Kuduel´. Jedes Haus hatte einen Ofen. Die Zimmer hatten unter dem Fußboden einen freien Raum, der als Heizröhre diente. Der warme Rauch des Feuers, das im Ofen angezündet wurde, wurde durch die Heizröhre zum Schornstein auf der anderen Seite des Hauses geleitet. Der Rauch erwärmte dabei die Steinplatten über der Heizröhre. So wurde der Fußboden geheizt und die Luft im Zimmer erwärmt.
Seit wann benutzt man in Korea diese Fußbodenheizung?
Es gibt verschiedene Geschichtsbücher, die über die Lebenskultur der alten Koreaner berichten. In dem Buch ´Kudangso´ zum Beispiel wird das Leben der Koreaner des altertümlichen Kokuryo - Reiches folgendermaßen dargestellt: ´Das arme Volk gräbt im Winter eine Grube, zündet darin ein Feuer an und wärmt sich auf´. Dieses Dokument ist das älteste, das Auskunft über die Urform der Fußbodenheizung gibt.“
Das Kokuryo-Reich bestand bis zum Jahr 668 n. Chr. Das heißt, dass die Koreaner spätestens Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. eine Fußbodenheizung benutzten. Die Fußbodenheizung, die zuerst im kalten nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel entwickelt wurde, verbreitete sich dann auch im Süden. Seit der Choson - Dynastie wird diese Heizmethode bis heute im ganzen Land verwendet. Bei 90 Prozent aller Renovierungen, wird die Heizanlage umgebaut. Es werden viele Arbeiten unternommen, bei denen eine Fußbodenheizung angelegt wird, die die Radiator-Heizung ersetzen soll.
Im Zuge der Industrialisierung hat sich auch das Heizmaterial geändert. Kohle ersetzte Brennholz und wurde wiederum durch Öl und Gas ersetzt. Was sich nicht geändert hat, ist die Heizanlage. Nach wie vor sind die koreanischen Häuser mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Trotz der Verbreitung der Bett-Kultur in Korea sind auch hohe, moderne Apartmenthäuser mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Nach wie vor gibt es Leute, die lieber auf dem gewärmten Fußboden als in einem Bett schlafen. Viele Koreaner suchen zuerst die nächste Sauna auf, wenn sie erkältet oder müde sind. Nicht wenige fühlen sich erst erholt, wenn sie sich auf den warmen Fußboden legen und aufwärmen können.
Es hat wissenschaftliche Gründe, warum die Koreaner trotz des ständigen Einflusses der westlichen Kultur die Fußbodenheizung bevorzugen. Wenn der Fußboden einmal geheizt wird, bleibt er im Sommer bis zu einer Woche und auch im Winter bis zu drei Tagen warm. Es wird weltweit anerkannt, dass es die effizienteste Heizmethode ist. Ausländer sind häufig sehr erstaunt darüber, wie wenig Heizmaterial man für eine Fußbodenheizung braucht. Sie ist sehr sparsam, da der Boden bis zum frühen Morgen warm bleibt. Außerdem ist sie hygienisch, da weder Rauch noch Ruß entstehen. Es soll auch gut für die Gesundheit sein, wenn man auf dem aus Lehm und Steinen bestehenden Fußboden liegt. Denn diese natürlichen Materialien geben Bio-Strahlen von sich, die dem Körper gut tun. Das ist aus Erfahrungen, sowie auch wissenschaftlich bewiesen worden.
An kalten Tagen lockt der warme Fußboden die Menschen vom Sofa auf den Boden. Die Fußbodenheizung ist der Ausgangspunkt der Sitz-Kultur der Koreaner. Mit der Etablierung der Fußbodenheizung entstand eine so genannte Sitz-Kultur. Das heißt, man sitzt, isst und schläft auf dem warmen Boden. Um zu schlafen breitete man zum Beispiel eine Art Matratze aus, die man jederzeit zusammenfalten und in den Schrank legen konnte. Auch der Esstisch wurde nur beim Essen ins Zimmer gestellt. In einem Raum erledigte man das Essen und Schlafen. Diese Wohnkultur ist auf die Sitz-Kultur zurückzuführen. Die Bedingungen erlaubten es auch nicht, den warmen Boden eines Zimmers für nur einen Zweck, zum Beispiel fürs Schlafen zu nutzen. Ein und der selbe Raum diente daher als Arbeits-, Ess-, Wohn- und Schlafzimmer. Wenn man Gäste hatte, wurde dieses Zimmer auch benutzt, um die Gäste zu bewirten. Die koreanische Wohnkultur war sozusagen nicht fixiert, sondern flexibel.“
Die mit der Fußbodenheizung geheizten Zimmer waren ein offener Raum, in dem sich eine gemeinschaftliche Kultur entwickelte. Die Koreaner neigen dazu, statt ´Ich´ ´Wir´ zu sagen. Statt ´Ich habe etwas gemacht´ sagen sie eher ´Wir haben etwas gemacht´. Früher versammelte sich immer die ganze Familie im gleichen Zimmer. Alle steckten ihre Füße unter die Decke, unter der es dank der Fußbodenheizung sehr warm war, und unterhielten sich fröhlich. Ältere Leute werden sich noch gut an diese Zeit erinnern können. In Japan oder im Westen gab es im Haus keine bestimmte Stelle, die besonders warm war. So hielten sich die Familienmitglieder in verschiedenen Zimmern verteilt auf. In Korea dagegen war die Familie an nur einer Stelle versammelt. Schulter an Schulter saß man in dem kleinen Zimmer mit den Füßen unter der Decke im Kreis. Während sich der Körper erwärmte, erwärmten sich auch die Herzen. Wenn der Rücken warm ist, ist man satt. Dieses koreanische Sprichwort sagt, dass man den Hunger vergisst, wenn man an einem kalten Wintertag auf dem warmen Fußboden liegt. Es deutet an, dass für die Koreaner ein warmes Zimmer wichtiger als Lebensmittel war.
Damit von der vom Fußboden hinaufsteigenden Wärme nicht viel verloren geht, wurden die Zimmer klein und mit niedriger Decke gebaut. Da die Zimmer ziemlich eng waren, konnte man nicht verschiedene Möbel hineinstellen. So waren der Esstisch nur beim Essen und die Matratze oder die Decke nur beim Schlafen zu sehen. Da die Zimmer eine niedrige Decke hatten, stand man nur dann aufrecht, wenn man das Zimmer betrat oder verließ.
Die koreanischen Decken hatten ein schönes buntes Muster, da sie nach dem Schlaf zusammen gefaltet und auf den Schrank gelegt wurden, wo sie jeder sehen konnte. Auch die Schuhe wurden der Fußboden-Kultur angepasst. Also so, dass man sie leicht an- und ausziehen konnte. Die traditionelle Tracht Hanbok liegt nicht fest am Körper und erlaubt es, auf dem Boden die Beine auszustrecken. Die Fußbodenheizung hat sozusagen die Ess-, Wohn- und Kleidungs-Kultur der Koreaner beeinflusst.
“Der Herd, der mehrschichtig mit Ruß überzogen ist.
Die kochende Suppe in der Schüssel, die die Mutter mit größter Hingabe zubereitet hat.
Wärmer als die Fußbodenheizung sind diese warmherzigen Erinnerungen.
Meine Mutter, die ihre Hand auf meine Stirn legte, wenn ich erkältet war. Die Fußbodenheizung erwärmt diese kalten Hände meiner Mutter.“
Ausschnitt aus dem Gedicht ´Ondol´ von Byon Chong-shik, das von der Herzenswärme handelt, die man mit den Erinnerungen an die Fußbodenheizung verbindet.
Für die Koreaner bedeutete ´Ondol´ mehr als eine Methode, die Wohnung zu heizen. Die Fußbodenheizung schuf einen Raum für freundschaftliche und warmherzige Treffen. Professor Lee Su-ryong sagt, dass sich das Gemeinschaftsgefühl der Koreaner durch den Einfluss der Ondol-Kultur gebildet hat.
Die Fußbodenheizung ist eine geschickte Kombination aus Feuer und Stein. Seit uralten Zeiten erwärmt die Fußbodenheizung bis heute Körper, Herz und Geist der Koreaner. Auch heute noch sehnen sich die Koreaner an kalten Wintertagen vor allem nach dem warmen Boden im Wohnzimmer.
Die beste Fußbodenheizung in Korea ist die des Achabang-Gebäudes im Chilbul-Tempel, der sich im südlichen Teil des Chiri-Gebirges befindet. Es heißt, dass der Fußboden 45 Tage lang heiß und 100 Tage lang warm bleibt, wenn man einmal heizt. Aber auch normale Fußbodenheizungen sind effizient, kostensparend und gut für die Gesundheit.
( aus der Sendung das Kulturforum von Radio Korea International im November 2000 )
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