Die koreanische Schrift "Han gul" ist ein Gefäß, das den Geist der Koreaner zum Inhalt hat. Mit dieser Schrift drücken die Koreaner ihre Gefühle und Gedanken aus. Früher gab es die Sprache aber keine Schrift, mit der sie niedergeschrieben werden konnte. Aber dann schuf König Sejong der Große Hunmin chongum, also die koreanische Schrift, die heutzutage allgemein Hangul genannt wird. Zuvor benutzen die Koreaner chinesische Schriftzeichen um sich schriftlich auszudrücken. Aber dank Hangul konnte der Geist des koreanischen Volkes schriftlich festgehalten werden. Hangul ist eine lebende Schrift, mit der die koreanische Kultur zum Ausdruck kommt. Sie ist eine Schrift, die die Grundlage des Lebens des koreanischen Volkes darstellt.
Es erzählt Koreanistikprofessor Chon Han-Gap der Chunghang - Universität:
Auf der Welt gibt es 4000 bis 6000 verschiedene Sprachen. Hinsichtlich der Benutzerzahl steht Hangul etwa an 12. Stelle der Welt. Die chinesischen Schriftzeichen haben sich im Laufe von Jahrtausenden entwickelt und von der Antiqua ist ebenfalls nicht bekannt, wann sie entstanden ist bzw. wer sie geschaffen hat. Die japanische Schrift Kana wurde nach dem Vorbild der chinesischen Schriftzeichen entwickelt. Das besondere an Hangul ist, dass diese Schrift von einem weisen König in kurzer Zeit entwickelt wurde. Sie ist ein wichtiges Kulturgut, die seit dem sie vor etwa 500 Jahren geschaffen wurde, den koreanischen Geist zum Ausdruck bringt. Die Koreaner sollten stolz auf Hangul sein. Hangul ist ein glänzendes Kulturgut das die Kultur und Geschichte Koreas in sich trägt und ein wichtiger Bestandteil des Lebens der Koreaner wurde. Die Schaffung des Hangul durch König Sejong des großen war eine herausragende mehrere Jahrhunderte vorausschauende Leistung. |
Eine Schrift muss vor allem leicht zu lesen und zu schreiben sein. Sie muss für alle sachlich und logisch sein. Außerdem muss man damit alle Laute, die die Grundlage der Sprache sind, frei ausdrücken können. Und wenn schon Schriftzeichen geschaffen werden, dann sollten es neue und einzigartige sein, die in keinem anderen Land benutzt werden.
König Sejongs Traum war es, Schriftzeichen zu entwickeln, mit denen man die Laute so niederschreiben konnte, wie sie ausgesprochen werden, und mit dem das Volk keine Schwierigkeit hat, sich auszudrücken. Also Schriftzeichen, die leicht zu lesen und leicht zu schreiben sind. Das Volk konnte beim Amt keinen Einspruch erheben wenn es Beschwerden gab, und konnte auch keine Briefe schreiben, da die chinesischen Schriftzeichen zu schwer zu erlernen waren. König Sejong war ein weiser Monarch, der die missliche Lage des Volkes verstand. So ließ er die Jongum- Behörde einrichten, die mit der Schaffung neuer Schriftzeichen beauftragt wurde. Im Dezember 1443 wurde die koreanische Schrift Hunmin Chongum geschaffen. Hunmin Chongum bedeutet soviel wie "Die richtigen Laute zum Lehren des Volkes".
Herr Ho Um, Leiter der Hangul - Vereinigung erzählt über die Bedeutung der Schaffung von Hangul:
Alle Intellektuellen von damals wollten, dass die koreanische Kultur und das politische System China angepasst werden. Die Koreaner wurden von der chinesischen Kultur stark beeinflusst. Aber König Sejong der Große wusste, dass die Koreaner anders als die Chinesen sind. Am Anfang der Verkündung von Hunmin Chongum wird daher hervorgehoben, dass die Sprache der Koreaner anders als die der Chinesen ist. Ohne einen festen Nationalgeist hätte König Sejong so etwas nicht sagen können. Weiter steht, dass die neue Schrift für das ungebildete Volk geschaffen wurde. Das heißt, dass König Sejong nicht nur das Volk beherrschte, sondern sich auch für die Rechte des Volkes einsetzte. Dieser Gedanke beruht auf der Volkswohlidee und ist der Ausgangspunkt einer Demokratie. |
Nationale Selbständigkeit das war die Grundidee, die König Sejong dazu brachte, eine neue Schrift erstellen zu lassen. Er war ein König für den das Wohlergehen des Volkes an erster Stelle stand. Keine andere Schrift wurde nach den Ideen der nationalen Selbständigkeit und Demokratie erschaffen. Da Hangul für das Volk erarbeitet wurde, war es leicht zu schreiben und zu lesen.
Auszug aus dem Lexikon der koreanischen Kultur, über die logische Struktur von Hangul:
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Die Form der Schriftzeichen für die Vokale unterscheidet sich deutlich von der für die Konsonanten. Die Vokale werden mit einer Senkrechten bzw. einer waagerechten Linie mit einem Punkt dargestellt. Die Konsonanten dagegen mit einem einfachen geometrischen Zeichen. Die Vokale und Konsonanten stehen mit einander in Zusammenhang und können nach ihrer Form in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Die Laute, die in sich in ihrer Aussprache ähnlich sind, haben in ihrer Form eine Gemeinsamkeit. Auch die Antigua ist eine Lautschrift, aber zwischen den einzelnen Buchstaben besteht kein Zusammenhang. Hinsichtlich von der Entwicklung von Schriftzeichen ist Hangul eine einzigartige phonetische Schrift. |
Die Konsonanten, die die Anfangslaute wiedergeben, bilden im Grunde die menschlichen Sprechwerkzeuge ab. Die Buchstabenlinien und Stiegel z.B. stellen die Zunge dar, wie sie beim Aussprechen den Oberkiefer berührt und der Buchstabe kiyok stellt dar, wie die Zungenwurzel den Hintergaumen verschließt. Aufgrund dieser systematischen Prinzipien sagt man, dass Hangul eine logische und wissenschaftliche Schrift ist. In Hangul wird eine Silbe durch die Kombination von nebeneinander- bzw. übereinander angereihte Buchstaben in einem Viereck dargestellt, das zeigt, dass Hangul die Vorzüge einer phonetischen und syllabischen Schrift gleichermaßen besitzt.
Schauen wir uns die Namen der Vokalen und Konsonanten an:
Es erzählt Professor Chon Han-Gap:
Ursprünglich hatten die einzelnen Buchstaben keinen Namen. Erst etwa 80 Jahre nach dem Hunmin Chongum veröffentlicht wurde, im Jahre 1520, gab man den Buchstaben auch Namen. Damals schrieb ein Gelehrter namens Che Tae-Chin mit der neuen koreanischen Schrift ein Buch, mit dem Kinder unterrichtet werden sollten. Dabei gab er den Buchstaben jeweils einen Namen, damit man sie leichter lesen und auswendig lernen konnte. Manche heißen heute allerdings anders als in diesem Buch. |
Im Dezember 1443 war die neue koreanische Hunmin Chongum fertig. Aber König Sejong beeilte sich nicht. Bevor er sie bekannt gab ließ er die Buchstaben nochmals bearbeiten. Über 3 Jahre dauerte es noch, bis das Buch Hunmin Chongum haerye erschien, in dem die Theorien und Anwendungen der neuen Schrift detailliert erklärt werden. Im Jahre 1445 brachte er Yongbiochonga, das erste literarische Werk in der neuen Schrift Hangul zum Abschluss. Erst danach, Anfang September 1446 verkündete er die Schaffung der koreanischen Schrift Hunmin Chongum.
Auszug aus dem Buch Hunmin Chongum haerye, in dem Erläuterungen zur Schrift niedergelegt sind:
Einfach, praktisch und logisch ist die koreanische Schrift Hunmin Chongum, so dass ein kluger Mann sie an einem Vormittag lernen kann und auch ein dummer Mann nur 10 Tage braucht. Wenn man damit eine chinesische Schrift übersetzt, kann sie jeder verstehen und bei einem Rechtsstreit weiß jeder worum es geht und kann beurteilen ob er recht hat. Selbst die Geräusche des Windes, die Schreie der Kraniche und das Bellen der Hunde kann man mit dieser Schrift darstellen.
Professor Chon Gi-Chol, der Seouler Stadtuniversität, erzählt über die Bedeutung von Hunmin Chongum haerye:
Durch das Buch Hunmin Chongum haerye, in dem die koreanische detailliert erklärt wird, wurde bekannt warum Hangul eine vortreffliche Schrift ist. Dieses Buch wurde von einem Gelehrten namens Chon Un-Hae geschrieben. Die Einführung dieses Buches ist nicht besonders bekannt, hat jedoch eine große Bedeutung. Hier steht zuerst, dass es Schriftzeichen geben muss, bei denen man die Geräusche der Natur darstellen kann. Weiter steht dort, dass die Menschen, die in einer anderer Gegend leben, auch eine andere Sprache haben. Viele Länder ahmen die chinesische Schrift nach, die jedoch nicht zu der eigenen Sprache passt, heißt es in diesem Buch. Die koreanische Kultur ist der chinesischen ebenbürtig und die koreanische Sprache unterscheidet sich von der chinesischen. Daher macht es viele Probleme, dass man die chinesischen Schriftzeichen benutzt. Außerdem ist es sehr schwer das Volk zu bilden. Am Ende werden die besondere Eigenschaften von Hunmin Chongum erklärt. In einem Wort soll es eine praktische Schrift sein, die leicht zu erlernen, zu lesen und zu schreiben ist. |
Die Entwicklung von Hunmin Chongum eröffnete in der koreanischen Literatur ein neues Kapitel. 1445 wurde Junbi otchungar, das erste literarische Werk in Hangul vollendet und 1447 schrieb König Sejong der Große selber den Gedichtszyklus Wolin chon-gangjigok, in dem Buddha gepriesen wird. König Sejong schrieb diesen Gedichtszyklus, um sich von der Praxistauglichkeit der neuen Schriftzeichen zu überzeugen. Später wurden unter anderem der Heldenroman Hong Gil Dong und von den Frauen die sogenannte Chjuban-Werke geschrieben, in denen das Leben und die Gewohnheiten der Choson - Dynastie dargestellt sind. Es wurden unzählige literarische Werke geschrieben, deren Autoren zum großen Teil unbekannt sind. So entwickelte sich die koreanische Literatur bis zur Eröffnung des Landes im 20. Jahrhundert.
Am Ende des 19. Jahrhunderts zwangen die westlichen Kräfte Korea seine Häfen zu öffnen. Durch den Einfluss der westlichen Kultur entwickelte sich auch die koreanische Kultur in eine neue Richtung. 1894 wurde die sogenannte Kabo - Reformbewegung ins Leben gerufen, die die Modernisierung Koreas durchsetzen wollte. In allen Bereichen der Gesellschaft wurden eine Reihe von Reformen durchgeführt. Unter anderem wurde der Befehl erlassen, alle offizielle Staatsdokumente in der koreanischen Schrift Hangul anzufertigen.
"Ich der König erlasse das Dekret Nummer 1 über die offizielle Amtschrift. Ab heute sollen alle offiziellen Dokumente von Chinesisch in Koreanisch umgeschrieben werden"
Hunmin Chongum war eine Schrift für das Volk, jedoch für offizielle Dokumente des Staates eine zeitlang nicht verwendet wurde. Erst 450 Jahre nach der Entwicklung von Hunmin Chongum wurde sie offiziell als Staatsschrift anerkannt. Zwar wurde vorläufig eine Erläuterung auf chinesisch hinzugefügt, bzw. wurden chinesische und koreanische Schriftzeichen gemischt verwendet, aber die Verordnung für amtliche Papiere, Hangul zu benutzen, nahm in der Entwicklung der koreanischen Schrift eine wichtige Stellung ein.
Auszug aus einem Artikel der Zeitung Hansungsonbu an, der zeigt, wie man sich bemühte die koreanische Schrift Hangul zu verbreiten:
Die offiziellen Lehranstalten ausgeschlossen absolvierten seit Juli 1907 rund 300 Leute den Mittelkurs über 70 den Oberkurs und etwa 100 den Sommersonderkurs der Hangulschule. Im August 1908 wurde die Akademie für die Erforschung der koreanischen Schrift gegründet, die ihre Aktivitäten vorantrieb."
Warum wurde der ursprüngliche Name der koreanischen Schrift durch Hangul ersetzt?
Als König Sejong sie verkündete hieß sie Hunmin Chongum, oder auch kurz Chongum. Es wurde auch der Name Onmun genutzt. Der Name Hangul wurde erst 1913 von einem Wissenschaftler namens Chu Si-Gion zum ersten Mal verwendet. Dieser Name etablierte sich als 1927 die Zeitschrift Hangul herausgegeben wurde.
Professor Chon Nam-Gap der Chunghang - Universität erzählt:
Zur Zeit von König Sejong ist die koreanische Schrift Hunmin Chongum. Nach der Annexion Koreas durch Japan im Jahre 1910 wurde sie stark unterdrückt. Die koreanischen Volksführer wussten, dass man die koreanische Schrift und Sprache am Leben erhalten musste. In diesem Zusammenhang änderten sie den Namen der koreanischen Schrift von Hunmin Chongum in Hangul. Die Silbe "Han" hat eine tiefere Bedeutung. Sie stammt ursprünglich von dem Verb hadar, was "etwas tun" bedeutet. Aber Han bedeutet auch "gut, viel oder auch Groß". Der Name Hangul wurde von den Wissenschaftler Chu Si-Gion eingeführt. Die Bezeichnung ist etwa 100 Jahre alt. |
Han bedeutet u.a. Eins oder Groß. In diesem Sinne stimmt der Grundgeist des Namens Hangul mit dem von Hunmin Chongum überein.
Im Zuge der sogenannten Politik der Vernichtung der Sprache und Schrift unterdrückten die Japaner rücksichtslos und gewalttätig die koreanische Schrift und Sprache. Aber je grausamer die Unterdrückung wurde, desto größer wurde der Widerstand. Die Benutzung von Hangul war ein Teil der Unabhängigkeitsbewegung. Die eigene Schrift war eine geistige Stütze für das koreanische Volk. Das ist der Grund, warum es in Korea und nur in Korea den Hangul - Tag zur Erinnerung der koreanischen Schrift gibt.
Im Jahre 1926, 480 Jahre nach der Verkündigung von Hunmin Chongum bestimmte die Forschungsvereinigung für die koreanische Sprache den 29. September nach dem Mondkalender, also den 28. Oktober zum Tag, an dem die Verkündigung von Hunmin Chongum gefeiert werden sollte. Dieser Tag wurde nach den Silben Ka und Kya der Kakya - Tag genannt. Damals waren die Chroniken der Ära von König Sejong das einzige Dokument, nach dem man den Tag der Verkündigung von Hunmin Chongum bestimmen konnte. Der 28. Oktober 1926 war der erste sogenannte Kakya - Tag, also der erste Hangul - Tag. Der Dichter Han Jung-Un beschrieb seine Gefühle an diesem herzergreifenden Tag unter der rigorosen Herrschaft Japans folgendermaßen:
Müsste ich meine Eindrücke vom Kakya - Tag beschreiben, würde ich sagen, dass er mir bekannt aber neu, fröhlich und irgendwie traurig vorkommt, so als währe ich nach langem meinem Volk begegnet. Der Mittelpunkt ist schön und die Rührung ist fein. Wie aufeinander gestapelte Säcke ist einerseits eine gewaltige Kraft zu spüren. Ich kann es einem solchen beibringen, der mit dem Mund an der Mutterbrust saugt und mit der Hand die Warze der anderen Brust berührt. Ich kann es auch einem ungebildetem Mädchen oder Jungen beibringen. Sprechen und schreiben sie mit der Kakya - Schrift, sie werden fühlen wie auf ihrer Zunge eine Quelle sprudelt und an einem Pinsel Blumen aufblühen. Darin liegt unser duftiges Leben. Darin löst sich der verwickelte Faden unserer bekannten Liebe. Denken sie viel und singen sie schön. |
Hangul ist eine Schatzkammer in der der Geist des koreanischen Volkes aufbewahrt ist. Je nach dem wie ein Land bei einer Herausforderung von außen reagiert, kann es untergehen aber auch gedeihen. Die koreanische Schrift Hangul stand im engen Zusammenhang mit dem Schicksal Koreas.
Wie reagierten die Koreaner auf die Unterdrückung der Japaner?
Auszug aus dem Buch "Hangul und die koreanische Volkskultur"
Unter dem Vorwand den koreanischen Volksgeist zu fördern, erließ das japanische Generalgouvernement in Korea im August 1911 die Choson - Editionsverordnung, der zur Folge die japanische Schrift und Sprache verbreitet wurde. Diese Politik missbrauchte das Prinzip in einem Land nur eine Sprache zu benutzen. Durch die Verbreitung von Japanisch sollte angeblich der Volksgeist der Koreaner gefördert werden, was jedoch in Wirklichkeit bedeutete, das koreanische Volk den Japanern unterzuordnen. Die Führer der Hangulgruppen darunter Chu Si-Gion entwickelten 1936 mit tatkräftiger Unterstürzung in der Kulturwelt die Standartform der koreanischen Schrift, und 1940 die Richtlinien für die Schreibweise der ausländischen Wörter. 1942 begann man mit der Herausgabe des großen Wörterbuchs der koreanischen Sprache. Die Zeitschrift Hangul, die von der Vereinigung für die koreanische Sprache 1932 gegründet wurde, die Zeitschrift Chon´um, der Forschungsvereinigung der koreanischen Sprache, die privaten Zeitungen die zwischen 1931 und 1934 erschienen, sowie die zahlreichen Hangul - Kurse beeinflussten unter der japanischen Herrschaft das koreanische Volk im großen Maße. |
Der Kampf um den Erhalt der koreanischen Schrift und Sprache wurde um 1930 noch heftiger. Die Kraft des koreanischen Volkes war stärker als die der Kolonialpolitik der Japaner, die Schrift und Sprache der Koreaner vernichten wollten. Zu dieser Zeit war die Hangul - Bewegung Teil der Unabhängigkeitsbewegung. Das Generalgouvernement schaut jedoch nicht nur zu. Im April 1938 wurde eine neue Schulordnung erlassen, der zur Folge an den Schulen der Koreanischunterricht abgeschafft wurde. Anschließend wurde die Benutzung der koreanischen Schrift und Sprache verboten. Die Koreaner wurden gezwungen ausschließlich Japanisch zu sprechen und zu schreiben. Aber es verlief nicht so, wie es sich die Japaner wünschten. Die Koreaner hielten ihre Schrift Hangul beharrlich am Leben. Wenn von der Hangul - Bewegung unter der japanischen Herrschaft die Rede ist, muss vor allem der Forschungsbeitrag Hangul-kal, der 1940 von Cho Hun-Bae geschrieben wurde, erwähnt werden. In diesem Buch werden die theoretischen und historischen Probleme von Hun Min-Chon behandelt.
Professor Yi Chun-Haen der Chunghan - Universität erzählt, wie die heutigen Wissenschaftler dieses Buch bewerten:
Hangu-Kal wurde 1942 veröffentlicht. Es ist ein Forschungsbeitrag in dem die koreanischen Schrift Hangul komplex und von verschiedenen Standpunkten aus gründlich untersucht wird. Er besteht aus 2 Bänden. Der erste Band handelt von der Geschichte und der zweite von der Theorie der koreanischen Schrift. Im ersten Band ist der Originaltext von Hunmin Chongam hare und die Entwicklungsgeschichte von Hangul niedergeschrieben. Im zweiten Band wird die Hangulschrift theoretisch untersucht. Der Autor Cho Hun-Bae war der Erste, der Hangul gewissenhaft erforschte. |
Instinktiv schützten die Koreaner ihre Schrift. In verschiedenen Provinzen Koreas wurden Hangul - Lieder überliefert, mit denen man die Hangulschrift leicht lernen konnte.
Der Folklorist Kim Song-Pun, Professor der Chungham - Universität hat das Wort:
Es gibt traditionelle Lieder, deren Text aus Silben besteht, die man mit der koreanischen Schrift kombinieren kann. Diese Lieder wurden von einem bestimmten Rhythmus und einer Melodie gesungen. Das war eine Art Sprachspiel zum Vergnügen. |
Han wurde dann der Kakya-Tag, der 1926 eingeführt wurde, in Hangul - Tag umbenannt. Die koreanischen Wissenschaftler für die die Hangul - Schrift unter der japanischen Herrschaft wichtiger als das eigene Leben war, entdeckten 1940 in der Stadt Andong in der Nordkyongsang - Provinz eine Ausgabe von Hunmin Chongam haere. Das war ein sehr bedeutungsvolles Ereignis, denn in diesem Dokument sind die Grundidee und das genaue Datum der Verkündigung von Hunmin Chongum niedergeschrieben. Nach diesem Dokument rechneten die Wissenschaftler aus, wann die koreanische Schrift Hunmin Chongum veröffentlicht wurde. Das war nach dem Sonnenkalender der 9. Oktober, der dann zum Hangul - Tag bestimmt wurde.
"Wer Wasser trinkt, der soll daran denken woher es stammt" sagt man in Korea. Es ist wichtig die Geschichte der Hangul - Bewegung zu kennen, durch die trotz hartnäckiger Unterdrückung die koreanische Schrift und Sprache aufrecht erhalten werden konnte.
Hangul ist die Wurzel des koreanischen Nationalgeistes und die Grundlage der heutigen Kultur Koreas. Hangul ist ein wichtiger Bestandteil der Urform der koreanischen Lebenskultur.
Am 15. August 1945 wurde Korea von der japanischen Herrschaft befreit. Das bedeutete auch die Befreiung der Sprache und Schrift. Die koreanischen Wissenschaftler, die unter der japanischen Herrschaft gefangengenommen worden waren, darunter Cho Hun-Bae, Yi Shi-Shin und Yi Gun-Mo, wurden freigelassen. 10 Tage nach dem Befreiungstag, also am 25. August bauten sie die Hangul - Vereinigung, die von den Japanern aufgelöst worden war, wieder auf und riefen eine Bewegung für die Verbreitung von Hangul ins Leben. Die Wiederherstellung von Hangul, das war die dringendste Aufgabe der Wissenschaftler und Politiker.
Es erzählt Herr Jun Chok-Sun, der Leiter der sogenannten Keimblattvereinigung, der damals besonders aktiv mitwirkte:
Als Korea von der japanischen Herrschaft befreit wurde, waren alle so gut wie stumm. Denn die Japaner hatten den Koreaner verboten koreanisch zu schreiben und zu sprechen. Die Schüler wurden z.B. vom Lehrer geschlagen, wenn sie sie koreanisch sprachen. Die Kinder verloren immer mehr den Kontakt zu ihrer Schrift und Sprache. Nach der Befreiung nahm ich mir daher vor, erst einmal Lieder zu schreiben. Denn Lieder sind das beste Mittel für die Belebung einer Sprache. Zuerst wurden die Lieder an den Grundschulen bekannt gemacht. Mit der Zeit übernahm dann die koreanische Schrift und Sprache wieder ihre eigentliche Rolle. |
Die Mitglieder der Hangul - Vereinigung begannen unverzüglich mit der Erarbeitung von koreanische Schulbüchern und veranstalteten Koreanisch-Kurse. Es wurden Koreanischlehrer ausgebildet, die in den Schulen eingesetzt wurden. Die Verbreitung von Hangul war die erste Maßnahme zur Beseitigung der Spuren Japans. Die Zeitschrift Hangul wurde wieder herausgegeben und Wörterbücher wurden gedruckt. Von der Regierung sowie auf privater Ebene wurde die Koreanischbewegung vorangetrieben. Es war eine Zeit, in der die Ansicht verbreitet war, dass man ohne die Herstellung der eigenen Schrift und Sprache nicht vollkommen befreit ist.
Eine Schrift verändert sich mit der Zeit und passt sich dem Leben der Menschen an. Die Sprache beeinflusst das Gemüt eines Volkes, d.h. dass die Sprache ein wichtiger Faktor für die Bildung der Kultur ist. In diesem Sinne repräsentiert die gegenwärtige Alltagssprache die kulturelle und historische Urform eines Volkes.
Wir leben im sogenannten digitalen Zeitalter. Der Großteil der Bevölkerung beginnt und beendet vor dem Computer die tägliche Arbeit. Die ersten Computer wurden der westlichen Sprachstruktur angepasst. Die koreanische Schrift einem Computer lesbar und verwertbar zu machen, gehört jetzt zu den Schlüsseltechniken der koreanischen Softwareindustrie.
Auszug aus dem großen Lexikon des koreanischen Volkes:
Etwa 80 Millionen Menschen weltweit benutzen die koreanische Schrift Hangul. Die Zahl der Computer, die mit koreanischer Software betrieben werden, wird sich bald auf 10 Millionen belaufen und die Nachfrage für koreanische Programme wird demnach immer größer werden. Der inländische Markt für koreanische Software ist groß genug und teilweise kann sie auch exportiert werden. Ausländische Firmen haben den potentiellen Wert des Marktes für koreanische Software bereits erkannt. Microsoft hat z.B. hat mit der Entwicklung von Bearbeitungstechniken von Hangul begonnen und schon einen Hangul - Wordprozessor auf den Markt gebracht.
Auf der Tastatur eines Computers stehen nur die Grundbuchstaben des koreanischen Alphabets, die dann zu einer Silbe kombiniert werden. Mit den 24 Grundbuchstaben, also den 14 Konsonanten und 10 Vokalen kann man alle möglichen Silben bilden. Hangul ist also eine Schrift, die leicht computerisierbar ist und in diesem Sinne auch für das Computerzeitalter geeignet ist.
Trotz der zahlreichen Innovation aus dem Ausland hat die koreanische Schrift überlebt. Nicht zuletzt, weil es von Anfang an eine Schrift für das Volk war. Hangul war ein Gefäß, das die lebende Kultur in sich trug. So wird es auch in Zukunft sein.
( aus der RKI - Sondersendereihe "Die Koreaner auf der Suche nach der Urform ihres Lebens, Teil 9 vom 09.10.2000 )
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