Der Aufbau des P´ansori

 

Danka
Aniri
Sori
Die berühmtesten P´ansori - Sänger

Das Instrumentarium der P´ansori

Die überlieferten P´ansori - Stücke (Madang)

Gesamtüberblick über die Entwicklung der P´ansori - Musik

 

Die Aufführung der überlieferten P´ansori-Musik ist an strenge traditionelle Bedingungen gebunden.
Dem Kwangdae (P´ansori-Sänger) stehen grundsätzlich zwei vokale Ausdrucksformen zur Verfügung: "Aniri" (gesprochenes Wort) und "Sori" (Lied). Zur Aufführung gehören auch charakteristische Gebärden (Ballim oder Norumsae) des Sängers.

Die Aufführung beginnt mit einem kurzen Lied (Danka), das thematisch vom folgenden eigentlichen P´ansori unabhängig ist. Nach dem Danka folgt immer ein Anari-Abschnitt, in dem die Geschichte und ihre historischen Bezüge vorgestellt werden. Anschließend werden Anari und Sori im Wechsel vorgetragen. 

Das Einführungslied zum P´ansori wird Danka, Hoduka, Ch´oduka oder Yongsan genannt. Die wörtliche Übertragung von ´Danka` ist "kurzes Lied". Im allgemeinen werden mit Danka alle Lieder bezeichnet, die als Einführungslied ohne Bezug zum Hauptthema der P´ansori-Musik gesungen werden. Dieses Danka dauert normalerweise drei bis vier Minuten. Die Vortragsart ist eher schlicht. Shin Chae-Hyo (1812 - 1884) komponierte eine Danka, eines davon mit dem Titel "Hoduka", dessen Text nur noch schriftlich überliefert ist. Deshalb wird ein Danka auch als Hoduka bezeichnet. Die musikalische Form des Danka lässt sich nur anhand von 20 überlieferten Musikbeispiele rekonstruieren. Nach einem Aufsatz von Yi Won-Su lassen sich die allgemeinen Charakteristika des Danka folgendermaßen zusammenfassen. 

Das Danka wurde unabhängig vom Hauptteil komponiert, sein Inhalt ist im wesentlichen naturbeschreibend, daher ist sein dichterischer Charakter nicht episch, sondern viel mehr lyrisch. 

Für den Sänger und Zuhörer hat das Danka unterschiedliche Funktionen. Das Danka bietet dem Sänger die Gelegenheit, sich einzusingen, weil die P´ansori ihm einen großen Tonumfang abverlangt. Außerdem ist es wichtig, dass sich der Sänger auf den Begleiter einstellt, damit sie bei der Aufführung der P´ansori miteinander harmonieren. Da der Sänger keine harmonische Unterstützung hat, dient ihm das Danka drittens zum Finden einer geeigneten Tonlage, da er sie später in der P´ansori nicht mehr ändern kann. Ein zu hohes Ansetzen kann so verhindert werden. 

Das Danka hat für den Zuhörer eine andere Funktion, als für den Sänger. Da P´ansori - Musik auf öffentlichen Markplätzen, zu Banketten oder in Gärten aufgeführt wurde, hatte das Danka die Funktion, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die Musik zu lenken. Weiterhin schafft es die geeignete Atmosphäre für die Aufführung der P´ansori-Musik. Da diese heute im Konzertsaal aufgeführt wird, braucht das Danka diese Funktion nicht mehr zu erfüllen. 

Aniri 

Im P´ansori - Werk gewinnt die Sprache  deutlichen Einfluss auf die Musik. Im 18. Jahrhundert erscheint sowohl die koreanische als auch die chinesische Sprache in allen Musikgattungen in ausgedehnter Gestalt. Die bis zum 18. Jh. verwendete sprachliche Form verändert sich von der poetischen zur epischen Form. Man bemühte sich sogar um eine witzige und satirische Ausdrucksweise mit freiem musikalischem Duktus. Diese Tendenz manifestiert sich mit dem Aniri in der P´ansori - Musik. Es lässt sich mit dem Rezitativ in der europäischen Oper vergleichen

Aniri bedeutet gesprochenes Wort mit verschiedenen Intonationen und hat meist Prosaform, seltener eine Versform. Der P´ansori - Sänger beginnt seinen Vortrag mit dem Aniri, das die Vorstellung der allgemeinen Geschichte, den historischen Hintergrund und die darstellenden Personen zum Inhalt hat. In der Regel bestimmt die gesellschaftliche Stellung der verschiedenen dargestellten Personen die Sprechweise des Aniri. In ihr kommt eine sozial spezifische Redeform zum Ausdruck. Im allgemeinen wird bei Vertretern einer sozial höheren Schicht in einem tiefen erhabenen Ton gesprochen, die niedrige Schicht wird durch einen hohen schnellen Sprechton charakterisiert, oder in einem Dialekt der betreffenden Provinz vorgetragen. 
Manche Aniri bestehen aus einer Dialogform, die einen "Auftritt mehrerer Personen" erfordert., der Kwangdae muss die Charaktere der auftretenden Personen gestalten. Der Dialog spielt sich oft auch zwischen dem P´ansori - Sänger und seinem Begleiter ab, wobei sie sich alle Freiheiten lassen. Dadurch verlängert oder verkürzt sich der Umfang ihres Textes. 

Die Aniri haben hauptsächlich zwei Funktionen:

1. Das Aniri wird verwendet, wenn eine dramatische Szene bzw. die Episode gewechselt werden soll, es hat in diesen Fällen erläuternde und überleitende Funktion.
2. Das Aniri bietet dem P´ansori - Sänger die Gelegenheit auszuatmen und die Stimme zwischen den anstrengenden Sori-Teilen zu entspannen. Der Sänger improvisiert im üblichen Maße die Länge und die Intonation des Aniri je nach der Herkunft und der Situation der Hörerschaft, während die Improvisation im Sori bei der Aufführung nicht leicht ist.

Sori

Das Sori ist der musikalische Bestandteil des P´ansori. Für Sori findet sich die Bezeichnung ´Ch´ang´. Sori ist ein rein koreanisches Wort. Ch´ang ist ein chinesisches Wort.

Das Sori ist in Versen geschrieben, während das Aniri eine Prosaform hat. Den langen epischen Texten des Sori liegt ein dem traditionellen Versmetrum verwandtes Modell zugrunde, dessen Variabilität dem Sänger in begrenzten Rahmen Möglichkeit zu improvisierten Änderungen des Textes bietet. Der P´ansori - Sänger folgt in Musik und Text dem Vorbild des P´ansori - Meisters, ändert aber spontan Formulierungen um Ausdrucksnuancen zu erzielen. Dies wird durch musikalische Elemente, wie z.B. durch größere Intervalle und verschiedene rhythmisch-metrische Plattern (Changdan) erreicht.

Das Sori wird von einem Sänger und seinem Begleiter aufgeführt. Die Sänger bedienen sich der mündlich überlieferten Volkserzählung, archaischen Legenden oder ausländischen Quellen. Kein P´ansori - Sänger jedoch interpretiert den selben Text auf die gleiche musikalische Art und Weise wie ein anderer. 

 

Das Instrumentarium der P´ansori

 

Die Trommel Buk

In der traditionellen Volksmusik wird die "Stundenglas-Trommel" - Ch´ang´go, eines der ältesten und auch heute noch beliebtesten Instrumente, verwendet. Dagegen spielt in der P´ansori - Musik die Buk, eine flache Fasstrommel, auf beiden Seiten mit Fellen aus Rinderhaut bespannt, eine unentbehrliche Rolle. Die Buk ist 25 cm tief und hat einen Durchmesser von 50 cm. Der Holzschlegel (ch´ae), den man in der rechten Hand hält, ist etwa 25 cm lang und 1,5 cm stark. Die beiderseitige Fell-Bespannung ergibt einen tiefen Klang - sanft und dumpf. Auf der Fellmitte der rechten Hand schlagt man mit einem Stock, auf die linke mit der linken Hand. Der Klang, der auf dem Trommelrand mit einem Trommelstock geschlagen wird, klingt hart und fest. Weil die Buk in der Aufführung das einzige rhythmische Begleitinstrument ist, wird eine spezifische abwechslungsreiche Schlagtechnik vom Begleiter (Kosu) gefordert. Da die Buk keine Melodie erzeugen kann, muss der Klang stärker differenziert werden. Ein P´ansori - Sänger kann so seine Sprache noch effektive nuancieren. 

Spielweise der Buk:

Bei der traditionellen Technik setzt der Spieler (Kosu) die Buk auf die verschränkten Knie. Er streckt die linke Hand aus, legt den Daumen der linken Hand auf den Trommelrand und schlägt mit den übrigen, ausgestreckten Fingern auf die Fellmitte. Es gibt zwei Grundschlagarten, erstens Kung, den Schlag auf die Fellmitte, zweitens Ch´ae, den Schlag mit dem Schlegel auf den Trommelkörper. Zu den Grundschlägen gibt es die Variationsschläge: Gung, Gung-gung, Gugung, bei Schlägen mit der Handfläche auf die Fellmitte und Ddak, Ddak-dak und Ddak-dda-dak als Variationsschläge auf den Trommelkörper. Das Spiel der Buk bietet außerordentlich viele Variationsmöglichkeiten. Die Technik der Buk ist nicht abhängig von der regelmäßigen Betonungsabstufung des Rhythmus, sondern hat die Möglichkeit der variierenden Akzentsetzung oder Beschleunigung und Verlangsamung des Tempos. 

 

Die berühmtesten P´ansori - Sänger:

Name Lebensdatum
Kwon Sam-Suk 1771 -1841
Song Hung-Rok ca. 1780 - 1850 ( König der P´ansori - Sänger)
Yom Ke-Dal ca. 1780 - 1850
Bang Man-Ch´un ca. 1780 - 1850
Song Kwang-Rok 1835 - 1894 (Bruder von Song Hung-Rok)
Chu Dok-Gi 1800? - 1863?
Shin Chae-Hyo  1812 - 1884
Pak Man-Soon 1835 - 1907
Pak Gi-Hang 1863? - 1907?
You Gong-Yol 1863? - 1907?
Chon Do-Song 1864 - ?
Yi Dong-Bek 1867 - 1950
Kim Chag-Ryong 1872 - 1935
Kim Ch´e-Man 1865 - 1911
Yi Song-You 1872 - ?
Chong Hak-Chin 1863 - 1912
Kim Chang-Chin 1875 - ?
Kim Chong-Mun 1867 - 1935
Song Man-Gab 1865 - 1939
Lee Dong-Bek 1867 - 1950
Yim Bang-Ul ????  - ????

 

Die Ausbildung zum P´ansori - Sänger

In seinem Danka "Kwangdaeka" betonte Shin Chae-Hyo vier Vorraussetzungen die ein P´ansori-Sänger erfüllen muss, um eine gute Aufführung zu erreichen. 
Charakter (Inmul), Begabung zum Vortragen des Textes (Sasol), musikalische Begabung und eine gute Stimme (Tukum), sowie die Fähigkeit zur "dramatischen Gebärde" (Norumsae oder Ballim).
Wenn dies der Fall ist, bekommt der junge P´ansori - Sänger von den Meistern eine langandauernde harte Ausbildung. In der Übung zur Stimmbildung kommt es darauf an, nicht eine feine, schöne Stimme, sondern eine eindrucksvolle, fließende Stimme mit großem Tonumfang auszubilden, um die inhaltliche Dramatik der P´ansori - Musik in allen Variationen wiedergeben zu können. 
Die P´ansori fordern vom Sänger auch differenzierte theatralische Darstellungen in Mimik und Gestik (Norumsae oder Ballim). Das Wort "Ballim" stammt aus dem südlichen Dialekt und seine Hochsprache ist "Bollim" (bedeutet die Glieder auseinanderzubreiten). Das Wort "Norumsae" bedeutete ursprünglich eine Fähigkeit zeigen  und wird in der P´ansori - Aufführung als Mimik, Gestik, Gesang oder Gesichtszüge aufgefasst. Auf diesen Sinne wird unter den P´ansori - Sängern lieber die Norumsae als Ballim verwendet. Norumsae werden Mimik und körperliche Gesten zum Zweck der Verdeutlichung des Textes durch den Sänger genannt. Die "guten" Sänger sollen sowohl musikalische Technik als auch je nachdem entsprechende Norumsae ausgerüstet werden. Dabei hielt der Sänger nur einen zugefalteten Fächer in seiner rechten Hand, und nach Bedarf faltete er diesen auseinander. Der Sänger soll die entsprechende Gebärde bzw. Miene ausdrücken. Man darf aber die Ballim weder übertreiben noch ignorieren. In der P´ansori - Aufführung sollen die Haltung (sitzen oder aufstehen) des Sängers, die Emotionsausdrücke (weinen, lachen, schrecken oder traurig) durch das Gesicht und die Benutzung des Fächers immer angemessen sein. 

Die überlieferte Ausbildung erfolgt in vier Stufen:
1.) Stimmbildung
2.) Phase der Melodienachahmung durch ständige Wiederholung
3.) Erlernen eines Ch´angcho (sowohl das Tonsystem als auch die Interpretation der Musik
4.) Erweiterung des Repertoires

Erste Phase: Meist zogen sich die Sänger für einige Zeit in die Einsamkeit eines buddhistischen Tempels in den 
    Bergen zurück, um ihre Stimme dort unter extremen Bedingungen zu trainieren, z.B. durch Ansingen gegen das
    Tosen eines Wasserfalls oder in einer Höhle mit Hilfe des P´ansori - Meisters. Manchmal waren die Übungen
    so hart, dass sie Blut spieen. Diese erste Übungsphase dauerte bis zu 10 Jahre.
Zweite Phase: In der nächsten Übungsphase amt der Kwangdae (P´ansori - Sänger) den epischen Text und die
    Melodie von den Meistern Wort für Wort und Vers für Vers genau nach. Es gab keinen anderen Weg, die
    nächste Stufe zu erreichen.
Dritte Phase: Nach zahlreichen Wiederholungsübungen kann der Schüler endlich zur nächsten Ausbildungsstufe,
    dem Aufbau der musikalischen Faktoren, übergehen, z.B. Ch´angcho (als tonal-melodische Struktur)
    Diese Ausbildungsphase unterscheidet sich je nach der P´ansori - Schule (östliche - oder westliche), die von
    den Meistern tradiert wird. So entsteht ein "P´ansori - Stammbaum", der für den Sänger sehr wichtig ist. Der
    P´ansori - Sänger lernt in der dritten Phase nicht nur streng nach dem Vorbild des Meisters, sondern auch
    nach seiner eigenen Intuition. Da die P´ansori - Texte aus Prosa- (Aniri) und Versform (Sori) bestehen, muss
    der Sänger sich entscheiden, ob er sie als Aniri oder als Sori vorträgt
Vierte Phase: Nach der dritten Ausbildungsphase kann der Kwangdae als Berufssänger von seinem Lehrer
    unabhängig werden und Geld verdienen. Im Lauf der Zeit erweitert er sein Repertoire und kann gleichzeitig
    den überlieferten Texten eigene Interpretationen geben. Mit anderen Worten, er kann mit eigenen
    musikalischen Ideen das P´ansori - Werk individuell variieren.

 

Die überlieferten P´ansori - Stücke (Madang)

sind: Ch´unhyang-ga, Shimch´ongka, Hungbuka, Sukungka und Chokbyokka. In der Gedichtssammlung "Kan´uhi" (1810) werden 12 Madang beschrieben. Bedauerlicherweise sind nur fünf Madang ganz erhalten.

 

Die Themen der fünf überlieferten Madang sind:

Name der P´ansori ursprüngliches Thema äußeres Thema inneres und praktisches Thema
Ch ´unghyang

die Liebenden

Keuschheit
Züchtigkeit
die menschliche Emanzipation von sozial ungerechter Stellung
Shimch´ong

"Wie man sich bettet, so schläft man"
Pietät
Kindesliebe
Die Enthüllung der damaligen gesellschaftlichen Probleme der Unterschicht
Hungbu

Die Förderung des Guten und die Bestrafung des Bösen Belehrung über den Wert der Bruderliebe
Die Klage gegen die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit
Chokbyok
Heldenepos
Verlangen nach dem Gehorsam Die Enthüllung falscher Herrschaft
Sukung

eine Erzählung über einen Hasen und einer Schildkröte
Treue

Der Widerstand gegen die Ausbeutung durch die herrschende Schicht

 

Das P´ansori Ch´unghyang ist das bekannteste und populärste Stück; Koreas klassische "Love-Story". Durch die teils mündliche, teils schriftliche Überlieferung gibt es verschiedene Versionen, etwa 100 allein beim Roman "Ch´unghyang".

Das P´ansori erzählt die Liebe des Mädchens Ch´unghyang, der Tochter einer ehemaligen Kisaeng (Unterhaltungsdame) zu Yi Mong-Ryong, dem Sohn des Gouverneurs von Namwon. Beide haben sich trotz trennender Stammesunterschiede heimlich die Ehe versprochen. Doch da wird Mong-Ryongs Vater zurück in die Hauptstadt versetzt, und die Liebenden müssen sich trennen. Der neue Gouverneur Byong Hak-Do, skrupellos und grausam, versucht Ch´unghyang zu zwingen, seine Konkubine zu werden. Trotz Folter und Kerker bleibt diese ihrem fernen Geliebten jedoch treu. Schließlich kehrt Myong-Ryong in der Rolle eines königlichen Geheiminspekteurs nach Namwon zurück, rettet Ch´unghyang noch rechtzeitig vor der ihr drohenden Hinrichtung und entmachtet den despotischen Gouverneur.

In dem P´ansori Ch´unghyang treten über 24 Charaktere auf. Sie sind in drei gesellschaftliche Gruppen unterschieden. 
1. Oberschicht (Yangban): Yi Mong-Ryong und sein Vater, Gouverneur Byon Hak-Do
2. Mittelschicht (Chung´in): Beamte und Ch´unghyang
3. Unterschicht (Sangmin / Ch´onmin) Mutter von Ch´unghyang, Dienerin Hyangdan, Diener Bangcha, mehrere Konkubinen, gewöhnlicher Soldat, Bauer und Kutscher.

Die Übersicht des Handlungsprozesses des P´ansori Ch´unghyang

äußeres Thema Lieder Intention zum inneren praktischen Thema
Begegnung

1 - 22

die gesellschaftliche Nicht-Akzeptanz von Beziehungen zwischen gegengeschlechtlichen Angehörigen unterschiedlicher sozialer Stände
Liebe

23 - 25


Das Problem der heimlichen Liebe. Die drei Lieder beschreiben sehr realistisch das Geschehen in der Nacht, in der sich die Protagonisten das erste Mal treffen
Abschied

26 - 38


Ch´unghyang und Mong-Ryong müssen Abschied nehmen wegen des Umzugs in die Hauptstadt.
Daraus resultiert die Wehklage gegen die gesellschaftliche Lage.
Leiden


39 - 72



Leiden ist der Fokus dieses Werkes. Durch das Leiden von Ch´unghyang zeigt sich der Widerstand gegen die Bestechlichkeit der Beamten, das ungerechte Justizsystem und die wohlhabende Oberschicht
Überwindung / Wiedersehen

73 - 83

Die Emanzipation eines in der gesellschaftlichen Stellung unzufriedenen, treuen Mädchens. Der Sieg über das ungerechte Ständesystem

 

Das P´ansori Shimch´ong

Shimch´ongka ist die Geschichte des Mädchens Shim Ch´ong, das sich für ihren blinden Vater opfert. Dieser hat, um sein Augenlicht wieder zu erlangen, unbesonnen das Gelöbnis abgelegt, 300 Sack Reis an einen buddhistischen Tempel zu spenden. Da er dazu finanziell überhaupt nicht in der Lage ist, entscheidet sich Shim Ch´ong, dass sie sich zu einem entsprechenden Preis an Seeleute verkaufen lässt, die eine Jungfrau suchen, um sie nach altem Brauch dem Drachenkönig des Meeres darzubringen und diesen damit zu besänftigen. Ch´ong wird jedoch auf wundersame Weise gerettet und erwacht auf einer Lotusblume im Park des Prinzenpalastes (Yongkung). Der Prinz, von der Schönheit des Mädchens beeindruckt, macht Ch´ong zu seiner Frau. Bald darauf lässt die neue Königin ein großes Fest für alle Blinden des Landes veranstalten, das auch Ch´ongs Vater besucht. Es kommt zu einer glücklichen Wiederbegegnung zwischen Vater und Tochter, bei der Shim plötzlich wieder sehend wird. 

Die Hauptcharaktere sind Ch´ong und ihr Vater. Die Nebencharaktere sind ein Mönch, Schiffsleute, Frau Okchin (die Mutter von Ch´ong) und Frau Chang. 

Die Übersicht des Handlungsprozesses des P´ansori  Shimch´ong

Thema Reihe 
der Lieder
Handlungsort Handlung
Geburt und Sterben
1 - 5
Hafendorf
Nach dem Gebet an Buddha, Geburt einer Tochter Ch´ong
Begräbnisfeier
6 - 11
Friedhof
eine traditionelle Begräbnisfeier sowie Beschreibung der traurigen Stimmung
Armut 12 - 18 Ch´ongs Haus Bettelei von Ch´ongs Vater
Treffen mit dem Mönch
19 - 22
Strasse
Ch´ongs Vater fällt in eine Grube. Es kommt ein Mönch und rettet ihn
Gebet und Einwilligung zum Meeropfer von Ch´ong
23 - 35


Hafen und stürmisches Meer

Sie bejaht ein Angebot, damit ihr Vater durch ihren Tod sein Augenlicht wiedererlangt
Wiedersehen mit ihrer Mutter
36 - 41

Meerespalast (Yongkung)
Ch´ong tritt als Königin in einer wunderbaren zweiten Welt auf, da trifft sie ihre Mutter
Herumlungern 42 - 49 Hafendorf Herumlungern von Shims Vater
Wiedererlangen des Augenlichtes

50 - 60


Palast


Shim trifft seine Tochter und in einer dramatischen Szene erlangt er sein Augenlicht zurück. Sie leben glücklich zusammen

 

Das P´ansori Hungbu

entstammt der einfachen Volkserzählung, die das Sujet der Brüderschaft behandelt, wobei eine Schwalbe als Ausdrucksmittel der verletzten Bruderliebe das P´ansori beherrscht. 

Im P´ansori Hungbu geht es um zwei Brüder. Nolbu, der ältere der beiden, hat nach dem Tod der Eltern in egoistischer Habgier seinen Bruder Hungbu mit Familie aus dem Haus verdrängt. Hungbu lebt nun in bitterer Armut, als er eines Tages eine verletzte Schwalbe findet, sie gesund pflegt und dafür als Dank zwei Kürbissamen erhält. Als Hungbu im folgenden Jahr die Früchte dieser Kürbispflanzen erntet, enthalten sie reiche Schätze an Gold, Edelstein und Seide. Der eifersüchtige Nolbu will auf gleichem Weg ebenfalls an solche Reichtümer gelangen. Er fängt eine Schwalbe ein und bricht ihr mit Absicht ein Bein, um sie dann gesund zu pflegen. Auch er erhält zwei Samenkörner. Doch als er im Jahr darauf die Früchte öffnet, springen ihm böse Geister entgegen, die ihn wegen seiner Gier und Hartherzigkeit bestrafen. 

Thema Lieder Handlungen
Vorstellungen
Nolbu und Hungbu

1 - 2



Nolbu hat einen bösen Charakter
Hungbu hat einen guten Charakter
(Nolbu hat symbolische Bedeutung für das gesamte Böse, Mächtige, und Hungbu für das Gute, Unmächtige und Schwache)
Hungbu ist aus dem Hause vertrieben


3- 26



Nach dem Tod der Eltern wird die Familie des Hungbu mitleidlos aus dem Haus vertrieben. Es gibt viele Probleme wegen des Hungers: die Beschwerden der Kinder und der Frau, die Bettelei des Hungbu

Umwandlung der Lage der Familie Hungbu 27 - 47
plötzlich widerfährt Hungbu Gutes durch folgende Schilderungen
a) Mönch 27 - 28
erteilt Hungbu einen guten Rat
b) Schwalbe 29 - 36
Hungbu pflegt das gebrochene Bein der Schwalbe
c) Kürbissamen
37 - 47
nächstes Jahr bringt dies Schwalbe zwei Kürbissamen mit, um Hungbu zu danken
d) Ernte der Kürbissamen   der Kürbis bringt reiche Schätze
Bestrafung des Nolbu durch eine Schwalbe


48 - 73


der neidische Nolbu will auf gleiche Weise an solche Reichtümer gelangen. Er bricht absichtlich das Bein einer Schwalbe - im nächsten Jahr bekommt er auch zwei Kürbissamen - es entspringen den geernteten Kürbissen böse Geister
Reue des Nolbu und seiner Frau


Zusammenleben der beiden Familien
74 - 76


77
Nolbu und seine Frau empfingen Reue über ihre Hartherzigkeit und Gier


Die Familien leben glücklich zusammen

 

Das P´ansori Sukung

ist eine humoristische Fabel. Der Meeresdrachenkönig leidet an einer Krankheit, die nur durch die Leber eines Hasen geheilt werden kann. Er schickt daher eine Schildkröte an Land, die ihm einen Hasen mitbringen soll. Der Schildkröte gelingt es tatsächlich, einen Hasen mit dem Versprechen ins Meer zu locken, er werde dort eine wundersame Unterwasserwelt zu sehen bekommen. Dieser bemerkt jedoch bald den wahren Zweck, und rettet sich geistesgegenwärtig mit der Behauptung, er trage seine Leber, die überall begehrt sei, nicht mit sich, sondern habe sie im Wald versteckt. Er verspricht dem Drachenkönig, sie zu holen, und wird von der Schildkröte wieder ans Land gebracht, wo er sich auf und davon macht.

Themen Lieder Handlungen
Krankheit des Drachenkönigs des Meeres
1 - 11

eines Tages war der Drachenkönig des Meeres krank - er schlägt vor, um diese unbekannte Krankheit zu heilen, die Leber eines Hasen zu essen
Suche nach dem Hasen


12 - 15


eine Schildkröte meldet sich, für den König auf der Erde einen Hasen zu suchen, aber damit ist die Frau der Schildkröte und die Schwiegermutter nicht einverstanden
  16 - 29

die Schildkröte kommt auf die Erde, sie weiß, dass sich die Tiere (sie sind personifiziert) miteinander streiten, um ihre eigene Stärke zu behaupten
  30 - 40


Schildkröte findet endlich einen Hasen und führt ihn ins Meer - später merkt der Hase, dass er betrogen werden soll - durch einen alten Trick entflieht der Hase auf die Erde
Klugheit des Hasen

41 - 45

der Hase entkommt mit knapper Not - erlebt anschließend jedoch durch Jäger und einige stärkere Tiere noch schwierige Situationen

 

Das P´ansori Chokbyok

basiert auf dem im 14. Jh. in China entstandenen historischen Roman "Sam-kuo-chih yen-i". Die Geschichte der Drei Reiche (Samkukchiyonui) schildert Ereignisse aus dem Krieg der drei chinesischen Königreiche Wei, Wu und Shu im Jahre 208 v.Chr., vor allem die Kämpfe auf dem Fluss der roten Felsen (Chokbyok), bei denen die Armee der Wei von den Shu fast völlig aufgerieben, der überlebende Anführer Cho´cho jedoch von dem großmütigen General der Shu, Kwangwui, schließlich freigegeben wird. 

Überblick über die Themen und die Lied-Anteile

ursprüngliches Thema Anzahl 
der Lieder
Intention des "inneren praktischen" Themas
Vorstellung des Gongmyong
1
Erfolg der List von Gongmyong - seine hervorragende Weisheit wird gelobt
Heldentaten der drei Generäle
13
Erfüllung der Heldentaten erregt den Verdruss und Zorn der Soldaten
Sorgen der Soldaten um den Krieg
9
Missfallen über Krieg wird erkennbar- nihilistische Meinungen über Krieg bzw. Klage gegen die unbegründete Behauptung der Helden
Krieg
9
ironisch-humorvolle Beschreibung der Habgier des Cho´cho
Niederlage und Ergebung von Cho´cho
6

Enttäuschung bzw. Einkehr über falsche Einbildung der Helden
Schluss 1 kurzes Nachdenken

 

 

Gesamtüberblick über die Entwicklung der P´ansori - Musik

 

  ? - 1700 1754 - 1810 1810 - 1860 1852 - 1900 seit 1908
Hörerkreis
Schaman Unter- und Mittelschicht Unter-, Mittel-  Oberschicht alle Schichten bis zum Hof gesamte Bevölkerung
Mäzen



Hörerkreis Unterschicht selbst


Mitelschicht (Hyangban)


Mittelschicht Oberschicht


Könige: Ch´olchong
Kochong
Daewong un

staatliche Unterstützung


Musikalische Form


episches Schamanenlied


epischer Gesang


dramatisch- epische Musikstücke

dramatisch- epische Musikstücke

dramatisch- epische Musikstücke

Anlass der Aufführung


religiöse Zeremonie 


zum Zweck des Lebensunterhalts


als öffentliche- und Festmusik

Unterhaltungsmusik (teilweise mit ironischem Ausdruck)
traditionelle künstlerische Volksmusik

Benennung der P´ansori - Musik

1.Kwang-daesori
2. Taryong
3. Kük´ak
4. Ch´ang´ak
1. Kwangdaesori (Lied von Kwangdae)
2. Ka (Lied)
Chapka


1. P´ansori
2. Ch´ang´kuk´so
3. Ch´ang´ak
P´ansori


Benennung des P´ansori - Sängers


Kwangdae (im Sinne des männlichen Schamans oder Musiktänzers
1. Kwangdae (P´ansori - Sänger aus der Unterschicht 
2. Gagek (Sänger aus der Mittelschicht
1. Kwangdae
2. Gagek
3. Ch´ang´u

Myongch´ang
(ausgezeichneter Sänger)


1. Ch´angcha
2. Myong-ch´ang
3. Kukch´ang (staatlich anerkannter Sänger)

 

(aus "Studien zur P´ansori-Musik" von Lee Wha-Byong und Radio Korea International in der Sendereihe "Die Koreaner auf der Suche nach der Urform ihres Lebens" 2. Teil vom 28.03.2000 )


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