Hapjukson - der koreanische Fächer

 

 

Die Menschen haben verschiedene Gegenstände erfunden, um sich den klimatischen Veränderungen der verschiedenen Jahreszeiten anzupassen.

Eine Methode die Hitze im Hochsommer zu bekämpfen waren Fächer. Früher bereitete man in koreanischen Familien jedes Jahr kurz vor Beginn der Sommerhitze genügend Fächer vor.

Immer mehr Leute bevorzugen zur Zeit Ventilatoren oder Klimaanlagen, weshalb der Fächermarkt stagniert. Aber nach wie vor nehmen ältere Leute immer einen Fächer mit, wenn sie nach draußen gehen. Auch in Vierteln in denen sich viele Geschäfte für traditionelles Kunsthandwerk befinden, zählen Fächer zu den beliebtesten Artikel. Ausländische Touristen sowie viele jüngere Leute besorgen sich einen Fächer weil sie sich damit Kühlung verschaffen und auch einen eleganten Eindruck machen.

Zuerst erzählt der Dichter Choi Ha-Rim über die Eleganz verschiedenartiger Fächer mit denen man selbst die unerträgliche Hitze vertreiben kann.

 

Es gibt verschiedene Sorten von Fächern die im Laufe der Zeit von vielen Leuten je nach Zweck und Geschmack angefertigt wurden. Wenn ein Fächer z.B. die Form des Taekuk - Fächers hat, dann ist es ein Taekuk-Fächer, und wenn die Form einer Lotusblume in ihm ist, so ist es ein Lotosblumenfächer. Das gilt auch für die Farben und für das Material. Ein mit 5 verschiedenen Farben bemalter Fächer ist z.B. ein Fünffarbenfächer, ein Fächer aus Pfauenfedern ist ein Pfauenfedernfächer. Es gab auch Fächer nur für Adelige oder für die Königsfamilie. Die Fächer, die die Prinzessin mitnahm, wenn sie nach der Hochzeit in das Haus ihres Mannes zog, hießen Chinchu – Fächer. Es gab auch Fächer namens Ilwolson oder Kutschunson, wobei „son" für Fächer steht, die der König oder hohe Beamte benutzten, wenn sie unterwegs waren. Im Volk wurden einfache und leichte Fächer verwendet. Die Fächer der Königsfamilie oder Gelehrten dagegen waren sehr prächtig. Je nach Gesellschaftsklasse wurden unterschiedliche Fächer benutzt. Die koreanischen Fächer werden auch nach Material unterschieden. Fächer aus Ölpapier wurden „Jongson" genannt und die mit Lack bestrichenen hießen „Tschilson". Fächer, die mit einem Bild bemalt waren, hießen Hwason. Es gibt unendlich viele Sorten und Namen von Fächer.

Fächer, wie sie von Schamanen verwendet werdenDie koreanischen Fächer haben je nach Form, Größe, Farbe oder Material einen anderen Namen. Wie der Dichter Choi Ha-Rim erzählte, gibt es häufig so viele Namen dass man sie nicht alle aufzählen könnte. Es gibt Fächer die nach dem Aussehen einer Blume oder eines Baumes angefertigt wurden. Z.B. Fächer aus Pfauenfedern die wenn man sie aufspannt aussehen, als würde ein Pfau seine Schwanzfedern zu einem Rad ausbreiten. Es gibt auch farbenprächtige Fächer, die mit den Farben eines Regenbogens verziert sind und auch Fächer die mit Tinte bemalt versteckte Eleganz eines asiatischen Gemäldes ausstrahlen.

Die koreanischen Fächer sind durch Vielfalt und Eleganz gekennzeichnet. Die große Mannigfaltigkeit der Fächer ist ein Beweis dafür, dass die alten Koreaner Fächer sehr gern und häufig benutzen.

 

Wie wird ein koreanischer Fächer hergestellt?

 

Herr Keum Bok – Hyong, der sich auf die Erforschung von Fächern spezialisiert hat sagt, dass Fächer aus Bambus und traditionellem Papier zu Korea repräsentativ sind. Westliche Fächer werden hauptsächlich aus Seide oder Elfenbein angefertigt und mit Spitzen besetzt. Bei koreanischen Fächern dagegen wird mit Papier und Bambus die Schönheit einfacher Linien hervorgehoben. Herr Kom stellt uns das Herstellungsverfahren vor:

Um einen Fächer anzufertigen muss man erst einmal im Winter die Bambusrohre zerschneiden, bevor sie reif und fleischig werden. Am besten ist der Bambus, der im Winter zerschnitten wird. Wenn Bambus fleischig wird, dann wird er zu weich und eventuell auch von Ungeziefer angefressen. Zu empfehlen ist dreijähriger Bambus, einjähriger Bambus ist zu weich und 4- 5jähriger Bambus ist zu hart. Das Bambusrohr wird in kleinen Stäbchen zerschnitten, die dann als Rippen des Fächers verwendet werden. Ein Fächer muss leicht und haltbar sein. Daher ist das traditionelle Papier „hanji" das aus Maulbeerbäumen gewonnen wird am besten. Der Fächer wird nochmals mit Papier überzogen, das mit den gewünschten Bildern und Farben bemalt ist. Aus Papier werden dann verschiedene Muster angefertigt die am Griff des Fächers angebracht werden. Diese Art des Schmückens gibt es nur in Korea.

Leicht, zäh und langlebig ist das traditionelle Papier hanji, das aus Maulbeerbäumen hergestellt wird. Bambus hat regelmäßige Masern und ist daher leicht zu zerspalten. Diese beiden Materialien sind für die Herstellung von Fächern gut geeignet und bilden zusammen eine einzigartige Harmonie. Das Geheimnis liegt darin, den harten Bambus biegsam weich zu machen und die Zerreißfestigkeit zu erhöhen. Das ist durch die Kombination dieser beiden Materialien möglich, denn die Bambusstangen straffen das Papier und geben ihm eine gewisse Elastizität und das Papier sorgt dafür, dass sich die Bambusstangen nicht krümmen. Die koreanischen Fächer kann man in zwei verschiedene Kategorien einteilen:

Es gibt runde Danson - Fächer, die eine feste Form haben und zusammenklappbare halbkreisförmige Hapjukson – Fächer. Besonders beliebt sind die Hapjukson – Fächer da sie nicht nur elegant aussehen sondern auch sehr handlich sind. Im Sommer schenkt man anderen häufig einen solchen Fächer.

„Der Bambus wird zerschnitten in Laugen gekocht und so gebleicht. Nach 4 bis 5 Tagen werden die Bambusstangen weich und dann einzeln geschnitzt".

Ein Handwerker erzählte kurz, wie ein Hapjukson – Fächer hergestellt wird.

Zuerst wird der Bambus zerspaltet. Die Stangen, die so entstehen werden einzeln mit der Hand bearbeitet. Zwei zusammengeklebte Stangen bilden eine Fächerrippe. Die Herstellung eines Fächers ist sehr aufwendig und erfordert viel Zeit und Mühe. Alle Fächerrippen müssen gleichlang sein. Jeweils zwei Bambusstangen werden jeweils zu einer Fächerrippe zusammengeklebt. Auf die Fächerrippen an beiden Enden werden mit einem Lötkolben verschiedene Muster eingebrannt. Das Papier, das über die Fächerrippen gezogen wird, wird ebenfalls mit Schriften oder Bildern verziert.

faecher01.jpg (69756 Byte)Zusammengeklappt kann man einen Hapjukson – Fächer mit einer Hand umschließen. Wenn man ihn auseinander faltet, kann man sich damit kühle Luft zufächeln. Ein Hapjukson – Fächer ist zart und gleichermaßen stark und erinnert an die Flügel eines Schmetterlings. Heutzutage werden diese Fächer nur benutzt, um sich im Sommer Luft zuzufächeln. Früher wurden sie auch zu anderen Zwecken benutzt, so der Fächerforscher Kim Buk-Jon.

faecher03.jpg (79983 Byte)Ein chinesischer Diplomat namens Seo-Keong hatte das Koryo – Königreich besucht und schrieb danach ein Buch namens  Koryodokyong. In diesem Buch schrieb er: Koreaner tragen auch im Winter einen interessanten Fächer bei sich, den sie ständig auf- und zuklappen. Wenn die alten Koreaner das Haus verließen, zogen sie zuerst ordentliche Kleidung an und nahmen einen Fächer in die Hand. Das gehörte zu den Höflichkeitssitten. Man trug immer einen Fächer bei sich, mit dem man das Gedicht oder Lied, das man evtl. aus dem Stehgreif vortrug, unterstützen konnte. Z.B. zeigte man mit dem Fächer auf eine Person oder auf einen Berg in der Ferne, um etwas zu betonen. Fächer wurden auch als Waffe zur Selbstverteidigung (Hapiko) benutzt.

faecherkor.jpg (223165 Byte)Mit einem Fächer konnte man auch sein Gesicht verhüllen. Fächer wurden auch für die Aufführung von Tänzen, bei P´ansori – Stücken als koreanischen Operetten benutzt. Es war auch ein Vergnügen, das kleine Gemälde oder die kalligrafische Schrift auf dem Fächer zu betrachten. Die zusammenklappbaren Hapjukson – Fächer entwickelten sich in der Choson – Dynastie zur vollen Blüte so dass sie sogar nach China oder Japan exportiert wurden. Die koreanischen Fächer waren mehr als nur ein Handwerksgegenstand für den praktischen Gebrauch. Sie waren ein wahres Kunstwerk das unabhängig von der Jahreszeit einen festen Platz im Leben der Koreaner hatten.

Nicht nur die Fächer selbst besitzen eine gewisse Schönheit und Eleganz, auch durch die langsamen Bewegungen mit denen die Fächer gehandhabt werden, kommt eine gewisse Vornehmheit zum Vorschein.

faecher05.jpg (72592 Byte)Wenn man in der Nähe eines hohen Beamter wohnte, durfte man am Griff seines Fächers ein Schmuckstück namens „Honshu" anbringen, was für verschiedene Zwecke verwendet wurde. Es war z.B. ein kleiner Beutel oder Kasten, in dem man seinen Stempel, einen Kompass oder Nadeln aufbewahren konnte. Eigentlich ist es unbequem zu fächeln, wenn am Griff eine solche Verzierung mit mehreren Rillen angebracht ist, denn sie wackelt hin und her wenn man sich Luft zufächelt. Daher muss man den Fächer langsam bewegen. Ein hoher Beamter musste für das Volk ein Vorbild darstellen, um sein Prestige zu wahren, musste er sich selbst beim Fächeln ruhig und gelassen verhalten. Das Schmuckstück am Fächer sollte ihn sozusagen daran erinnern, dass er immer Ruhe bewahren muss.

Die Koreaner überwandten die Hitze des Sommers mit einer gewissen Eleganz. Wenn man wegen der Hitze die Hand schnell bewegt, um sich mehr Luft zuzufächeln, dann wird es einem durch die heftige Handbewegungen eher noch wärmer. Wenn man dagegen auch selbst bei brütender Hitze nicht die Ruhe verliert, und sich mit langsamen Bewegungen Luft zufächelt, dann wird es einem schon kühler. Die koreanischen Fächer bringen auch den modernen Menschen bei, dass man stets ruhig und gefasst sein soll. Alle Teile eines koreanischen Fächers vom Griff und der daran angebrachten Verzierung bis zum bemalten Papierfläche sind von vornehmer Feinheit. Ein Fächer erzeugt kühle Luft, die die Sommerhitze erträglicher macht.

An manchen Sommertagen beherrscht die Hitze das ganze Land. Aber wenn man einen Fächer aufklappt, dann kann man die Kühle eines Wasserfalls, die Frische einer jungen Orchidee spüren. Man hat das Gefühl man würde sich in Mitte der Natur, einem Boot, auf einem friedlich dahinfließenden Fluss befinden. Die Fächer erzeugen einen erfrischenden Wind der sich in ein Gedicht verwandelt.

Ich sitze auf einer breiten Bank und warte auf den hellen Mond. Ich sitze im Mondschein im Haus und denke einen frischen Wind. Zerschneide Bambus und bespanne ihn mit Papier und nun halte ich den Mond und den frischen Wind in meinen Händen. (Gedicht von König Sejong, dem 3. Monarch der Choson – Dynastie.)

So wie er schrieb, stehen die koreanischen Fächer in engem Verhältnis zur Natur. Sie werden aus natürlichen Materialien hergestellt, mit natürlichen Farben bemalt und erzeugen daher einen ebenso natürlichen Wind.

Zuletzt erzählt der Folklorist Che San-Sue über die koreanischen Fächer, die eine geheimnisvolle Harmonie, ja sogar eine gewisse Würde ausstrahlen:

In fast allen Ländern gibt es Fächer. Solche repräsentieren das handwerkliche Können und das Gemüt eines Volkes. Daher haben die Fächer eines Land charakteristische Merkmale. Koreanische Fächer werden mit Präzision angefertigt. Ein besonderes Merkmal der koreanischen Fächer ist das T´aekuk – Muster. Das Muster in der Mitte der koreanischen Nationalflagge. Und zwar ein Kreis, der durch eine S-förmige Linie geteilt ist. Daher schenken Koreaner ihren ausländischen Bekannten häufig einen T´aekuk – Fächer.

 

( aus dem Kulturforum von Radio Korea International vom 11.07.2000 )


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