Koreanische Pavillons

 

 

Die Diele war der Ausgangspunkt der koreanischen Architektur. Der Sommer und die Diele gehörte bei großen sowie bei kleinen Häusern einfach zusammen. Häufig wurden um das ganze Haus herum Dielen angelegt. Ein Bauwerk extra für den Sommer war jedoch ein Pavillon. Bei sengender Hitze blieb man nicht im engen Zimmer, sondern man setzte sich in die Diele. Die Diele eines traditionellen Hauses stand vorne offen und hatte hinten eine kleine Tür. Der Wind weht meistens von einem offen stehenden Raum durch eine kleine Öffnung, daher ist es besser, wenn ein Zimmer nicht nur vorne ein großes Fenster sondern auch hinten ein Fenster hat.

Die Diele eines traditionellen Hauses hatte optimale Struktur zur Überwindung der Sommerhitze. Auch in anderen Ländern baute man Häuser mit Dielen. Die zwei Hauptelementen eines koreanischen Hauses sind Diele und Fußbodenheizung. Im Sommer konnte man in der Diele kühl und im Winter im Zimmer mit geheiztem Fußboden warm verbringen. Das ist ein besonderes Merkmal der koreanischen Architektur. Es gibt kein anderes Land, in dem die Häuser für die Sommerhitze sowie für die Winterkälte gleichermaßen geeignete Räume haben. Der Abstand zwischen dem Boden und dem Fußbodenbrett der Diele war früher sehr groß. So konnte man Feuchtigkeit fernhalten, damit die Diele trocken blieb. Häuser von wohlhabenden Familien hatten im inneren eine Diele, die etwa 60 Zentimeter höher als die Diele am Rand des Hauses war. Diese Innendiele hatte rundherum Türen, die im Sommer alle aufgemacht wurden. Es ist schön kühl, wenn man darin sitzt.

Fußbodenheizung und Diele, auch ein modernes Haus hat diese beiden Elemente eines traditionellenkynoghoe-ru.jpg (43148 Byte) Wohngebäudes. Die Diele war ein Raum für den Sommer. Im Sommer lehnte man sich an die großen Säulen der hohen Diele und genoss den milden Wind und die Geräusche der zirpenden Zikaden. Dann errichtete man noch extra Bauwerke, um den Sommer und die Natur richtiggehend zu genießen.

Pavillons waren Bauwerke, die im Gegensatz zu den Wohnhäusern in mitten der Natur gebaut wurden. Wenn man sich in einen Pavillon setzt, sich von dem kühlen Wind aus dem Wald anwehen lässt, den rauschenden Bächen zuhört, dann spürt man kaum etwas von der brütenden Hitze. Aber ein Pavillon diente nicht nur dazu den Sommer kühl zu verbringen.

biwon8.jpg (67894 Byte)Pavillon wurden für verschiedene Zwecke gebaut, vor allem um den Sommer kühl zu verbringen. Pavillons wurden immer auf einem Berg neben fließendem Wasser errichtet, keines von beidem durfte fehlen. Wenn es kein Wasser gab dann legte man neben den Pavillon einen künstlichen Teich an. Ein Pavillon war ein Ort, an dem man die Veränderungen der Natur erleben konnte. Man baute also Pavillons um sich in die Natur einzugliedern um mit der Natur zusammen zu atmen. Daher suchten die alten Koreaner schöne Orte in der Natur aus und bauten dort einen Pavillon.

In einen Pavillon neben einem Bach in einem tiefen Tal konnte man die Gesetze der Natur erlernen. In einem Pavillon unterrichteten die Gelehrten ihre Schüler, diskutierten mit ihren Freunden oder schrieben Gedichte. Ein Pavillon war eine Stätte zum Amüsieren, Lehren und zum Lernen. Ein Pavillon verband die Menschen mit dem klaren Wasser, den weißen Wolken und den blauen Himmel der Natur.

hwangwongartenpav.jpg (53266 Byte)Dort wo ein Pavillon steht, ist die Landschaft immer wunderschön. Ein Pavillon vor dem Hintergrund eines schönes Berges ist ein beliebtes Bild für die Fotografen. Aber eigentlich ist es wichtig wie die Landschaft vom Pavillon aus aussieht. Es ist besser, wenn man vom inneren des Pavillons ein Foto machen würde. So könnte man die Gedanken der alten Koreaner lesen. Der Pavillon wurde so gebaut, dass man die beste Aussicht hatte. Man hat sozusagen die Natur mit in den Pavillon eingebaut. Wenn man in der schönen Natur einen Pavillon baute, dann war das im ganzen ein geschmackvolles Gemälde.

Ein koreanischer Pavillon war eine Einrichtung in der man die Hitze vertreiben und die schöne Natur genießen sollte. Im Gegensatz zur stilisierten Gartenkunst des Westens baute man in Korea ein Pavillon an einer Stelle an der man die Natur in ihrem ursprünglichen Zustand am besten auf sich wirken lassen konnte.

huijongdangnamens.jpg (50480 Byte)Koreanische Pavillons befinden sich neben einem Bach, Fluss, See oder Teich, so dass man Abends den auf der Wasseroberfläche reflektierenden Mond betrachten kann. So wurde eine lyrische Atmosphäre geschaffen. Das wichtigste war jedoch die Harmonie mit der Umgebung. Wenn man an einem Bergabhang oder Hügel einen Pavillon baute, achtete man darauf, dass man z.B. die Wälder in der Nähe oder in der Ferne gut überblicken konnte. Pavillons spiegeln die Liebe der alten Koreaner zur Natur wider. Was waren es genussfreudige Leute, die sich in einem Pavillon Erholung gönnte. Eine Antwort findet man in der Stadt Damyang, in der Südcholla - Provinz, in der die meisten Pavillons erhalten geblieben sind.

In Damyang gibt es viele schöne Berge. Hier wächst besonders viel Bambus. Bambus ist eine immergrüne Pflanze und ist das Sinnbild eines Gelehrten. Die Aufrichtigkeit eines Gelehrten wird mit einem geraden Bambus verglichen. Ein Bambusrohr ist im Innern klar und sauber und gilt daher für die Bedürfnislosigkeit eines Gelehrten. Außerdem hat Bambus nur eine Farbe – grün – und symbolisiert daher die unveränderliche Treue der Gelehrten. Aus Damyang sind viele große Gelehrten hervorgegangen. Als sich viele Gelehrten von der Politik oder Beamtenschaft verabschieden wollten, zogen sich nach Damyang zurück. Sie bauten hier einen Pavillon und führten ein weltabgewandtes Leben.

In turbulenten Zeiten gab es immer Gelehrte, die sich von der Welt und deren Machenschaften befreien wollten. Das ist der Grund, warum es in Damyang so viele Pavillons gibt. Die Gelehrten, die sich hierher zurückgezogen hatten, bauten Pavillons und verbrachten den Rest ihres Lebens in der schönen Natur. Pavillons waren sozusagen Bauwerke in denen Gelehrte, die die Laufbahn eines Beamten aufgaben und ein einsiedlerisches Leben führen, den Sommer verbrachten. Ein Pavillon diente auch als Lehranstalt in der geforscht und unterrichtet wurde. Die Pavillons waren die Produktionsstätte der koreanischen Dichtkunst und spielten in der Entwicklung der Literatur eine maßgebliche Rolle.

haminjong_epigram.jpg (42432 Byte)Die Gelehrten trafen sich in den Pavillons mit Freunden, diskutierten über wissenschaftliche Themen, genossen die schöne Natur und spielten hin und wieder auch Musik. Schließlich sollte man sich nicht in einem Pavillon langweilen. In der Stadt Damyang sind über 100 Pavillons erhalten geblieben. Darunter der Pavillon des angesehenen Gelehrten Chon Chol, der berühmte Gedichte und Aufsätze geschrieben hat. Pavillons waren sozusagen der Ursprungsort der koreanischen Literatur. Das zeigen die Schilder an manchen Pavillons auf denen die schönsten Gedichte stehen.

In den Pavillons entfalteten die alten Gelehrten ihr lyrisches Gemüt. Wenn man die Gedichte auf den Schildern betrachtet, die hier und dort an den Pavillons hängen, dann bekommt man das Gefühl als könnte man die Gelehrten über die Geschichte und Literatur sprechen hören. Die schöne Natur und die Spuren der alten Gelehrten machen die Pavillons um so eleganter.

Die philosophische Bedeutung der Pavillons:

Der Tongche - Pavillon im Hintergarten des Changdok - Palastes ist viereckig. Er hat vier Säulen und ein rundes Dach. Es ist das einzigste Gebäude im Palast, das ein mit Stroh gedecktes Dach hat. Der Bauteil, der den Dachsparren stützt ist achteckig. Dieser Pavillon wurde der asiatischen Philosophie zufolge entworfen. Früher dachte man, dass der Himmel rund ist und die Erde vier Himmelsrichtungen hat. Der untere Teil des Pavillons, der die Erde symbolisiert ist viereckig, und das Dach – also der Himmel – ist rund. Das achteckige Bauteil symbolisiert den Menschen. Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass der Pavillon 64 Dachsparren hat. 64 ist die Zahl der Grundbegriffe der asiatischen Philosophie. Es ist ein kleiner aber sehr philosophischer Pavillon. Wie eine Insel wurde er mitten auf einem bewässerten Feld gebaut. Es ist das einzigste nasse Feld im Palast. Hier sollten die Angehörigen der Königsfamilie die Ackerarbeit erleben können. Das Dach des Pavillon wurde mit dem Stroh der Reispflanzen bedeckt, die auf diesem Feld geerntet wurden. Dieser Pavillon verbirgt wirklich viele Bedeutungen.

Beim Bau des kleinsten Gebäudes beachteten die alten Koreaner die Gesetze der Natur. Die koreanischen Pavillons wirken so natürlich wie ein Baum oder Fels. Hier verbrachten die Koreaner in Harmonie mit der Natur den heißen Sommer.

 

( Aus der Sendereihe „Das Kulturforum" Sommerserie 3. Teil von Radio Korea International vom 18.07.2000 )

 

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