Maskenspiele, Tänze  und Dramen 

 

 

 

Masken aus dem Dorf Hahoe

Maskenspiele

 

Masken wurden von der Menschheit schon in der Urzeit getragen. Anfangs haben die Urmenschen bei der Jagd Masken als Tarnung getragen um sich den Tieren leichter anzunähern. Später trug man Masken um die Geister der gestorbenen Tiere zu trösten. Darüber hinaus wurden Masken für magische Zwecke benutzt, da man dachte mit den Masken eine Zauberkraft besitzen zu können. Mit der Zeit dienten die Masken für religiöse und volkstümliche Zeremonien. Je nach Ort, Geschichte und Lebensart entwickelten sich eine einzigartige Maskenkulturgüter, so dass man durch die Untersuchung der Masken die Geschichte eines Dorfes erforschen kann. Auch in Korea werden zahlreiche Maskenspiele überliefert. Sie bestehen aus Geschichte, Tanz, Musik und Theatern. Die Masken werden in Korea mit dem Wort T´al bezeichnet. T´alch´um ist der Name der Maskendramen, die fast ganzjährig  in Korea aufgeführt werden. Bei diesen Dramen handelt es sich aber nicht nur um Schauspielvorstellungen oder Tanzaufführungen, sondern es sind vielmehr traditionelle Dramen, die sich z.T. auf spielerische Weise mit aktuellen Themen auseinandersetzen, ohne dabei jedoch allzu sehr vom vorgeschriebenen Rahmen abzuweichen. Jeder Maske wird ein bestimmter Charakter oder eine bestimmte Position zugeordnet. Tiere und übernatürliche Wesen erscheinen und Kritik kann in diesem eher fantastischen Rahmen die bizarrsten Züge annehmen. 

Masken werden in zwei Kategorien, religiöse und künstlerische Masken aufgeteilt. In den Dramen erscheinen in der Regel die künstlerischen Masken, aber es kommen bei der Aufführung auch zwangläufig Masken religiösen Inhalts vor.
Die künstlerischen Masken zeichnen sich durch starke und hellen Farben aus. Der Grund liegt darin, weil viele Maskendramen nachts bei Feuerschein stattfanden und dunkelfarbige Masken hätten die Zuschauer nicht gesehen. Beliebte Farben sind rot, schwarz, weiß und grün, die Farbe der Masken charakterisieren zudem das Alter und Geschlecht der Figur. Alte Personen wurden durch die Farbe schwarz, junge Männer durch rot und junge Frauen durch die Farbe weiß gekennzeichnet.

Die Maskendramen sind volkstümliche Kunst die sich in der Choson - Dynastie (1392 - 1910) entwickelt haben. Wesentliche Themen der Dramen waren und sind rituelle Tänze, exorzistische Rituale, Eifersuchtsszenen zwischen der hässlichen Ehefrau und der hübschen Konkubine, des weiteren satirische Kritik an der herrschenden Oberschicht und religiösen Führern.



Die Masken aus dem Dorf Hahoe in der Nähe von Andong:

 

Der Legende nach gab es im Dorf Hahoe um das Jahr 1300 eine Gruppe ruheloser Geister, die nach Ruhe strebten. Eines Nachts erschien einem jungen Mitglied der Ho-Familie einer der Geister im Traum und bat ihn, Masken aus Holz zu fertigen. 
Diese Holzmasken sollten die Geister bei rituellen Tänzen erfreuen. Bevor er sich an die Arbeit machte, wurde der junge Mann von dem Geist darauf aufmerksam gemacht, dass niemand diese Masken entdecken soll, denn sonst würde er auf der Stelle sterben. so verließ er seine Familie und seine Geliebte, zog sich in eine Höhle in den nahegelegenen Berge zurück wo er mit der Arbeit dann begann. An den Masken hatte er schon 100 Tage gearbeitet, als ihn seine Geliebte in seinem Versteck aufstöberte. In dem Moment, als seine Geliebte ihn und die Masken sah, begann er Blut zu spucken und starb.

Zahlreiche traditionelle Feste finden in Hahoe statt, darunter der Hahoe Maskentanz und das "Pyolshin-Kut", ein Tanz, der den einfachen Leuten die Gelegenheit bot, sich über die Obrigkeit lustig zu machen. Das größte Fest ist das Andong Maskentanz-Festival, welches jährlich Ende September bis Anfang Oktober stattfindet. 

Maskenspiele

 

Dae-myon

Pyolshin-kut

 

Pyolshin-kut T´al-Nori ist eines der bekanntesten traditionellen Tanz und Schauspieldramen Koreas. Dieses Drama wird schon Jahrhunderte lang überliefert und in den Dörfern aufgeführt. Normalerweise begann die Aufführung am Neujahrstag nach Mondkalender und wurde dann in den verschiedenen Dörfern bis zum Mitte des ersten Mondmonats fortgeführt. 

Das Drama kombiniert schamanische Rituale mit  populärer Unterhaltung. Ursprünglich wollte man damit die lokalen Götter  günstig stimmen und schlechte Geister aus der Region vertreiben. Die in dem Drama auftretenden Figuren haben allegorischen Charakter. Jeder dieser Charaktere präsentiert eine soziale Klasse. In dem Drama treten auf: Yangban, der arrogante Aristokrat Sonbi, Chung der pedantische Lehrertyp,  der Mönch Imae, der verrückte Diener Paekchong, der harsche Metzger Imae Pune, die Konkubine des Aristokraten Ch´oraengi, der sich ständig einmischende Halmi, die alte Witwe Kakshi, die lokale Gottheit im ersten Akt und die Braut im letzten Akt Chuji, die Löwen Mit diesen Figuren war es möglich, Strittigkeiten und Konflikte, Gerüchte und Anekdoten in das Schauspiel mit einzuweben. Die gespielte Geschichte hat komischen und bissigen Charakter. Die Schauspieler integrieren das Publikum, sprechen mit einzelnen Personen und spotten über aktuelle Ereignisse.

Das Drama wird von einer traditionellen koreanischen, Musikgruppe (Nong-ak) begleitet. Nong-ak ist für Koreas populärste und wahrscheinlich älteste Tanzmusik. Die Gruppe besteht aus einem kleinen Gong, einem großen Gong, einer großen Trommel,  einer langen Trommel und einer Art Oboe. (T´aep´yõngso). 

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Der Ablauf des Dramas gliedert sich in 6 Abschnitte:
1. Mudong Madang 
Kakshi, die lokale Gottheit wird von Musik begleitet auf den Schultern hereingetragen, denn sie darf den Boden nicht berühren. Das Publikum muss der Gottheit Angebote machen, damit Sie ihre Wünsche erfüllt. 

2. Chuji Madang 
Ein weiblicher und ein männlicher Löwe kämpfen tänzerisch miteinander. Der Sieg der Löwin verspricht
gute Ernte und viel Erfolg. Schließlich betritt Ch´oraengi die Bühne und vertreibt die beiden Löwen. Er tanzt
alleine. Paekchong, der verrückte Diener des Lehrers,  betritt die Bühne und tanzt laut lallend an den Zuschauern vorbei.
Ch´oraengi versucht ihn zu mäßigen. Beide gehen zusammen ab. Durch dieses Spiel sollen schlechte Einflüsse sowie böse Geister vertrieben werden. 

3. Paekchong Madang 
Ein Metzger betritt die Bühne. In der Hand hält er einen Korb, in dem sich eine Axt und ein Messer befindet. Er sieht, wie ein Bulle sich ihm tänzelnd nähert. Beide tanzen miteinander eine Weile, bevor der Metzger dann den Bullen tötet. Er schneidet dem Bullen die Hoden ab und nimmt auch noch das Herz des Bullen. Die Zuschauer werden gefragt, ob Sie Interesse daran haben, diese beiden Eingeweide zu kaufen. Da auf das Geschäft eingegangen ist, tanzt er noch eine Weile herum, bevor er die Bühne wieder verlässt. Mit dieser Szene werden die sexuellen Tabus der herrschenden Klasse aufgebrochen und verspottet. 

4. Halmi Madang 
Halmi, die alte Witwe betritt den Schauplatz. Mit 14 Jahren wurde sie schon Witwe, nachdem sie erst drei Tage verheiratet war. Die Genüsse des Lebens hat sie nie kennen gelernt. Sie bettelt im Publikum, bevor sie sich an ihren Webstuhl setzt, sie symbolisiert das Leben voller Entbehrungen der armen Menschen. 

5. P´agyesung Madang
Eine junge Frau geht offensichtlich ein wenig spazieren. Sie schaut sich um, vergewissert sich, daß sie nicht beobachtet wird und pinkelt verstohlen. Dabei wird sie jedoch von einem Mönch beobachtet. Der Mönch beschnuppert die Stelle, wo die junge Frau uriniert hat und entflammt in Leidenschaft. Beide tanzen auf der Bühne. Aus dem Tanz und dem Gebaren des Mönches ist deutlich zu erkennen, welches Ziel der Mönch hat. Am Ende des Tanzes verschwindet der Mönch mit der Frau auf seinem Rücken. Mit diesem Akt wird religiöse Verlogenheit kritisiert. 

6. Yangban und Sonbi Madang  

Der Aristokrat und der Lehrer erscheinen auf der Bildfläche. Jeder versucht schlauer und geistreicher im Wortgefecht zu sein. Beide posieren voreinander und spielen scheinbare Überlegenheit aus. Ch´oraengi verspottet die beiden Wichtigtuer. Der Metzger betritt die Bühne, immer noch bemüht die Hoden und das Herz zu verkaufen. Anfänglich lehnen die beiden das Angebot entrüstet und pikiert ab. Erst als der Metzger ihnen erzählt, dass ihre sexuelle Kraft durch den Genuss des Hodens
wieder erstarken würde, beginnen beide sich um dieses potenzsteigernde Utensil zu streiten. Die alte Witwe, selbst nicht ganz uninteressiert, betritt die Bühne und schlichtet den Streit. Alle Figuren tanzen miteinander und beenden das Schauspiel. 

 

Dae-myon

In den Notizen des Gelehrten Choi Chi-won aus der Shilla - Dynastie finden sich 5 Gedichte. Drei davon sind unzweifelhaft mit Maskenspielen verknüpft. Bei einem von ihnen weist zudem auch der Titel "Dae-myon" (großes Gesicht) darauf hin.. Maskentänze und Maskendramen müssen zur Shilla-Zeit bereits sehr ausgereift gewesen sein.

Alle Tänze in den Schatten stellt Choyong. Dieser Tanz stammt aus der Shilla-Epoche und wurde in den folgenden Dynastien Koryo (918 - 1392) und Choson (1392 - 1910) besonders geschätzt und daher auch vom königlichen Hof gefördert. Die Choreografie blieb bis heute dieselbe. Getanzt wird folgende Geschichte:

Der Shilla-König Hongkang ging eines Tages an der Küste im Süden spazieren. Plötzlich ließ ihn dichter Nebel den Weg verfehlen. Ein Sterndeuter in seiner Begleitung riet ihm, ein frommes Werk zu tun, da dieser Nebel vom Drachen des Ostmeeres geschickt worden sei. Kaum hatte der Monarch befohlen, dass an dieser Stelle der Küste ein Tempel gebaut werden solle, lichtete sich der Schleier und eine strahlende Sonne erschien. In diesem Moment tauchte der  Drache des Ostmeeres aus den Fluten auf - neben sich seine 7 Söhne - und erwies dem König seine Verehrung. Der Herrscher bat den Drachen, seinen Sohn mit in den Palast zu nehmen, ihn mit einem hohen Amt betrauen und mit einer schönen Prinzessin verheiraten zu dürfen, dieser Sohn hieß Choyong. Während der Drachenprinz einmal auf Reise war, zwang eine teuflische Gestalt die Prinzessin zur Liebe, um Choyong bis aufs Blut zu reizen, musste aber zur größten Bestürzung feststellen, dass sich der Prinz nicht reizen ließ. Dieser nämlich tanzte um den Bösen herum und sang:

Ich spielte im Mondlicht der Hauptstadt,
bis der Morgen kam.
Als ich nach Hause zurückkam,
bemerkte ich vier Füße in meinem Bett;
zwei kannte ich,
wem aber gehörten die anderen?
Was einmal mein war,
wurde mir genommen - Was nun?

Als das der Böse hörte, verneigte er sich vor Choyong und versprach: "Da Du mir verziehen hast - wohl wissend, was ich Deiner Frau angetan habe -, und da Du mir nicht zürnst, schwöre ich, dass ich Dein Haus auf immer verschonen werde, vorausgesetzt Du heftest ein Bild von Dir an die Tür, damit ich Dich erkenne".

Seit jener Zeit, der Legende nach ist es die Shilla-Zeit - betrachteten die Koreaner das Antlitz Choyongs als Talisman. Der Tanz mit seiner Maske war dazu gedacht, die bösen Geister auszutreiben. Da für das Volk oft die Adeligen (Yangban) wie böse Geister wirkten, diente der Choyong - Tanz auch dazu, sich über die Oberschicht lustig zu machen.

Bis weit in die Choson - Dynastie erfreuten sich die Adeligen wie das Volk an Maskenspielen. Erst Mitte des 17. Jahrhunderts erreichten es die Konfuzianer, diese Spiele verunglimpfen. Ihnen, und dem ihnen hörigen König Injo, war mehr daran gelegen, die strengen chinesischen klassischen Schriften zum Maßstab der Schicklichkeit zu machen, als das das einheimische Kulturgut. Sie gingen daher in den Untergrund, das Volk hingegen verlangte weiter nach ihnen. Tanz wurde so zu einer Art Massenkultur.

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Die Maskenspiele lassen sich in vier Kategorien einteilen. Die populärste, weil in der Hauptstadt gespielt, ist Sadae. Sie besteht aus 12 Szenen. Es treten 24 Masken auf. Die zweite Kategorie ist das Hase-Spiel, welches 7 Szenen  umfasst und mit 28 Masken arbeitet. Es stammt aus der Hase-Gegend in der Provinz Hwanghae (Nordkorea). Die dritte bildet das Hahoe-Spiel aus der gleichnamigen Gegend nahe Andong in der Nord-Kyongsang-Provinz. Sie kommt mit fünf Szenen und nur 9 Masken aus, wohingegen die Kategorien Yaryu und Ogwangdae sieben Szenen enthalten und zwischen 13 und 29 Masken brauchen. Manchmal werden sie in den Küstengegenden der Süd-Kyongsang- Provinz gezeigt.

Alle Maskenspiele und Maskentänze haben eines gemeinsam, sie wurden nicht nur zur Unterhaltung, sondern vor allem bei rituellen Anlässen aufgeführt. So zum Beispiel das Hase-Maskendrame beim Tano-Fest, am fünften Tag des fünften Monats nach dem Mondkalender, oder die Yaryu und Ogwangdae-Spiele bei schamanischen Festen im ersten Monat nach dem Mondkalender. Gemeinsam ist den Dramen auch deren Inhalt. Es dreht sich stets um Kritik an der herrschenden Klasse (Yangban) und an korrupten Mönchen.

                        



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