Lissabon (Portugal), 4. - 9. Oktober 2001

 

Bericht von Volker Willschrey, Dillingen Oktober 2001

 

Da ich bereits zweimal in Lissabon, der Hauptstadt Portugals war (vor 20 bzw. 10 Jahren), kannte ich diese schöne Stadt bereits und hatte schon seit längerer Zeit vor, diese auch meiner Familie zu zeigen. Leider bekam unsere Tochter Nadine keinen Urlaub für diese Zeit, so dass ich am 4. Oktober mit Marise, aber ohne Nadine zum Flughafen nach Luxemburg fuhr.

Portuflag.jpg (132282 Byte)Dort wollten wir um 16.45h mit einer Boeing 737 der Fluggesellschaft LUXAIR (Flug LG757) in Richtung Portugal fliegen. Wir stiegen rechtzeitig ins Flugzeug ein, mussten uns jedoch nach einiger Wartezeit wieder nach draußen begeben, da man einen Koffer zuviel im Gepäck hatte. Sämtliche Koffer wurden wieder aus dem Gepäckraum des Flugzeugs herausgenommen und in einer Reihe aufgestellt. Anschließend mussten alle Passagiere ihre Gepäckstücke identifizieren. So hatten wir einige Verspätung, als wir gegen 18.45h Ortszeit in Lissabon ankamen.

In Lissabon wohnt auch mein Brieffreund Henrique Pinto Rema. Henrique ist Franziskaner Pater und mein ältester Brieffreund - denn wir schreiben uns seit 1967! Damals war er noch als Priester in Bissau tätig, der Hauptstadt von Guinea-Bissau in Westafrika. Henrique ist 75 Jahre alt und schreibt Bücher über die Geschichte Portugals und der katholischen Kirche in Portugal sowie den Heiligen Antonius und hat als solches schon 18.000 Seiten veröffentlicht. Er kann eine Unmenge Sprachen (darunter auch Latein, Hebräisch und Altgriechisch) und ist Mitglied der portugiesischen Akademie der Geschichte. Ich hatte das Glück, ihn während meiner beiden ersten Reisen nach Lissabon kennen zulernen und freute mich natürlich auf ein Wiedersehen.

 

Henrique machte uns die große Freude, bereits am Flughafen von Lissabon auf uns zu warten. Nachdem wir uns herzlich begrüßt hatten, rief er ein Taxi, das uns auf schnellstem Wege zum HOTEL MUNDIAL in der Rua D. Duarte 4 brachte. Dieses Hotel liegt direkt im Zentrum von Lissabon, in unmittelbarer Nähe der Plätze Rossio und Figueira. Wir bezogen unser Zimmer (311) und nahmen anschließend noch die Gelegenheit wahr, ein bisschen das nächtliche Lissabon zu erkunden.

Für den nächsten Tag (5. Oktober) hatten wir mit uns mit Henrique verabredet. Leider meinte es jedoch der Henrique.jpg (17939 Byte) Wettergott überhaupt nicht gut mit uns, denn es goss in Strömen. Und so blieb es den ganzen Tag. Ein erster Versuch, das Hotel zu verlassen und ein bisschen durch die Stadt zu bummeln, bevor wir uns mit Henrique trafen, endete mit total durchnässten Kleidern und auch kaputtem Schirm. Doch ließen wir uns dadurch nicht entmutigen, wechselten die Kleider und warteten auf Henrique, der pünktlich um 11.00h morgens an der Rezeption erschien. Zusammen mit ihm fuhren wir zu seinem Wohnsitz in der Baixa Alta von Lissabon. Dort zeigte er uns seine beiden Zimmern, voll mit den Büchern, die er bisher geschrieben hatte und einer Unzahl von Lexika und Enzyklopädien in vielen Sprachen. Er führte uns auch durch die anderen Räumlichkeiten und zeigte uns die Kirche, die zu diesem Bereich gehörte.

Anschließend lud er uns zum Mittagessen ein. Dabei war auch ein Mönch, den ich schon bei meinem letzten Besuch in Lissabon vor 10 Jahren kennen gelernt hatte. Er ist jetzt 89 Jahre alt, aber immer noch rüstig und hatte mich direkt erkannt.

 

Volkerpor.jpg (6351 Byte)Für den Nachmittag war die Gestaltung eines Programms sehr schwierig, denn es regnete nach wie vor in Strömen. So wollte uns Henrique was ganz Besonderes zeigen, das Gelände der ehemaligen EXPO 1998, das heute Parque das Nações genannt wird.. Zunächst fuhren wir mit der neuen U-Bahnlinie bis zur Endstation Oriente und kamen damit genau auf dem Gelände der Ausstellung an. Dort hat man auch ein riesiges und supermodernes Einkaufszentrum errichtet. Henrique wollte uns eine der größten Attraktionen vorstellen, das Ozeanarium (Oceanário). Es ist das zweitgrößte Ozeanarium der Welt und das größte von Europa. Insgesamt können 15.000 Tiere 200 verschiedener Arten (neben Fischen auch Vögel, Säugetiere und Reptilien) betrachtet werden. Der Indische Ozean wird sogar durch ein Seychellen-Korallenriff mit typischen Tropenfischen repräsentiert.

Leider war die Schlange vor den Kassen so lang, dass wir keine Karte erwerben konnten. Vielleicht beim nächsten Lissabon-Besuch...

Am nächsten Tag (Samstag, 6. Oktober) hatte Henrique keine Zeit. So war ich für diesen Tag der „Stadtführer". Mit der Straßenbahnlinie 15 fuhren Marise und ich zunächst nach Belém. Dieser Stadtteil von Lissabon liegt an der Tejo-Mündung, etwa sieben Kilometer westlich vom Zentrum entfernt. Dominierend in Belém ist das Mosteiro dos Jerónimos (Kloster des Hieronymus). Nach einer Legende ließ König Manuel I. das Kloster 1499 zu Ehren der Entdeckung des Seewegs nach Indien bauen. Unter der Empore der Kirche stehen zwei mächtige Sarkophage. Links neben dem Eingang ist das Grabmal Vasco da Gamas mit den Symbolen von Macht und Eroberung: Weltkugel, Karavelle und Kreuzritterzeichen und auf der anderen Seite das Grabmal der Schönen Künste, mit Buch, Federkiel und Leier. Dies wurde symbolisch zu Ehren des Dichters Luís de Camões geschaffen. Besonders beeindruckend ist der Kreuzgang. Dessen Untergeschoss wurde 1517 vom Architekten Boytac im manuelinischen Stiel entworfen. Jahrzehnte später entstand das Obergeschoss unter dem Baumeister João de Castilho.

Vom Hieronymus-Kloster begaben wir uns zum „Padrão dos Decobrimentos". Das wie der Bug einer Karavelle geformte „Denkmal der Entdeckungen" wurde während der Salazar Zeit gebaut. Die Konstruktion sieht wie eine echte Karavelle aus und wurde 1960 zum 500 Todestag von Heinrich dem Seefahrer eingeweiht.

Entlang des Tejo-Ufers bummelten wir dann bis zum Torre de Belém. Dieser im manuelinischen Stil gehaltene Verteidigungsturm wurde zwischen 1515 und 1521 erbaut. Ab 1580 diente er den spanischen Eroberern als Kerker. Er stand ursprünglich mitten im Fluss und das Hieronymus-Kloster direkt am Ufer. Jedoch trat durch Aufschüttungen und das Erdbeben von 1755 das Ufer weiter vor, so dass der Turm nun vom Land aus zugänglich ist. Über eine Zugbrücke gelangt man in den Turm und über enge Wendeltreppen zur Spitze.

Mit der Straßenbahnlinie 15 verließen wir dann Belém wieder und fuhren zurück ins Zentrum Lissabons, wo wir an der Praça do Comercio ausstiegen. Während drei Seiten des quadratischen Platzes von Gebäuden mit prächtigen Arkadengängen umsäumt sind (Sitz mehrerer Ministerien) ist der Platz auf seiner Südseite zum Tejo hin geöffnet. In der Mitte des Platzes steht das Reiterstandbild von König Dom José I und auf der Landseite der 1873 fertig gestellte Arco Monumental (Triumphbogen).  Von dort aus kehrten wir zunächst in unser Hotel zurück , um uns ein wenig auszuruhen und die Eindrücke unseres Besuchs in Belém „nachwirken" zu lassen.

Für den Nachmittag hatten wir uns den Besuch der Festung „Castelo São Jorge" vorgenommen, 1147 wurde nach der Rückeroberung Lissabons durch Dom Alfonso Henriques innerhalb der Mauern einer von den Westgoten errichteten Siedlung ein Königspalast erbaut, in dem bis Ende des 15. Jahrhunderts die portugiesischen Könige residierten. Von den Zinnen der Burg hat man einen phantastischen Blick auf die Altstadtviertel Lissabons (Alfama, Baixa, Chiado, Bairro Alta. 

Die Burg lag ziemlich nahe des Hotels, allerdings hatte ich ein bisschen Probleme den Eingang zu finden, da mein Stadtplan in dieser Beziehung ziemlich ungenau war. So machen wir einen größeren Umweg, bevor wir das Portal erreichten. Aber der bereits erwähnte Blick auf Lissabon hat uns für diese Strapazen mehr als entschädigt!

Nachdem wir die Burg verlassen hatten, kamen wir an der Kathedrale Lissabons vorbei, kurz „Sé" genannt und der benachbarten Kirche des Heiligen Antonius, die sich in unmittelbarer Nähe des Geburtshauses dieses bekannten Heiligen der Katholischen Kirche befindet. Am Abend machten wir eine Rundfahrt mit der Straßenbahnlinie 12, die sich durch enge und steile Gassen mühsam hinauf bis zum Castelo São Jorge windet, um dann durch ebenso abenteuerliche Gassen wieder hinab zum Ausgangspunkt vor unserem Hotel Mundial zu fahren. Ich kann gar nicht sagen, wie oft die Straßenbahn halten musste, da parkende Autos den Weg blockierten und wie oft man nur zentimeterweit an den Häusern und Autos vorbeifuhr. Für den Fahrer mit Sicherheit eine ständige Bewährungsprobe seiner Bremskünste...

Am nächsten Morgen (Sonntag, 6. Oktober) erwartete uns Henrique am Bahnhof Cais do Sodré, von wo aus wir gemeinsam mit der Eisenbahn nach Estoril fuhren. 

Estoril und das benachbarte Cascais sind die nobelsten Badeorte in der Umgebung der Metropolen mit zahlreichen herrschaftlichen Palästen und kleinen Sandstränden. Im Zentrum Estorils befindet sich das Casino mit tropischen Gewächsen und Dattelpalmen. Unweit des Kasinos liegt auch die Kirche, in der Henrique an diesem Tag die Messe las. Diese Kirche und eine Villa befanden sich im Privatbesitz einer alten Dame, die vor kurzem im Alter von 103 Jahren verstorben war. Dona Luisa Fernandes und ihre Familie (ihr Mann ist Leiter der Pfadfinder) hatte sich zusammen mit anderen Bekannten von Henrique um 12.00h eingefunden, um dieser Messe beizuwohnen. Nach der Messe lud sie uns zu sich nach Hause zum Essen ein. Es gab eine sehr schmackhafte Gemüsesuppe als Vorspeise und anschließend Lasagne und portugiesische Spezialitäten, wie Fleischkroketten und frittierte Krabben in Teigtaschen. Nach dem Essen war Dona Luisa so freundlich, Henrique, Marise und mich nach Sintra zu fahren - auch ihr Mann sowie zwei der sieben Kinder waren mit von der Partie. 

Marisepor.jpg (23439 Byte)Sehenswürdigkeiten des 20 km nordwestlich von Lissabon gelegenen Sintra sind die Altstadt mit ihren Gassen, die Maurenburg sowie die beiden Königspaläste Palácio Nacional de Sintra und Palácio de Pena. Bekannt wurde Sintra durch König Dom Dinis (1279 bis 1325) der den Palácio Real zur königlichen Sommerresidenz ausbauen lies. König Dom Fernando II lies 1839 auf einem der Berggipfel eine neue Residenz errichten, den Palácio da Pena. Im Gefolge des königlichen Hofs zogen auch viele Aristrokraten in die Stadt und errichteten ihre Paläste. Im Jahr 1996 wurde die Altstadt von Sintra als UNESCO Weltkulturerbe erklärt.


Wir begannen unseren Rundgang am Palácio Nacional und schlenderten gemütlich durch die engen Gässchen der Altstadt. Danach brachte uns Dona Luisa zum alten Franziskanerkonvent „Convento dos Capuchos", etwa 6 km von Sintra entfernt. In dieser Abgeschiedenheit hat man in den Felsen ein Kloster gebaut. Wirklich sehr beeindruckend, wie einfach und abgeschieden, aber auch in welch beengten Verhältnissen man in diesen Felsenwohnungen lebte. Gegen die Kälte wurde Decken und Wände mit Korken ausgekleidet.

Am Abend mussten wir schnell nach Lissabon zurück, da Henrique um 18.00h eine Messe lesen musste. So konnten wir leider nicht mehr nach Cascais an der Tejomündung fahren. Dona Luisa war so nett, uns direkt mit dem Auto in die Stadt zurückzubringen.

Für Montag, 8. September hatte Henrique eine Fahrt nach Coimbra vorgeschlagen. Coimbra ist die drittgrößte Stadt Portugals und war vor Lissabon Hauptstadt des Landes. Dort befindet sich auch die älteste Universität des Landes (gegründet 1308).

Die etwa 250 km von Lissabon nach Coimbra fuhren wir mit dem Zug vom Bahnhof Santa Apólonia aus. Dabei kamen wir auch wieder am ehemaligen Messegelände von Lissabon vorbei und hatten einen schönen Blick auf die 17 km lange Ponte Vasco da Gama, die den Tejo überspannt. Gegen 12.00h kamen wir in Coimbra an und nahmen in einem kleinen Restaurant unser Mittagessen ein. Es gab Bacalhau, das portugiesische Nationalgericht. Dabei handelt es sich um eingesalzenen, getrockneten Kabeljau, den es in Portugal in über 300 Zubereitungsvarianten gibt. Frisch gestärkt begaben wir uns dann zum altehrwürdigen Universitätsgelände. Leider wurde auch dieser Spaziergang durch starke Regenfälle getrübt. Aber irgendwann wichen die dunklen Wolken doch ein wenig, und gaben uns damit Gelegenheit, zu den verschiedenen Fakultäten zu schlendern. Die alte Universität befindet sich seit 1540 im ehemaligen, mehrfach umgebauten Königspalast. Durch die 1634 erbaute Porta Férrea, das „Eiserne Tor", gelangt man in den Innenhof. Dort befindet sich ein 34 m hoher Uhrturm, der zwischen 1728 und 1733 im Barock-Stil erbaut wurde, daneben der Paço das Escolas, der Schulpalast und die Via Latina, ein Säulengang aus dem 18. Jahrhundert.

Die Altstadt Coimbras mit ihren malerischen Gässchen luden uns danach ein wenig zum Bummeln ein, bevor wir uns um 16.00h wieder auf den Rückweg nach Lissabon machten.

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen von Lissabon. Gerne hätten wir uns noch so einiges angesehen, was wir uns vorgenommen hatten, wie eine Fahrt zur Christus-Statue auf der gegenüberliegenden Tejo-Seite, einen Bummel durch den Fischerort Cascais usw. Aber die Zeit war unerbittlich....

Wir begaben uns wegen der zu erwartenden verstärkten Sicherheitskontrollen schon ziemlich früh zum Flughafen. Unser Rückflug mit Luxair LG754 war diesmal pünktlich (um 13.50h) und ohne Probleme kamen wir gegen 17.30h in Luxemburg an. Mein Auto hatte ich am Flughafen geparkt, so dass wir in weniger als einer Stunde wieder zu Hause in Dillingen waren.

 

Weitere Reiseberichte finden sich auch hier:

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